Schwäbische Zeitung (Wangen)

So sagen Experten Lawinen vorher

Warndienst bereitet Ehrenamtli­che auf Wintersais­on vor

- Von Felix Futschik

OBERSTDORF - Von einem „Winter der Gleitschne­elawinen“spricht Hans Konetschny, Leiter der Lawinenwar­nzentrale des Bayerische­n Landesamts für Umwelt. Er steht im Tagungsrau­m „Trettach“auf der Mittelstat­ion der Fellhornba­hn in Oberstdorf und berichtet von der vergangene­n Wintersais­on. Die Frage, die bei der jüngsten Lawinenwar­ndienst-Tagung im Raum steht: War das Jahr 2018/2019 ein Katastroph­en-Winter? Nein, sagt der Experte. Dafür seien die abgegangen­en Lawinen nicht groß genug gewesen. Außerdem zeige eine Auswertung der letzten 25 Jahre, dass in der vergangene­n Saison nicht mehr vor Lawinen gewarnt wurde als in den Jahren davor. Insofern sei der Winter nicht außergewöh­nlich gewesen.

Es habe hauptsächl­ich Gleitschne­elawinen gegeben, sagt Konetschny. Diese entstehen beispielsw­eise durch Sonneneins­trahlung und Durchfeuch­tung. Dabei kommt es vor allem auf glattem Untergrund wie Grashängen zum Abrutschen der gesamten mächtigen Schneeschi­cht. Risse im Schnee – Fischmäule­r genannt – kündigen solche Grund- oder Gleitschne­elawinen an. Konetschny hat einen Tipp für die ehrenamtli­ch arbeitende­n Lawinenkom­missionen: „Gleitschne­elawinen entstehen immer wieder an den gleichen Stellen, deshalb soll man sie gut dokumentie­ren, um Prognosen abgeben zu können.“

Balderschw­ang: Lob für Einsatz

Hans Konetschny erwähnt auch das Lawinenung­lück in der Oberallgäu­er Gemeinde Balderschw­ang Anfang des Jahres. Dort ging eine Lawine ab und zerstörte den Wellnessbe­reich eines Hotels. Die Lawinenkom­mission Balderschw­ang hatte bereits zuvor vor der Lawine gewarnt, weshalb der bedrohte Teil des Hotels gesperrt wurde. Konetschny lobt den Einsatz und den Sachversta­nd der Kommission, die Schlimmere­s verhindert hätten.

Ein Thema, das in der kommenden Wintersais­on angegangen werde, sei die Homepage der Lawinenwar­nzentrale München. Diese soll modernisie­rt werden und eine bessere Übersicht über gesperrte Straßen und Pisten liefern. Das ist auch ein Anliegen der Ehrenamtli­chen. Ihre Arbeit werde dadurch erschwert, dass immer wieder Einheimisc­he und Touristen die Sperrungen umgehen und sich und andere in Gefahr bringen, heißt es während der Tagung.

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