Sonderweg beim Müll geht zu Ende
Kreistag beschließt einheitliches Abfallsystem zum 1. Januar 2021 mit großer Mehrheit – Was sich künftig ändert
Kreistag beschließt in Wangen ein einheitliches Abfallsytem ab 2021.
WANGEN - Der Ravensburger Kreistag hat in seiner jüngsten Sitzung am Donnerstag in der Wangener Stadthalle den Sonderweg der Städte Wangen und Isny bei der Müllentsorgung mit großer Mehrheit beendet. So wird es ab 2021 in allen Kommunen des Landkreises ein einheitliches Abfallwirtschaftssystem geben.
Die Wangener Stadthalle scheint ein beliebter Ort zu sein, wenn es um wegweisende Fragen zur Müllentsorgung geht. So akzeptierte hier der Kreistag im März 2014 den Willen der beiden Städte Wangen und Isny, als einzige Kreiskommunen bei ihrem bisherigen Entsorgungssystem zu bleiben. Nun, fünfeinhalb Jahre später, stand die Frage im Raum, ob diese Delegationsvereinbarung verlängert werden würde. Im Vorfeld hatte das Landratsamt jedoch klare Signale für ein einheitliches Abfallwirtschaftssystem im Kreis gesendet, um so den Müll-Sonderweg der beiden Allgäustädte ab 2021 zu beenden.
Deshalb war es von Anfang an ein vergebliches Aufbäumen, als sich die Befürworter des „Wangener Wegs“beim Müll noch einmal zu Wort meldeten. Der Wangener Grünen-Kreisrat Tilman Schauwecker bezeichnete das Verwiegesystem der Allgäustadt als „gerechter und besser im Sinne der Müllvermeidung“. Sein Gemeinderatskollege Gerhard Lang von der SPD griff dieses Argument auf und wünschte sich, dass die „Verwiegung auf Kreisebene als Maßstab gelten“sollte – nicht zuletzt, weil auch bei der Anlieferung des Kreismülls zur Verbrennungsanlage in Kempten nach Tonnage abgerechnet werde. Das Thema Verwiegung, also dass nicht die Anzahl der Leerungen, sondern das Gewicht in der Tonne die Gebühr mitbestimmt, wollte auch der Neuravensburger Hermann Schad (Freie Wähler) „nicht aus den Augen verlieren“, er sah aber auch die Vorteile, die ein einheitliches Kreissystem mit sich bringt, beispielsweise effizientere Verwaltungsstrukturen.
Die nannten auch die Befürworter der sogenannten Rückdelegation des Mülls an den Landkreis. Oliver Spieß (Freie Wähler) aus Fronreute sprach zudem von einem „Gemeinschaftsprojekt“des Kreises, der Isnyer Peter Clement (SPD) sah auch im Entsorgungssystem des Landkreises eine „Komponente zu Müllvermeidung“. Und der Aulendorfer Bruno Sing (Grüne) argumentierte mit den Synergieeffekten: „Ein Abfallwirtschaftssystem ist mehr als nur Müll einsammeln.“Dieter Krattenmacher (CDU) aus Kißlegg schließlich bezeichnete eine Rückdelegation als „Abschluss eines großen Solidaritätszeugnisses“. Am Ende fiel die Entscheidung für ein Ende des Wangener und Isnyer Sonderwegs beim Müll mit deutlicher Mehrheit aus. Die acht Gegenstimmen kamen von den Wangener Räten der SPD und der Grünen sowie aus der ÖDP.
Anzahl der Leerungen statt Gewicht in der Tonne
Geht es nach dem Angebot zur Rückdelegation beim Rest-, Sperr- und Biomüll, dass der Landkreis der Stadt Wangen im Vorfeld gemacht hatte, dann wird das Verwiegesystem ab 2021 durch ein „Ident-System“ersetzt, bei dem es neben der Grundgebühr darauf ankommt, wie oft der Behälter zur Abfuhr rausgestellt wird (bei acht Pflichtleerungen pro Jahr). Auch der in Wangen einheitliche 80Liter-Abfalleimer ist dann passé, er kann jedoch kostenlos gegen kleinere oder größere Behälter umgetauscht werden. Bleiben soll es in Wangen beispielsweise bei der kostenlosen Grüngutabgabe, beim 14-tägigen Leerungsrhythmus oder beim System der Wertstoffhöfe, samt einer möglichen Mitarbeit der Vereine.