Kurze Anfahrt, große Aufgabe
Drei Tage nach der Supercup-Niederlage treffen die VfB-Volleyballer auf die SVG Lüneburg – Dort muss vor allem der Kopf mitspielen
FRIEDRICHSHAFEN - Eine weite Anfahrt hatten sie diesmal nicht. Gerade einmal 130 Kilometer trennen Hannover, wo die Volleyballer des VfB Friedrichshafen am Sonntag den Supercup an die Berlin Recycling Volleys abgeben mussten, und Lüneburg, wo am Mittwoch das nächste Ligaspiel ansteht. Schon am Montag reisten die Friedrichshafener deshalb nach Lüneburg. In aller Ruhe konnten sie dort ein Krafttraining absolvieren, am Dienstag dann noch ein Balltraining. Nahezu HeimspielFeeling also? „Nicht ganz“, sagt VfBTrainer Michael Warm.
„Es ist zwar super, dass wir nicht schon wieder elf Stunden im Bus verbringen müssen. Aber in Lüneburg zu spielen ist trotzdem unangenehm. Die Halle ist eng. Es passen nur ungefähr 800 Leute rein. Das ist als würdest du gegen eine Wand spielen.“Ganz wichtig sei deshalb die Mentalität und die Emotionalität – Dinge, die den Friedrichshafenern bei der 0:3-Niederlage am Sonntag gegen die ewigen Rivalen aus Berlin fehlten. Dort gingen die Häfler weitgehend sang- und klanglos unter, hatten den Berlinern – bis auf den ersten Satz – wenig entgegenzusetzen. Es habe am Kampfgeist und der Emotionalität gefehlt, kritisierte VfB-Libero Markus Steuerwald anschließend.
Lüneburg trainiert alle Muskeln, auch die im Gehirn
Gegen Lüneburg soll das besser laufen. Wenngleich die Lüneburger sich unter ihrem Trainer Stefan Hübner ausgerechnet die Emotionalität auf die Fahnen geschrieben haben. Seit der vergangenen Saison arbeitet die SVG mit einer Achtsamkeitstrainerin. Man investiere nicht nur in Balltraining, sondern auch in die spirituelle und mentale Seite des Sports, erklärte Lüneburgs Trainer Stefan Hübner vor einiger Zeit. „Auch den Muskel Gehirn muss man permanent trainieren, um im richtigen Moment die perfekte Leistung abzurufen. Genau das zeichnet Champions aus.“
Von Friedrichshafens SupercupNiederlage lässt sich SVG-Trainer Stefan Hübner nicht blenden. „Das sind schon alles gute Leute, die spielen alle schon auf sehr anständigem Niveau – auch wenn sie erst kurz zusammen sind und die Abstimmung noch Zeit braucht“, wird er in einer Pressemitteilung zitiert. „Wir bereiten uns wie immer gut vor und wissen, dass wir auf jeden Fall diszipliniert spielen müssen.“Damit es dann am Ende zum vielleicht zweiten Heimsieg der „LüneHünen“gegen die Häfler reicht – der bisher einzige gelang in der Saison 2015/16 mit einem 3:1. Die Statistik spricht also für den VfB Friedrichshafen. Doch Michael Warm blickt nicht gerne zurück, schon gar nicht auf irgendwelche Statistiken. „Der Name Friedrichshafen und irgendwelche alten Erfolge reichen nicht, um zu gewinnen. Wir müssen uns jeden Sieg aufs Neue erarbeiten.“
Einen Mentalcoach gibt es in Friedrichshafen für diese Aufgabe nicht – noch nicht, geht es nach Warm. „Das ist ein wichtiger Bereich. Wir werden schauen, ob wir den irgendwann etablieren können. Aber dafür brauchen wir Partner aus der Region.“Im Moment ist das noch Zukunftsmusik. Erstmal will Friedrichshafen die Lüneburger schlagen, nicht im Kopf, sondern ganz real auf dem Feld. „Lüneburgs Kernelement ist die Blockabwehr“, sagt Warm. „Darauf müssen wir uns einstellen.“Das Team um Cheftrainer Stefan Hübner hat sich in der Sommerpause unter anderem mit Nationalspieler Anton Brehme verstärkt. Wie auch die Häfler starteten die Lüneburger mit zwei Siegen in die Bundesligasaison, wobei sie im Duell gegen den TV Rottenburg Schwierigkeiten hatten. Am Ende stand jedoch ein 3:2 Auswärtssieg, der der SVG mit fünf Punkten den vierten Platz in der Tabelle bescherte.
Einfach wird es für die Häfler wohl in keinem Fall. Auf die Supercup-Niederlage rückblickend wünscht sich Kapitän Markus Steuerwald, den Spieß in dieser Spielzeit endlich umzudrehen. „Die letzten drei Jahre haben wir den Supercup gewonnen und sind am Ende nicht Meister geworden. Wenn es diese Saison anders herum ist, nehmen wir die Niederlage gerne in Kauf.“