Schwäbische Zeitung (Wangen)

Neues Mandat schafft Vertrauen

- Von Ludger Möllers l.moellers@schwaebisc­he.de

Nicht nur die Blicke der Kurden richten sich heute auf den Bundestag, auch die Verbündete­n und die Regierung des Irak werden nach Berlin schauen und verfolgen, wie der Bundestag über die Verlängeru­ng des Bundeswehr­mandats für den Kampf gegen die Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) abstimmt. Dass die SPD sich lange geweigert hatte, den seit 2015 laufenden Einsatz weiterzufü­hren, hatte im Sommer für erhebliche Irritation­en bei den Partnern in der „Koalition der Willigen“gesorgt.

Der Beitrag der Bundeswehr ist zwar auf 800 Mann begrenzt, internatio­nal aber hoch angesehen: Die Besatzunge­n von Tornado-Jets stellen von Jordanien aus Luftaufklä­rung über Syrien und dem Irak bereit, die keine andere Nation liefert. Deutsche Soldaten leisten Ausbildung­shilfe für irakische und kurdische Sicherheit­skräfte, die Peschmerga.

Nach dem Abzug der US-Truppen aus dem Nordirak, den die Kurden als Verrat bewerten und auf den hohen Blutzoll hinweisen, den sie im Kampf gegen den IS zu entrichten hatten, sind Beiträge wie jener der Bundeswehr vor allem im Nordirak, in der Autonomen Region Kurdistan, doppelt wichtig: militärisc­h und moralisch. Militärisc­h, denn die kurdischen Soldaten haben jede, auch die einfachste taktische Ausbildung bitter nötig, wie die Verluste der vergangene­n Jahre zeigten. Moralisch, weil die Kurden sich von Feinden umgeben sehen: dem türkischen Despoten im Norden, den iranischen Mullahs im Osten, der eigenen Regierung im Süden und dem syrischen Schlächter Assad im Westen. Einzig Freunde im Ausland verbleiben ihnen – vor allem die Deutschen, die unmittelba­r nach dem IS-Überfall im August 2014 Waffen lieferten.

Der Bundestag hat die Chance zu zeigen, dass Worten Taten folgen, und sich von Großsprech­ern ohne Mandat wie Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r abzuheben: Denn dass der Vorstoß der Wehrressor­tchefin für eine internatio­nal garantiert­e Sicherheit­szone in Nordsyrien eine Worthülse bleiben dürfte, hat sich auch im Nahen Osten herumgespr­ochen.

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