Ein Teufelskerl mit Engelsstimme
„Zoros Solo“spielt ganz wunderbar mit Klischees
Dieser Film will viel, bloß nicht politisch korrekt sein: In „Zoros Solo“bekriegt sich ein kleiner afghanischer Macho mit einer christlichen Chorleiterin. Diese Frau Lehmann ist spröde wie ein Stück morsches Holz. Sie probt täglich mit den Jungen in ihrem christlichen Knabenchor, dabei hasst sie Kinder. Die schroffe, alte Jungfer ist eine Paraderolle für Andrea Sawatzki – und ein spannender Widerpart für den talentierten Nachwuchsdarsteller Mert Dincer in der Hauptrolle des Bengels Zoro.
Mit dem ungewöhnlichen Darstellerduo stellt der norddeutsche Regisseur Martin Busker in seinem Debütfilm
„Zoros Solo“sein feines Gespür für skurrile Komik unter Beweis. Er stattet seine Hauptfiguren mit Wünschen aus, die nicht widersprüchlicher sein könnten: Während der afghanische Flüchtlingsjunge Zoro mit einer selbst gebauten Bombe den vergoldeten Jesus vom Kreuz sprengen will, um damit Geld zu machen, hat es Frau Lehmann auf Preise für ihren christlichen Chor abgesehen.
So gerät der Hamburger Schauspieler Mert Dincer („Willkommen bei den Hartmanns“) als Möchtegern-Macho Zoro, der auch noch eine ganz und gar engelhafte Stimme hat, immer wieder mit Frau Lehmann aneinander. Er ist frech, vorlaut und gibt gern frauenfeindliche Sprüche von sich, um den starken Macker zu markieren. Doch das ist nur Fassade. In Zoros Inneren tobt die Sehnsucht nach seiner Familie.
Regisseur Busker will viel vereinen: Heranwachsenden-Drama, Flüchtlingstragödie, Jugendkomödie. Tatsächlich gelingt der Spagat. Denn der Film spießt Klischees auf, wo er nur kann. Zoro nennt Frau Lehmann eine „Bitch“oder noch schöner: „Frau Bitch“. Er ist für sie ein „Bastard“. Der Film „Zoros Solo“ist dabei nicht zuletzt eine Persiflage auf die deutsche Wutbürgerschaft. (dpa)