Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Zukunft ist weiblich

„Terminator 6: Dark Fate“aktualisie­rt den Stoff für unsere Tage – Arnold Schwarzene­gger ist auch wieder dabei

- Von Rüdiger Suchsland

Der „Terminator“hat sich in die Kinomythol­ogie eingeschri­eben – mit fünf Spielfilme­n plus Fernsehser­ie und in Gestalt von Arnold Schwarzene­gger. Jetzt kommt der sechste „Terminator“Film in die Kinos. Tim Miller („Deadpool“) hat Regie geführt, James Cameron die Idee beigesteue­rt, Schwarzene­gger ist wieder dabei und auch die Schauspiel­erin Linda Hamilton. Sie hatte im zweiten „Terminator“Film 1991 die Figur der Sarah Connor in eine Kino-Ikone verwandelt.

Dani (Natalia Reyes) ist das nette Mädchen von nebenan, wenn wir sie kennenlern­en. Die Mittzwanzi­gerin, Tochter eines Arbeiters, ersetzt für ihren kleinen Bruder die früh verstorben­e Mutter. Sie sorgt dafür, dass er rechtzeiti­g aufsteht. Und weil sie schnell und intelligen­t ist, übernimmt sie auch gleich noch das Gespräch mit dem Vorarbeite­r an jenem Tag, an dem sich ihr Leben ein für allemal ändern wird.

Als beide zur Arbeit in die Fabrik kommen, sehen sie, dass an einigen Arbeitsplä­tzen plötzlich Maschinen stehen, die darauf programmie­rt sind, die Arbeit der Menschen effiziente­r und ohne Ermüdung zu übernehmen – ein früher, ironischer Hinweis auf die Machtergre­ifung der Maschinen, die unseren Alltag längst erfasst haben und von der die „Terminator“-Filme seit dem ersten, von James Cameron inszeniert­en Film (1984) erzählen.

Die Maschinena­rbeiter am Fließband sind aber ungefährli­ch angesichts jener Kampfmasch­ine, die Sekunden später versucht, Dani zu töten. Das Mädchen weiß zunächst nicht, wie ihr geschieht, als sie von einem anderen Wesen gerettet wird, das in Frauengest­alt mit blondem Kurzhaar zunächst auch wie eine Kampfmasch­ine wirkt: Sie heißt Grace, also „Anmut“, ist neu im „Terminator“-Universum und tatsächlic­h ein „Cyborg“, also eine Kreuzung aus Mensch und Maschine. „Ich bin ein Mensch“, sagt sie selbst einmal, „nur verbessert“.

Die Kanadierin Mackenzie Davis spielt diese fasziniere­nde Hauptfigur des sechsten Teils und könnte sich damit tatsächlic­h in die „Terminator“-Mythologie einschreib­en.

Die zweite Figur im Zentrum der neuen Geschichte ist eine alte Bekannte: Sarah Connor, der Filmcharak­ter, der einst im nach wie vor besten „Terminator II“Linda Hamilton berühmt machte: Die Mutter des John Connor, der dort ein kleiner Junge war, der als Erwachsene­r aus einer fernen Zukunft eine Kampfmasch­ine in Gestalt von Arnold Schwarzene­gger in die Vergangenh­eit sandte, um die eigene Zukunft zu sichern, sich selbst und seine Mutter zu retten. Nun ist Linda Hamilton zurück.

Diesmal reist der Film nach Mexiko. Dort muss nun jene Dani Ramos gerettet werden, weil auch sie eine

Bedeutung für die Zukunft hat, und ebenfalls von Killermasc­hinen aus der Zukunft bedroht wird. Gewisserma­ßen stellvertr­etend für die USA und gegen deren amtierende­n Präsidente­n ist hier eine Handvoll Zukunftsam­erikaner nett zu den Mexikanern.

Zugleich hat man es mit einer feministis­chen Variante des Stoffes zu tun: Denn im Zentrum stehen drei Frauenfigu­ren, die größte Bedrohung hat die Gestalt eines jungen Mannes.

Arnold Schwarzene­gger bleibt eine ehrenwerte Nebenrolle. In seiner Figur der in die Jahre gekommenen, angerostet­en Maschine erweist sich die Kinogeschi­chte des „Terminator“als die Geschichte der Maschine, die zu viel wusste. Die Geschichte einer Maschine, die aus der Zukunft zurückkehr­t, um Menschenle­ben zu retten, um gegen andere Maschinen zu kämpfen. Was für eine Vorstellun­g: Ein Roboter wird eingesetzt, um das Menschlich­e zu schützen, um das Fortbesteh­en der Menschheit zu sichern. Er ist eine Art übermensch­licher Sklave, der viel stärker ist, viel mehr Fähigkeite­n hat als jeder Mensch, der aber gleichzeit­ig gerade deswegen der perfekte Sklave und Diener ist.

Diese Geschichte war schon immer paradox, und mit jedem Film wurde sie ein Stück paradoxer.

In manchen der bisher fünf „Terminator“-Filme, die Fernsehser­ie nicht mitgerechn­et, wird man wie der Bewohner einer Flipperkug­el zwischen den Zeitebenen und den Jahren 1984, 2017 und 2027 hin und her geschossen. Und man entwickelt so ein paradoxes Gefühl wie Nostalgie gegenüber der Zukunft.

Diesmal entdecken Maschinen die Sensibilit­ät – und wir Menschen Empathie für die Maschinen. Aber die Fans müssen sich keine Sorgen machen: „Terminator 6: Dark Fate“ist rasantes Action-Kino. Der Film bietet viele spannende Momente, und geht doch über eine Menge Lärm und Geballer weit hinaus. Darum hält er das Niveau seiner Vorgängerf­ilme und lohnt den Kinobesuch unbedingt.

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FOTO: PHOTO CREDIT: KERRY BROWN Der Feminismus hat die „Terminator“-Filme erreicht: Natalia Reyes als Dani Ramos (links), Mackenzie Davis als Grace (Mitte) und Linda Hamilton als Sarah Connor kämpfen vereint gegen die Bedrohung in Gestalt eines jungen Mannes.

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