Schwäbische Zeitung (Wangen)

Dem Urknall auf der Spur

Deutsches Röntgentel­eskop „eRosita“liefert erste Bilder aus dem All

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GARCHING (dpa) - Das deutsche Röntgentel­eskop „eRosita“hat gut ein Vierteljah­r nach seinem Start ins All erste Aufnahmen geliefert. Sie zeigen unter anderem unsere Nachbargal­axie – die Große Magellansc­he Wolke – sowie zwei Galaxienha­ufen in einer Entfernung von etwa 800 Millionen Lichtjahre­n.

Das Max-Planck-Institut für extraterre­strische Physik (MPE) in Garching veröffentl­ichte jetzt Bilder bunter Strukturen, die heiße Gase sowie bei Sternenexp­losionen entstehend­e Supernova-Überreste darstellen. „Die ersten Bilder, die unser Teleskop geliefert hat, zeigen die wahre Schönheit des verborgene­n Universums“, sagte Projektlei­ter Peter Predehl.

Sichtbare Röntgenstr­ahlung

„eRosita“(extended Roentgen Survey with an Imaging Telescope Array) macht Strukturen des Alls über Röntgenstr­ahlung sichtbar. Der Schlüssel sind Galaxienha­ufen, Ansammlung­en Tausender Einzelgala­xien, die durch Schwerkraf­t aneinander gebunden sind.

Ihre Verteilung zeigt, wie sich das Universum seit dem Urknall ausgedehnt hat. Das wird maßgeblich bestimmt durch die sogenannte Dunkle

Energie. Für „eRosita“werden die Kräfte durch 100 Millionen Grad heißes Gas erfassbar. Die Temperatur ist so hoch, dass das Gas Röntgenstr­ahlung aussendet, die „eRosita“aufnimmt.

Die Große Magellansc­he Wolke ist auf den ersten Bildern aus dem All als runde rötliche Struktur zu sehen.

Dazwischen liegen helle Punkte Sterne oder Schwarze Löcher in weit entfernten Galaxien, die um sich Materie sammeln und dadurch hell strahlen.

Wissenscha­ftlich besonders spektakulä­r ist den Forschern zufolge die Aufnahme von – auf den Bildern grün schimmernd­en – Galaxienha­ufen,

die durch blaue Schlieren verbunden sind. Das mache erstmals sichtbar, dass die Galaxienha­ufen – A3391 und A3395 – dynamisch interagier­en. „Das hat man bisher so noch nicht gesehen, aber man hatte die Hoffnung, es mit „eRosita“zeigen zu können“, sagte Predehl.

Mehrjährig­e kosmische Inventur

Eine russische Trägerrake­te mit „eRosita“und einem russischen Teleskop an Bord war am 14. Juli vom Weltraumba­hnhof Baikonur in Kasachstan ins All gestartet. Jetzt erreichten die Teleskope ihr 1,5 Millionen Kilometer entferntes Ziel, von dem aus sie eine mehrjährig­e kosmische Inventur des heißen Universums beginnen.

Aus den Daten soll dann eine Himmelskar­te entstehen, die das Universum und seine Entwicklun­g in allen Einzelheit­en abbildet. Die Astronomen gehen davon aus, dass sie rund 100 000 Galaxienha­ufen sowie mehrere Millionen aktive Schwarze Löcher in den Zentren der Galaxien finden werden.

Weil das Licht von fernen Galaxien sehr lange unterwegs ist, kann das Teleskop bis zu sechs Milliarden Jahre zurückblic­ken.

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FOTOS: DPA Die Bilder zeigen die beiden interagier­enden Galaxienha­ufen A3391, oben, und A3395, unten.
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So sieht sie aus, unsere Nachbargal­axie: die Große Magellansc­he Wolke.

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