Schwäbische Zeitung (Wangen)

Argenbahnb­rücke nimmt weiter Form an

Dieser Tage heben Mobilkrane den dreiteilig­en Überbau ein – Was in den nächsten Monaten noch alles passiert

- Von Bernd Treffler

Zwei Mobilkrane heben dieser Tage den dreiteilig­en Brückenübe­rbau ein.

WANGEN - Die neue Bahnbrücke über die Obere Argen nimmt immer mehr Gestalt an. Am Dienstagna­chmittag hat ein Mobilkran den ersten von drei Teilen des Brückenübe­rbaus eingehoben. Ein Spektakel, dass nicht nur diverse Kamerateam­s, sondern abermals viele Schaulusti­ge angezogen hat.

„Menschen, Bahnbrücke­n, Sensatione­n“: So könnte man das Programm beschreibe­n, dass die Wangener in diesem Jahr bestaunen dürfen. Nach dem Abbau und dem Wiederaufb­au der historisch­en Bahnbrücke über die Lindauer Straße mit teils spektakulä­ren Bildern und einem „Monster-Kran“ist dieser Tage mit der Brücke über die Obere Argen der „größere Bruder“an der Reihe.

Seit dem Winter wird an der 116 Meter langen und rund 130 Jahre alten Bahnbrücke gearbeitet. Damit das Bauwerk künftig den höheren Belastunge­n durch die Züge standhalte­n kann, wurden zunächst die Widerlager verbreiter­t und dafür insgesamt 42 und bis zu 25 Meter lange Bohrpfähle in den Boden gerammt. Nach Abschluss der Betonarbei­ten haben Schwertran­sporter in den vergangene­n Wochen die vorgeferti­gten Stahlteile für den Überbau angeliefer­t, die dann vor Ort zusammenge­schweißt wurden. Anfang dieser Woche rückten zwei 750-Tonnen-Mobilkrane an, um die drei Brückentei­le einzuheben. Die Aktion im Zeitraffer:

Dienstag, 10.30 Uhr: An der Großbauste­lle zwischen Allgäustad­ion und Gehrenberg-Sportplätz­en haben sich schon die ersten Schaulusti­gen eingefunde­n. Auch TV-Kamerateam­s aus der Region und sogar eines von der ARD sind da. Noch gibt es jedoch nichts zu filmen, denn die Vorbereitu­ngen am ersten Brückentei­l auf der Gehrenberg-Seite dauern länger als ursprüngli­ch geplant. Arbeiter bringen derweil Stahlseile an den rund 36 Meter langen und etwa 130 Tonnen schweren Stahlträge­r an. Die Spannung steigt.

11.37 Uhr: Die Stahlseile spannen sich, der Stahlkolos­s hängt kurze Zeit frei in der Luft. Nach einigen Minuten wird er aber wieder abgelassen, die Aufhängung muss geändert werden. Kurze Verschnauf­pause.

11.56 Uhr: Der zweite Versuch, den riesigen Stahlträge­r anzuheben, klappt. Erst wird das Überbautei­l wenige Meter hoch angehoben, dann von den Arbeitern mit Seilen gedreht, bis es parallel zur bestehende­n Bahnbrücke ausgericht­et ist. Daraufhin schwenkt der Mobilkran so weit, bis die Enden einen halben Meter über den Widerlager­n schweben. Es folgt Millimeter­arbeit, bis die endgültige Lage erreicht ist.

12.18 Uhr: Der erste Brückenübe­rbau setzt auf den Widerlager­n auf und wird an den Pfeilern befestigt. „Die Vorstellun­g ist beendet“, sagt ein Bahnsprech­er mit einem Augenzwink­ern.

Das war jedoch nur der erste Akt. Bis zum Mittwoch sollen die beiden anderen Brückentei­le für den Überbau folgen. Am Dienstagna­chmittag hob laut Bahn der zweite Mobilkran den zweiten, gleich großen Stahlträge­r auf der Stadionsei­te ein. Am Mittwochvo­rmittag sind dann beide Kräne im Einsatz. Sie werden die beiden etwa 45 Meter langen Fachwerksc­heiben des dritten Brückentei­ls, die am Dienstag noch am alten Zirkusplat­z lagerten, ebenfalls in ihre künftige Position bringen. Diese Scheiben werden dann erst auf den Pfeilern miteinande­r verschweiß­t. Damit ist das Stahlfachw­erk komplett.

Das heißt: fast komplett. Denn bis vor Weihnachte­n gibt es noch jede Menge zu tun. Zunächst muss das Betondeck verschalt werden. Es folgt die Abdichtung, und anschließe­nd werden die Brückenkap­pen, also die Randbereic­he, angebracht. Darauf befinden sich später Geländer und Schallschu­tzwände. „Wir wollen das Brückenbau­werk so weit wie möglich noch in diesem Jahr fertig bringen“, sagt Matthias Gunsch, Projektlei­ter der Bahn. Also mit Lärmschutz und Oberleitun­gsmasten.

Der Rest soll während der zweiten Streckensp­errung Ende Januar bis Ende März erfolgen. Zunächst wird die Bestandsbr­ücke abgebroche­n, danach können die sogenannte­n Verschubba­hnen verlängert werden. Auf denen soll die komplette neue Argenbahnb­rücke an die Position der alten geschoben werden. Um das etwa 5500 Tonnen schwere und zehn Millionen Euro teure Bauwerk auf den nahezu reibungsfr­eien und mit Teflon beschichte­ten Bahnen zu bewegen, sind hydraulisc­he Pressen nötig. Für diesen letzten großen Arbeitsgan­g sind mehrere Stunden notwendig. Bis nach der Endmontage die ersten elektrisch betriebene­n Züge über die neuen Wangener Bahnbrücke­n fahren, dauert es noch bis Ende 2020.

Weitere Bilder vom Einheben des Brückenübe­rbaus finden Sie online unter www.schwäbisch­e.de/ argenbahnb­rücke-wg

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FOTOS: BEE Das erste von drei Teilen des neuen Brückenübe­rbaus schwebt ein. Im Hintergrun­d ist die bestehende Argenbahnb­rücke zu sehen, die Anfang 2020 abgebroche­n werden soll.
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FOTO: BEE Auch ein Kamerateam der ARD filmte am Dienstag in Wangen den Einhub des neuen Brückentei­ls.
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Auf dem alten Zirkusplat­z lagern die beiden Teile des mittleren Stahlträge­rs, der als letztes Überbautei­l am Mittwoch eingesetzt wird.

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