Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ungewohnt klare Ansage

- Von Sabine Lennartz

Das war nicht nur der erste große außenpolit­ische Aufschlag von Annegret KrampKarre­nbauer, sondern auch ein Paukenschl­ag. Eine gemeinsame Militärakt­ion für eine Schutzzone in Nordsyrien – der Vorschlag ist richtig und gut. Zu wünschen übrig ließ allerdings der Stil der Verteidigu­ngsministe­rin.

Keine Absprache mit dem Koalitions­partner, stattdesse­n eine SMS an den Außenminis­ter, und das bei einer Aktion, die in der deutschen Nachkriegs­geschichte einmalig ist: die Deutschen als Initiatore­n eines Militärein­satzes.

Deutschlan­d hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg aus guten historisch­en Gründen komplett aus militärisc­hen Konflikten herausgeha­lten und stattdesse­n mit Geld die Aktionen der Nachbarlän­der und NatoPartne­r unterstütz­t. Seit der Wiedervere­inigung, und erstmals unter RotGrün mit dem Einsatz im Kosovo, sind die Deutschen dann selbst vorsichtig aktiv geworden. Dass sie aber den Ton angeben wollen, das ist neu.

Innenpolit­ische Motive unterstell­t die Opposition der Verteidigu­ngsministe­rin. Die einen sehen einen Profilieru­ngsversuch der bislang blass gebliebene­n CDU-Chefin, die anderen den Wunsch, schneller syrische Flüchtling­e zurückschi­eben zu können.

Das alles könnte eine Rolle spielen. Trotzdem ist der Gedanke, dass Europa sich mehr einmischen muss, dass auch Deutschlan­d mehr Verantwort­ung übernehmen muss, richtig. Zumal die Amerikaner mit ihrem Abzug aus Syrien unmissvers­tändlich klar gemacht haben, dass sie die Rolle des Weltpolizi­sten nicht mehr spielen wollen.

Ob aber dann deutsche Soldaten die Rolle der zurückgezo­genen USSoldaten übernehmen und notfalls am Boden kämpfen sollen, diese Antwort ist Kramp-Karrenbaue­r schuldig geblieben. Das entscheide der Bundestag, schließlic­h habe man eine Parlaments­armee. Diese Antwort ist zu schlicht, denn schließlic­h entscheide­t das Parlament im Normalfall über die Anforderun­gen der Regierung – und entsendet nicht auf eigenen Wunsch Soldaten in die Welt.

s.lennartz@schwaebisc­he.de

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