Argenbahnbrücke nimmt weiter Form an
Dieser Tage heben Mobilkrane den dreiteiligen Überbau ein – Was in den nächsten Monaten noch alles passiert
Zwei Mobilkrane heben dieser Tage den dreiteiligen Brückenüberbau ein.
WANGEN - Die neue Bahnbrücke über die Obere Argen nimmt immer mehr Gestalt an. Am Dienstagnachmittag hat ein Mobilkran den ersten von drei Teilen des Brückenüberbaus eingehoben. Ein Spektakel, dass nicht nur diverse Kamerateams, sondern abermals viele Schaulustige angezogen hat.
„Menschen, Bahnbrücken, Sensationen“: So könnte man das Programm beschreiben, dass die Wangener in diesem Jahr bestaunen dürfen. Nach dem Abbau und dem Wiederaufbau der historischen Bahnbrücke über die Lindauer Straße mit teils spektakulären Bildern und einem „Monster-Kran“ist dieser Tage mit der Brücke über die Obere Argen der „größere Bruder“an der Reihe.
Seit dem Winter wird an der 116 Meter langen und rund 130 Jahre alten Bahnbrücke gearbeitet. Damit das Bauwerk künftig den höheren Belastungen durch die Züge standhalten kann, wurden zunächst die Widerlager verbreitert und dafür insgesamt 42 und bis zu 25 Meter lange Bohrpfähle in den Boden gerammt. Nach Abschluss der Betonarbeiten haben Schwertransporter in den vergangenen Wochen die vorgefertigten Stahlteile für den Überbau angeliefert, die dann vor Ort zusammengeschweißt wurden. Anfang dieser Woche rückten zwei 750-Tonnen-Mobilkrane an, um die drei Brückenteile einzuheben. Die Aktion im Zeitraffer:
Dienstag, 10.30 Uhr: An der Großbaustelle zwischen Allgäustadion und Gehrenberg-Sportplätzen haben sich schon die ersten Schaulustigen eingefunden. Auch TV-Kamerateams aus der Region und sogar eines von der ARD sind da. Noch gibt es jedoch nichts zu filmen, denn die Vorbereitungen am ersten Brückenteil auf der Gehrenberg-Seite dauern länger als ursprünglich geplant. Arbeiter bringen derweil Stahlseile an den rund 36 Meter langen und etwa 130 Tonnen schweren Stahlträger an. Die Spannung steigt.
11.37 Uhr: Die Stahlseile spannen sich, der Stahlkoloss hängt kurze Zeit frei in der Luft. Nach einigen Minuten wird er aber wieder abgelassen, die Aufhängung muss geändert werden. Kurze Verschnaufpause.
11.56 Uhr: Der zweite Versuch, den riesigen Stahlträger anzuheben, klappt. Erst wird das Überbauteil wenige Meter hoch angehoben, dann von den Arbeitern mit Seilen gedreht, bis es parallel zur bestehenden Bahnbrücke ausgerichtet ist. Daraufhin schwenkt der Mobilkran so weit, bis die Enden einen halben Meter über den Widerlagern schweben. Es folgt Millimeterarbeit, bis die endgültige Lage erreicht ist.
12.18 Uhr: Der erste Brückenüberbau setzt auf den Widerlagern auf und wird an den Pfeilern befestigt. „Die Vorstellung ist beendet“, sagt ein Bahnsprecher mit einem Augenzwinkern.
Das war jedoch nur der erste Akt. Bis zum Mittwoch sollen die beiden anderen Brückenteile für den Überbau folgen. Am Dienstagnachmittag hob laut Bahn der zweite Mobilkran den zweiten, gleich großen Stahlträger auf der Stadionseite ein. Am Mittwochvormittag sind dann beide Kräne im Einsatz. Sie werden die beiden etwa 45 Meter langen Fachwerkscheiben des dritten Brückenteils, die am Dienstag noch am alten Zirkusplatz lagerten, ebenfalls in ihre künftige Position bringen. Diese Scheiben werden dann erst auf den Pfeilern miteinander verschweißt. Damit ist das Stahlfachwerk komplett.
Das heißt: fast komplett. Denn bis vor Weihnachten gibt es noch jede Menge zu tun. Zunächst muss das Betondeck verschalt werden. Es folgt die Abdichtung, und anschließend werden die Brückenkappen, also die Randbereiche, angebracht. Darauf befinden sich später Geländer und Schallschutzwände. „Wir wollen das Brückenbauwerk so weit wie möglich noch in diesem Jahr fertig bringen“, sagt Matthias Gunsch, Projektleiter der Bahn. Also mit Lärmschutz und Oberleitungsmasten.
Der Rest soll während der zweiten Streckensperrung Ende Januar bis Ende März erfolgen. Zunächst wird die Bestandsbrücke abgebrochen, danach können die sogenannten Verschubbahnen verlängert werden. Auf denen soll die komplette neue Argenbahnbrücke an die Position der alten geschoben werden. Um das etwa 5500 Tonnen schwere und zehn Millionen Euro teure Bauwerk auf den nahezu reibungsfreien und mit Teflon beschichteten Bahnen zu bewegen, sind hydraulische Pressen nötig. Für diesen letzten großen Arbeitsgang sind mehrere Stunden notwendig. Bis nach der Endmontage die ersten elektrisch betriebenen Züge über die neuen Wangener Bahnbrücken fahren, dauert es noch bis Ende 2020.
Weitere Bilder vom Einheben des Brückenüberbaus finden Sie online unter www.schwäbische.de/ argenbahnbrücke-wg