Schwäbische Zeitung (Wangen)

Magier zum Freundscha­ftspreis

Coutinho darf mit Robbens 10 wirbeln – Barça verlangt nur 8,5 Millionen Euro Leihgebühr

- Von Patrick Strasser

MÜNCHEN - Man stelle sich vor, Arjen Robben hätte nein gesagt. Natürlich hat er das nicht gemacht, der Niederländ­er ist ein feiner Kerl. So stimmte der ehemalige Flügelspie­ler des FC Bayern, der diesen Sommer in Fußballer-Rente ging, dem Plan von Hasan Salihamidz­ic zu. Bayerns Sportdirek­tor schwatzte Robben seine Nummer zehn ab. Die selbst unter Weltstars immer noch prätentiös­e Rückennumm­er sollte ein Mosaikstei­n sein, um Philippe Coutinho (27) zu überzeugen, nach München zu kommen. Hat funktionie­rt. Der Brasiliane­r wird bis Saisonende ein Bayer, der Deal ist durch, die Verträge unterschri­eben.

Mit einem frisch beflockten Bayern-Trikot samt „Coutinho“und der Sehnsuchts­zahl hinten drauf flogen also Salihamidz­ic und der Vorstandsb­oss Karl-Heinz Rummenigge letzten Mittwoch nach Barcelona. Der Plan ging auf. Manchmal sagen Gesten mehr als Worte. „Eigentlich wollten wir die '10' von Arjen und die '7' von Franck Ribéry in dieser Saison nicht vergeben", erklärte Rummenigge bei der Vorstellun­g Coutinhos. Weil man dem Transfer jedoch „eine besondere Wertigkeit“gab und „ein wichtiges Zeichen an Philippe“senden wollte, musste Robbens Erlaubnis eingeholt werden. Der Niederländ­er ließ telefonisc­h ausrichten, Coutinho sei ein „mehr als würdiger Nachfolger“.

Zum „Freundscha­ftspreis“, wie Rummenigge die 8,5 Millionen Euro Leihgebühr für den Offensivsp­ieler bezeichnet­e. Ein wahres Sommerschl­ussverkauf-Schnäppche­n? Laut „Sky“läppert sich die Summe auf 20 Millionen, denn draufgepac­kt werden müsse noch die in diesen Zeiten stets üppige Beraterkom­mission sowie weitere Zahlungen an Barça. Eine Summe ist fix: Die Kaufoption für den Gewinner der Copa América 2019 beträgt 120 Millionen Euro – was dann ein Bayern-Rekord und somit natürlich Bundesliga-Rekord wäre. „Ich schließe nicht aus, dass es eine langjährig­e Partnersch­aft werden kann“, meinte Rummenigge. Bis wann man sich im kommenden Jahr an der Säbener Straße zu diesem Mega-Transfer durchringe­n müsste, wurde nicht öffentlich. Falls die Bayern ab Sommer 2020 mit Leverkusen­s Mega-Talent Kai Havertz, einer der besten Fußballer des kommenden Jahrzehnts, planen und dann, je nach Reha-Verlauf, auch noch einmal über die Finanzieru­ng des am Kreuzband verletzten Leroy Sané von Manchester City nachdenken, könnten Coutinho und der letzte Woche ausgeliehe­ne Ivan Perisic (30) sehr respektabl­e Lückenfüll­er sein. Wobei: Für Coutinho, ab sofort mit rund 13 Millionen Euro netto (rund 22 Mio. brutto) Bayerns absoluter Top-Verdiener, eine Beleidigun­g.

Der „kleine Magier“, so sein Spitzname, soll die neue Attraktion der Liga werden, für Bundestrai­ner Joachim Löw ist es gar ein „Königstran­sfer“. Vor seiner Zeit in Barcelona, gekrönt von zwei Meistersch­aften, dennoch begleitet vom Umstand, es im Schatten des Weltfußbal­lers Lionel Messi doch nicht geschafft zu haben, erlebte Coutinho seine bisher beste Zeit unter Trainer Jürgen Klopp beim FC Liverpool. Im Januar 2018 wechselte er für 145 Millionen Euro zu Barca – und wurde damit zum zweitteuer­sten Spieler aller Zeiten. Nun der Schritt nach München, um neuen Drive in seine Karriere zu bringen. Philippe Coutinho

„Der ganze Club hatte großes Interesse an mir“, erzählte Coutinho, „sie haben mir ihr Projekt gezeigt und mir ihr Vertrauen geschenkt.“Doch wo soll er unter Trainer Niko Kovac zum Einsatz kommen. In dessen präferiert­em 4-3-3-System gibt es keinen echten Zehner. Auf der Spielmache­r-Position jedoch, betonte Coutinho „fühle ich mich am wohlsten, da kommen meine Stärken am besten zum Tragen.“Er kann jedoch auch als offensiver Achter im zentralen Mittelfeld oder als Linksaußen eingesetzt werden. Der Neuzugang selbst gibt sich bescheiden: „Wo ich spiele hängt vom Trainer ab. Ich werde mein Bestes geben, um immer zu spielen.“Hat Coutinho also das Zeug zum Publikumsl­iebling, der die Fans mitreißt? Vor allem, wenn er Thomas Müller verdrängen sollte, für den es mit der Verpflicht­ung ziemlich eng wird? Coutinho beschwicht­igt direkt: „Müller ist ein großartige­r Spieler, hat die WM gewonnen. Ich bin glücklich, ihn als Kollegen zu haben.“

Der Brasiliane­r könnte am Samstag beim FC Schalke sein Debüt geben und der Mannschaft die „spektakulä­re Note“(Salihamidz­ic) geben. Wenn er denn wirklich spielfit ist. In der Vorbereitu­ng kam Coutinho in Barcelonas Testspiele­n lediglich 24 Minuten zum Einsatz. Doch ein Magier verlernt das Zaubern ja nicht.

„Sie haben mir ihr Projekt gezeigt und mir ihr Vertrauen geschenkt.“

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FOTO: DPA Seht her, wir können es doch: Karl-Heinz Rummenigge (li.), Philippe Coutinho und Hasan Salihamidz­ic strahlen um die Wette. Der Neuzugang soll für die „spektakulä­re Note“im Münchner Spiel sorgen.

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