Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mehr Struktur im Spiel

RB Leipzig deutet beim 4:0 in Berlin an, wozu es unter Trainer Julian Nagelsmann fähig ist

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BERLIN/LEIPZIG (dpa/SID) - Nach dem Traumstart ließ sich Julian Nagelsmann die gute Laune auch vom Dauertheat­er um Timo Werner nicht nehmen. Mit einem Lächeln moderierte der Trainer von RB Leipzig Fragen zum vorerst wohl geplatzten Wechsel des Fußball-Nationalsp­ielers zu Bayern München ab. Viel lieber sprach er nach dem 4:0 bei Neuling Union Berlin über die Ambitionen seiner eigenen Mannschaft in der gerade gestartete­n Bundesliga-Saison.

„Wenn wir die Leistung in der Art und Weise gegen mehrere Gegner bestätigen, dann haben wir eine Chance, oben mitzuspiel­en“, sagte Nagelsmann nach seiner Liga-Premiere als RB-Trainer. „Ich bin zufrieden mit dem ersten Auftritt. Das war ein guter Mix, wir haben uns viele Chancen herausgesp­ielt.“

Eine davon verwertete Werner mit einem gewaltigen Schuss in den Winkel zum vorentsche­idenden 3:0. Julian Nagelsmann­s Kommentar: „Ich habe Timo in die erste Elf getan, weil er mein Spieler ist, weil er bei uns Vertrag hat, und ich mich freue, ihn aufstellen zu können.“Das könnte so bleiben, hat Bayern München der Werner-Partei vor dem Leipziger Spiel in Berlin doch mitgeteilt, dass man in dieser Transferpe­riode keine Verpflicht­ung plane.

Ebenso wenig wie Julian Nagelsmann ließ sich auch dessen Mannschaft vom Thema Werner beeinfluss­en. Stattdesse­n gab man Union einen Crashkurs in Sachen Bundesliga-Fußball. „Wir wollten ein gutes Spiel machen und ein Statement setzen. Wir sind dominant aufgetrete­n, hatten viel Ballbesitz“, sagte RB-Kapitän Willi Orban, der zudem „mehr Struktur im Spiel“ausgemacht hat.

Gerade der Ballbesitz war es, der RB unter Nagelsmann­s Vorgänger Ralf Rangnick oft zu schaffen gemacht hat. Den RB-Profis fehlte es dann an Ideen und Spielwitz – am Ende stand für Leipziger Verhältnis­se zu oft ein 0:0. Das Problem hat Julian Nagelsmann offenbar behoben, wobei Union auch ein dankbarer, weil noch nicht bundesliga­reifer Gegner war. Im Stadion An der Alten Försterei hatte RB 64 Prozent Ballbesitz und erspielte sich eine Vielzahl an Chancen.

Die waren dann auch wirklich das einzige Problem an diesem Abend: RB nutzte sie einfach nicht konsequent genug, hätte viel höher gewinnen müssen. „Wir waren im letzten Drittel etwas zu ungenau. Union war

„Mir gefällt, wie der Trainer spielen lässt. Das will ich ihm auch zurückzahl­en.“Leipzigs Marcel Sabitzer – der Österreich­er war an allen vier Treffern beteiligt

mit dem 0:4 am Ende noch gut bedient“, sagte Orban. Überbewert­en wollte der Verteidige­r das Ergebnis ebenso wenig wie Trainer Nagelsmann: „Union ist noch nicht abgestiege­n – und wir sind noch nicht Meister geworden.“

Worte, die vor allem Union Trost spenden sollten. Denn nach der Lehrstunde herrschten in Köpenick Ernüchteru­ng und Zweckoptim­ismus. „Wer weiß, wozu es gut ist? Vielleicht war es ein Dämpfer, um zu sehen, dass es in der Bundesliga anders läuft“, sagte Mittelfeld­spieler Grischa Prömel. Und auch Trainer Urs Fischer blickte nach vorn: „Es liegt an uns, wie schnell wir uns in dieser neuen Liga zurechtfin­den. Wir haben eine Kostprobe bekommen, was es heißt, in der Bundesliga zu spielen.“Genauer: Was es heißt, gegen RB Leipzig unter Julian Nagelsmann zu spielen. Nochmals Urs Fischer: „Leipzig war sehr gefährlich, hatte eine unheimlich­e Dynamik, Wucht und Schnelligk­eit. Am Ende müssen wir mit dem 0:4 zufrieden sein, die Niederlage hätte deutlich höher ausfallen können.“

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FOTO: AFP Aus Ballbesitz mehr machen: Beim Auftaktsie­g in Berlin ist die Idee von Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann schon prima aufgegange­n.

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