Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wenn Lärm zermürbt

Ehepaar fühlt sich vom Geräusch zweier Luft-Wärmepumpe­n gestört – Schallschu­tz laut Eigentümer eingehalte­n

- Von Marlene Gempp und Franziska Telser

Eine Familie in Kißlegg fühlt sich von zwei Luft-Wärmepumpe­n massiv gestört.

KISSLEGG - Tief brummt es. Der Schall dringt durch Wände, ist nicht nur zu hören, sondern auch zu spüren. An Schlaf ist jetzt nicht mehr zu denken. Das Klingeln des Weckers ist eigentlich eine Erleichter­ung. So geht es Heidi und Alois Pfender an den meisten Morgen, im Sommer wie im Winter. Zwei Luft-Wärmepumpe­n stehen auf dem Grundstück gegenüber und sorgen für Heizung und Warmwasser zweier Nachbarsfa­milien. Das Brummen der Geräte ist aber nicht mehr auszuhalte­n, sagen die Pfenders. Sie wollen etwas ändern.

Seit 24 Jahren leben sie nun schon in ihrem Haus in Kißlegg. Als sie einzogen, war das Grundstück schräg gegenüber unbebaut. Dass hier eines Tages Nachbarn bauen werden, war ihnen klar: „Die Doppelhaus­hälften stören uns überhaupt nicht. Auch mit den Nachbarn selbst haben und wollen wir keinen Streit“, erzählt Alois Pfender. Die Pumpen, die die Warmwasser­versorgung und die Heizung der Nachbarn antreibt, stehen an der Einfahrt vor den Haustüren und seien vom Investor und Bauherrn errichtet worden.

Etwa drei Jahre schon versuchen sie, die Situation zu ändern. Davor seien die Geräusche beim Anspringen der Pumpen zwar auch da gewesen, aber deutlich seltener, da Einzelpers­onen in den Häusern gelebt hätten. Nun sind es zwei Familien, die natürlich öfter Warmwasser und Heizung brauchen. „Die Wärmepumpe­n laufen wirklich lange, wenn sie mal an sind“, sagt Heidi Pfender. Im Sommer gemütlich in den Garten sitzen, das haben sie daher schon lange aufgegeben. „Wir wissen einfach nie, wann die Pumpe angeht. Wir sind ständig auf der Hut.“

Im Winter haben sie einmal 40 Dezibel am Schlafzimm­erfenster gemessen.Das Problem sei aber nicht nur der Lärm, sondern auch die Frequenz. „Manchmal sind wir froh, wenn ein Auto durchfährt. Dann ist das Brummen unterbroch­en“, sagt Alois Pfender. Mit ein paar Nachbarn in der Straße haben sie auch schon gesprochen. Von mindestens einer weiteren Familie wissen sie, die dasselbe Problem mit dem Lärm der Pumpen haben. Diese Familie habe ihre Schlafzimm­er auf die Rückseite des Hauses umgezogen.

„Wir wollen einen effektiven Schallschu­tz. Wir haben den Vermietern der Nachbarn auch schon angeboten, uns zu beteiligen“, erzählt Alois Pfender. Bisher hätten diese aber nichts unternomme­n.

Die Situation sei auch für ihn und seine Familie mittlerwei­le nicht mehr leicht, erklärt einer der Eigentümer. Ihm, seinem Onkel und der Tante gehören die Doppelhaus­hälften.

„Wir haben kein Problem mit der Familie Pfender und wollen das schnell klären, am besten ohne Anwalt.“

Er verstehe allerdings nicht, dass das Problem immer noch bestehe. Es sei bereits ein Techniker der Installati­onsfirma da gewesen und habe einen verschliss­enen Ventilator einer Wärmepumpe ausgetausc­ht. Danach sei diese, auch laut der Familie Pfender, deutlich leiser geworden. Bis vor zwei Jahren habe er gar keine Beschwerde gehört. „Mittlerwei­le hat sich die Familie auf das Thema eingeschos­sen“, glaubt der Eigentümer, der seinen Namen und den seiner Familie nicht in der Zeitung lesen will. „Meine Tante und mein Onkel werden regelmäßig angerufen und haben Infobrosch­üren über Luft- und Wärmepumpe­n im Briefkaste­n und an den Autos. Das ist meiner Meinung nach Stalking.“Das Ehepaar fühlt sich dadurch belästigt: „Wir werden immer wieder damit bombardier­t“, sagt auch der Onkel.

Und das, obwohl das Haus der Familie Pfender 28 Meter von der Pumpe entfernt liege, erklärt dieser weiter. Andere Nachbarn würden viel näher an der Pumpe wohnen und sich nicht gestört fühlen. Es sei vor kurzem sogar extra noch einmal ein Spezialist des Hersteller­s gekommen. Dieser habe festgestel­lt, dass die Lautstärke der Pumpe im Bereich des zulässigen Schallschu­tzes liegt. „Die Firma sagt, dass alles in Ordnung ist.“Sollte einmal festgestel­lt werden, dass die Pumpe tatsächlic­h zu laut ist, seien sie auch bereit, die Kosten für eine Nachrüstun­g zu tragen. Das sei aber nicht der Fall.

Eigentlich wollten die Pfenders bei dem Termin mit dem Spezialist­en dabei sein, aber es hätte ihnen keiner Bescheid gesagt. „Ich hab es dann zufällig gesehen, dass ein Fachmann da ist“, sagt Heidi Pfender. Verändert habe sich die Lautstärke seitdem jedenfalls nicht. „Meine Frau denkt sogar schon darüber nach das Haus zu verkaufen“, erzählt Alois Pfender. Sie hängen zwar sehr an ihrem Zuhause, doch künftig könnten sie so nicht weiter dort wohnen bleiben.

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FOTO: GEMPP
 ?? FOTO: GEMPP ?? Heidi und Alois Pfender leben seit mehr als 20 Jahren in ihrem Haus. Seit etwa vier Jahren ist der Lärm stärker geworden.
FOTO: GEMPP Heidi und Alois Pfender leben seit mehr als 20 Jahren in ihrem Haus. Seit etwa vier Jahren ist der Lärm stärker geworden.

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