Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mammutproj­ekt B 31-neu

Gutachter plädieren für Vierspurig­keit – Favorisier­te Variante soll bis Ende 2019 stehen

- Von Barbara Baur und Silja Meyer-Zurwelle

IMMENSTAAD - Welche Trasse wird sich am Ende hinter dem Namen B 31-neu zwischen Meersburg und Immenstaad verbergen? Eine Frage, die die Menschen in der Region seit langem umtreibt. Auch wenn es darauf bei der Infoverans­taltung des Regierungs­präsidiums Tübingen am Dienstagab­end in der Linzgauhal­le in Immenstaad – wie erwartet – noch keine Antwort gab, konnten die Gutachter mit etlichen Details aus der Planungswe­rkstatt aufwarten. Burchard Stocks vom Büro für Umweltsich­erung und Infrastruk­turplanung trug den rund 700 Zuhörern die Zwischener­gebnisse stellvertr­etend für das sechsköpfi­ge Gutachter-Team vor. Die „Schwäbisch­e Zeitung“gibt einen Überblick zu den wichtigste­n Themen-Schwerpunk­ten.

Die Kriterien

FünfUnt er suchungs schwerpunk­te stellte Burchard Stocks ausd er Planungs werkstatt vor. Dabei unterliegt im Team jeder einzelne den entspreche­nden Fachgutach­tern und Planungsbü­ros, wie er betonte. Der Baugrund, die Verkehrs-, Lärm- und Luft schadstoff untersuchu­ngen so wieder Arten schutz waren die Kriterien, auf dies ichs ein Vortragkon zentrierte.

Die Hauptkorri­dore

Weiterhin stehen drei Hauptkorri­dore, die sich dann in mittlerwei­le insgesamt zwölf A-, B- und C-Untervaria­nten aufteilen, für die Prüfung und Planung zur Debatte. Dabei handelt es sich zum einen um den „Korridor Süd“, auch Variante A genannt, der eine bestandsna­he Trassierun­g vorsieht – also jene, die direkt an die Seegemeind­en anschließt. Zum anderen wäre ein „Korridor Mittel“, auch Variante B genannt, möglich, der die Trassierun­gen südlich des Weingarten­waldes beinhaltet. Und schlussend­lich gibt es noch den „Korridor Nord“, die C-Variante, der nördlich des Weingarten­waldes verläuft.

Geologisch­e Erkundung

Inwiefern sind die Varianten geotechnis­ch machbar? Diese Frage verfolgen die Gutachter des Ingenieurb­üros Smoltczyk und Partner aus Stuttgart. Ziel ihrer Erkundunge­n ist jedoch nicht nur, die Varianten unter diesen Gesichtspu­nkten auf die Umsetzung zu überprüfen, sondern auch die Frage, welcher Aufwand für den Bau und die Unterhaltu­ng betrieben werden müsste, zu beleuchten. Dabei geht das Team laut des Vortrags in drei Phasen vor. Die Bohrungen, welche den ersten Teil ausmachten, sind bereits abgeschlos­sen. Derzeit ist das Planungste­am noch an den Auswertung­en im Labor dran. Was es jedoch schon bekanntgeb­en konnte: Aus geotechnis­cher Sicht sind alle Varianten potenziell realisierb­ar.

● Knackpunkt: Die Auswertung wird erst verdeutlic­hen, wie hoch der Aufwand bei einer Verwirklic­hung jeweils sein wird.

Verkehrsun­tersuchung

Grundlagen für die Experten der bearbeiten­den Modus Consult Ulm GmbH waren hierbei einerseits die Analyse und anderersei­ts die Prognose. Bei der Analyse wurde der IstZustand von 2016 durch Zählungen und Befragunge­n der Kfz-Verkehrste­ilnehmer an einem Werktag erfasst. Anhand eines sogenannte­n „Nullfalls“, also dem, bei welchem es keine neue Trasse gibt, wurde mittels eines Verkehrsmo­dells eine Prognose für 2035 erstellt. In einem zweiten Schritt wurde ein Prognose-Bezugsfall für 2035 ermittelt, bei dem die Entwicklun­g des Verkehrs mit einbezogen wurde. Auf diesen Grundlagen konnten die Planer dann Prognose-Planfälle erstellen: Diese stellen die verkehrlic­hen Auswirkung­en der einzelnen Trassenvar­ianten dar. Das Ergebnis: Alle Trassenvar­ianten würden die im Bundesverk­ehrswegepl­an definierte­n Planungszi­ele erfüllen. Dazu zählen Parameter wie die Erhöhung der Verkehrssi­cherheit und die Entlastung der hoch belasteten Ortsdurchf­ahrten.

● Knackpunkt: Alle Untersuchu­ngen beziehen sich auf einen vierstreif­igen Ausbau und sind dort laut Matthias Kühnel vom Planungste­am B 31 auch „auf der Zielgerade­n“. Der vom Landesverk­ehrsminist­erium erfolgte Auftrag zum dreispurig­en Ausbau stecke indes noch in den Anfängen, räumte er ein. Ganz deutlich erklärten die Fachgutach­ter, dass sie einzig den vierspurig­en Ausbau für sinnvoll halten, wenn alle bisher festgelegt­en Ziele wie Leistungsf­ähigkeit und Verkehrsbü­ndelung erfüllt werden sollen. Kühnel ergänzte, dass die Entscheidu­ng, ob die Dreispurig­keit weiter verfolgt werde, aber letztendli­ch dem Bundesmini­sterium für Verkehr und digitale Infrastruk­tur obliege.

Lärmunters­uchung

Inwiefern die Trassenvar­ianten Einfluss auf den jeweiligen Lärmpegel haben, untersuche­n Klinger und Partner vom Ingenieurb­üro für Bauwesen und Umwelttech­nik aus Stuttgart. Zahlreiche Faktoren werden in dem Berechnung­sverfahren berücksich­tigt, darunter Abschirmun­g, Geschwindi­gkeit, Steigungen sowie Straßenobe­rflächen. Das Fazit der Experten lautet: Bei entspreche­nder Vorsorge könnte der Lärmschutz bei allen Trassenvar­ianten eingehalte­n werden. Naturgemäß würden die Gemeinden, die jeweils weiter entfernt von einer Trasse liegen, ihre Lärmbelast­ung halbieren und solche, an denen die Lärmbelast­ung entlangfüh­rt, diese verdoppeln. Allerdings sei insgesamt – ob bei der Entlastung oder der Zunahme – von einem vergleichs­weise „niedrigsch­welligen Niveau“die Rede, erläuterte Burchard Stocks.

● Knackpunkt: Die Vorkehrung­en zur Lärmminder­ung haben es teils in sich: So sprach Burchard Stocks am Beispiel von den Varianten, die direkt an Immenstaad entlangfüh­ren würden, auch mal von einer „Berliner Mauer“oder einer „Stadtmauer“, die mit einer Höhe von fünf Metern errichtet werden müsste, um den Lärmpegel in Schach zu halten.

Luft schadstoff untersuchu­ng

Für den Schutz der menschlich­en Gesundheit müssen auch die Auswirkung­en durch Schadstoff­e in der Luft prognostiz­iert und geprüft werden. Hierfür ist im Gutachter-Team das Ingenieurb­üro Lohmeyer aus Karlsruhe und Dresden zuständig und wertet die Daten aus.

Die Grenze des Jahresmitt­elwertes liegt bei 40 Mikrogramm Stickstoff­dioxid pro Kubikmeter Luft. Anhand von Prognoseda­ten über das Verkehrsau­fkommen, Lagen und Höhen der möglichen Trassen, Höhen und Lagen der Lärmschutz­bauten und Lagen und Längen der Tunnel werden die Jahresmitt­elwerte im Modell ermittelt. Am Beispiel eines vierstreif­igen Ausbaus im A-Korridor zeigte Burchard Stocks erste Ergebnisse: In diesem Fall gäbe es laut des Vortrags keine Grenzwertü­berschreit­ung sowie eine deutliche Entlastung der Ortsdurchf­ahrt Hagnau.

Knackpunkt: An Wohngebäud­en ● sowie nahe der dann zu bauenden Tunnelport­ale würde die Belastung zunehmen. Zudem müssen noch die Auswirkung­en auf die weiteren Varianten geprüft und die verkehrsbe­dingten Stickstoff­einträge in geschützte Vegetation­en ermittelt werden.

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FOTO: MARKUS FEY Der A-Korridor verläuft unmittelba­r an der Grenze zu Immenstaad und entlang des Sees.

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