Wenn Lärm zermürbt
Ehepaar fühlt sich vom Geräusch zweier Luft-Wärmepumpen gestört – Schallschutz laut Eigentümer eingehalten
Eine Familie in Kißlegg fühlt sich von zwei Luft-Wärmepumpen massiv gestört.
KISSLEGG - Tief brummt es. Der Schall dringt durch Wände, ist nicht nur zu hören, sondern auch zu spüren. An Schlaf ist jetzt nicht mehr zu denken. Das Klingeln des Weckers ist eigentlich eine Erleichterung. So geht es Heidi und Alois Pfender an den meisten Morgen, im Sommer wie im Winter. Zwei Luft-Wärmepumpen stehen auf dem Grundstück gegenüber und sorgen für Heizung und Warmwasser zweier Nachbarsfamilien. Das Brummen der Geräte ist aber nicht mehr auszuhalten, sagen die Pfenders. Sie wollen etwas ändern.
Seit 24 Jahren leben sie nun schon in ihrem Haus in Kißlegg. Als sie einzogen, war das Grundstück schräg gegenüber unbebaut. Dass hier eines Tages Nachbarn bauen werden, war ihnen klar: „Die Doppelhaushälften stören uns überhaupt nicht. Auch mit den Nachbarn selbst haben und wollen wir keinen Streit“, erzählt Alois Pfender. Die Pumpen, die die Warmwasserversorgung und die Heizung der Nachbarn antreibt, stehen an der Einfahrt vor den Haustüren und seien vom Investor und Bauherrn errichtet worden.
Etwa drei Jahre schon versuchen sie, die Situation zu ändern. Davor seien die Geräusche beim Anspringen der Pumpen zwar auch da gewesen, aber deutlich seltener, da Einzelpersonen in den Häusern gelebt hätten. Nun sind es zwei Familien, die natürlich öfter Warmwasser und Heizung brauchen. „Die Wärmepumpen laufen wirklich lange, wenn sie mal an sind“, sagt Heidi Pfender. Im Sommer gemütlich in den Garten sitzen, das haben sie daher schon lange aufgegeben. „Wir wissen einfach nie, wann die Pumpe angeht. Wir sind ständig auf der Hut.“
Im Winter haben sie einmal 40 Dezibel am Schlafzimmerfenster gemessen.Das Problem sei aber nicht nur der Lärm, sondern auch die Frequenz. „Manchmal sind wir froh, wenn ein Auto durchfährt. Dann ist das Brummen unterbrochen“, sagt Alois Pfender. Mit ein paar Nachbarn in der Straße haben sie auch schon gesprochen. Von mindestens einer weiteren Familie wissen sie, die dasselbe Problem mit dem Lärm der Pumpen haben. Diese Familie habe ihre Schlafzimmer auf die Rückseite des Hauses umgezogen.
„Wir wollen einen effektiven Schallschutz. Wir haben den Vermietern der Nachbarn auch schon angeboten, uns zu beteiligen“, erzählt Alois Pfender. Bisher hätten diese aber nichts unternommen.
Die Situation sei auch für ihn und seine Familie mittlerweile nicht mehr leicht, erklärt einer der Eigentümer. Ihm, seinem Onkel und der Tante gehören die Doppelhaushälften.
„Wir haben kein Problem mit der Familie Pfender und wollen das schnell klären, am besten ohne Anwalt.“
Er verstehe allerdings nicht, dass das Problem immer noch bestehe. Es sei bereits ein Techniker der Installationsfirma da gewesen und habe einen verschlissenen Ventilator einer Wärmepumpe ausgetauscht. Danach sei diese, auch laut der Familie Pfender, deutlich leiser geworden. Bis vor zwei Jahren habe er gar keine Beschwerde gehört. „Mittlerweile hat sich die Familie auf das Thema eingeschossen“, glaubt der Eigentümer, der seinen Namen und den seiner Familie nicht in der Zeitung lesen will. „Meine Tante und mein Onkel werden regelmäßig angerufen und haben Infobroschüren über Luft- und Wärmepumpen im Briefkasten und an den Autos. Das ist meiner Meinung nach Stalking.“Das Ehepaar fühlt sich dadurch belästigt: „Wir werden immer wieder damit bombardiert“, sagt auch der Onkel.
Und das, obwohl das Haus der Familie Pfender 28 Meter von der Pumpe entfernt liege, erklärt dieser weiter. Andere Nachbarn würden viel näher an der Pumpe wohnen und sich nicht gestört fühlen. Es sei vor kurzem sogar extra noch einmal ein Spezialist des Herstellers gekommen. Dieser habe festgestellt, dass die Lautstärke der Pumpe im Bereich des zulässigen Schallschutzes liegt. „Die Firma sagt, dass alles in Ordnung ist.“Sollte einmal festgestellt werden, dass die Pumpe tatsächlich zu laut ist, seien sie auch bereit, die Kosten für eine Nachrüstung zu tragen. Das sei aber nicht der Fall.
Eigentlich wollten die Pfenders bei dem Termin mit dem Spezialisten dabei sein, aber es hätte ihnen keiner Bescheid gesagt. „Ich hab es dann zufällig gesehen, dass ein Fachmann da ist“, sagt Heidi Pfender. Verändert habe sich die Lautstärke seitdem jedenfalls nicht. „Meine Frau denkt sogar schon darüber nach das Haus zu verkaufen“, erzählt Alois Pfender. Sie hängen zwar sehr an ihrem Zuhause, doch künftig könnten sie so nicht weiter dort wohnen bleiben.