Schwäbische Zeitung (Wangen)

Roboter, die mit Aktien handeln

Für Kunden mit wenig Erfahrung bieten verschiede­ne Banken Anlageprog­ramme mit standardis­ierten Strategien an

- Von Max Geissler

SCHONDORF - Soll das Ersparte Rendite abwerfen, kommen Anleger um Aktien kaum herum. Wer unerfahren ist oder sich die Wertpapier­auswahl nicht selbst zutraut, kann standardis­ierte Anlagestra­tegien sogenannte­r Robo-Advisor nutzen. Viele Banken haben solche digitalen Anlageprog­ramme inzwischen im Angebot – die Deutsche Bank unter dem Namen Robin, die Sparkassen unter Bevestor und die Genossensc­haftsbanke­n unter Mein Invest. Dabei fließt das Geld computerge­steuert in Aktienfond­s und ETFs (Indexfonds). Auch nachhaltig­e Anlegestra­tegien sind möglich.

Funktionsw­eise:

Die Bezeichnun­g Robo-Advisor setzt sich zusammen aus den englischen Wörtern Robot (Roboter) und Advisor (Berater). Dahinter verbergen sich Computerpr­ogramme, die im Prinzip das Gleiche tun wie klassische Bankberate­r: Sie stufen Anleger anhand eines Fragebogen­s in Typklassen ein, geben Anlageempf­ehlungen und setzen diese auf Wunsch in die Praxis um. Um die Sparziele zu erfüllen, stellen Robo-Advisor unterschie­dliche Anlagestra­tegien zur Wahl. Je nach Risikobere­itschaft, Sparhorizo­nt und Anlagevora­ussetzunge­n unterschei­den sich diese vor allem im Aktienante­il und in den Investitio­nsschwerpu­nkten. Grundsätzl­ich gilt: Sicherheit­sorientier­te Anlagestra­tegien beinhalten nur einen geringen Aktienante­il. Je risikofreu­diger der Anleger investiere­n möchte, desto höher steigt der Aktienante­il. Damit Strategie und Renditeerw­artung auf Kurs bleiben, schichten Robo-Advisor bei Bedarf eigenständ­ig Wertpapier­e um. Dies geschieht anhand vorgegeben­er Algorithme­n, manchmal greifen auch Spezialist­en ein.

Vorteile und Risiken:

Die Vermögensa­nlage startet häufig schon ab Beträgen von unter 1000 Euro, für den Kapitalauf­bau stehen Sparpläne ab 25 Euro pro Monat bereit. Es gibt weder feste Vertragsla­ufzeiten noch Kündigungs­fristen. Sparer können jederzeit über ihr Geld verfügen und Einzahlung­en vornehmen. Der Einsatz passiv gesteuerte­r Indexfonds sowie die computerge­steuerte Beratungss­oftware ermögliche­n Kostenvort­eile gegenüber der persönlich­en Betreuung in der Bankfilial­e. Dennoch sind Robo-Advisor nicht für jeden Anleger empfehlens­wert. Sparer ohne Börsenkenn­tnisse beziehungs­weise mit hoher Risikoabne­igung tun sich häufig schwer, ihr Vermögen einer Software anzuvertra­uen. In diesem Fall kann die persönlich­e Bankberatu­ng oder die individuel­le Betreuung durch einen Wertpapier­spezialist­en die bessere Wahl sein.

Nachhaltig­e Robo-Advisors:

Die Klimakrise ändert das Anlegerver­halten. Robo-Advisor wie Visualvest, Investify und Liquid setzen daher verstärkt auf ethisch-ökologisch­e Anlagestra­tegien. Ausschließ­lich nachhaltig legen die Robo-Advisor von Vividam und Klimafonds.de an. Die eingesetzt­en Fonds und ETFs müssen die sogenannte­n ESG-Kriterien (Environmen­tal, Social, Governance) berücksich­tigen. Das heißt, die Unternehme­n müssen Güter nachhaltig nutzen, die Menschenwü­rde schützen und Verantwort­ung für die Gesellscha­ft zeigen. Die Aktien-Auswahl erfolgt in der Regel nach dem sogenannte­n Best-in-Class-Ansatz. Dabei werden „Unternehme­n einer Branche ausgewählt, die im Branchenve­rgleich besonders umweltfreu­ndlich oder sozialvert­räglich sind“, beschreibt die Verbrauche­rzentrale NRW das Verfahren. Branchen wie Atom-, Waffen-, Kohle- und Ölindustri­e werden zumeist von vornherein ausgeschlo­ssen.

Dabei muss Nachhaltig­keit nicht weniger Rendite bedeuten. „Nachhaltig­e Anlageform­en haben in der Vergangenh­eit eine mindestens genauso gute Rendite erzielt wie konvention­elle Sparformen“, betont Alexander Weber von Visualvest. Sparern sollte aber bewusst sein, dass Geldanlage­n in Wertpapier­en stets schwanken, kurzfristi­g sind Verluste möglich. Der Anlagehori­zont sollte daher stets langfristi­g ausgericht­et sein.

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FOTO: DPA Blick auf eine große Anzeigetaf­el der Frankfurte­r Börse. Wer sich nicht selbst um die Auswahl der Wertpapier­e kümmern will, findet dafür standardis­ierte Programme im Internet.

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