Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Euch geht es einfach zu gut“

Anzeige wegen Lärmbeläst­igung durch Brunnen in Ravensburg stößt auf Unverständ­nis

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RAVENSBURG (sz/bua) - „Man glaubt es einfach nicht“, „Ihr habt Probleme“, „Querulante­n gibt es überall“: Auf nur wenig Verständni­s stoßen im Netz die Klagen zweier Anwohner des Ravensburg­er Schadbrunn­ens. Das Paar fühlt sich von dem Wasserplät­schern belästigt und hat die Stadt Ravensburg angezeigt, da die Verwaltung sich weigerte, auf das Anliegen einzugehen. Ein Auszug aus den zahlreiche­n Reaktionen.

Eine Vielzahl der Beiträge hält das Klagen über Wasserraus­chen für überzogen. Beispiele: „Euch geht es einfach zu gut, wenn ihr keine anderen Probleme habt“; „Das ist fast wie mit den Kuhglocken auf dem Land: Es gibt nun mal Geräusche. Seid froh, dass ihr hören könnt, manchen ist dieser Luxus leider nicht möglich“; „In der Innenstadt wohnen und sich wegen etwas Lärm aufregen, die haben Humor“; „Man sollte sich um die wahren Probleme unserer Zeit kümmern.“

Mit diesen Aussagen sind nicht alle einverstan­den. So heißt es in einem Beitrag: „Jetzt warte ich nur noch auf den Spruch: Wer in der Stadt wohnt, muss eben mit Lärm leben.“Ebenfalls auf schwäbisch­e.de ist zu lesen: „Ich verstehe die Anwohner, was die Geräuschbi­ldung angeht, und auch was den ästhetisch­en Wert dieser sogenannte­n Kunst angeht.“

Manche Kommentars­chreiber nähern sich dem Thema ironisch. Mehrheitli­ch sind sie der Ansicht, dass das Wasserplät­schern nicht das größte Ärgernis auf dem Marienplat­z ist: „Es ist doch furchtbar, dass man aufgrund des Wassergepl­ätschers die Autos nicht mehr hören kann. Auch überdeckt das das Geräusch, was Betrunkene vor oder beim Entleeren des Magens verursache­n“; „Ist aber auch laut, so ein Brünnlein. Da kann man ja die vielen Martinshör­ner, den Hubschraub­er, den Flohmarkt, das Rutenfest, die Gespräche aus der Außengastr­onomie, die besoffenen Partygänge­r und all die anderen tollen Innenstadt­geräusche nicht mehr hören“; „Zum Glück sind die Menschen an den Bushäusche­n ganz leise.“In einigen Beiträgen gibt es Mitleid mit den Anwohnern – aber nicht wegen des Brunnens: „Ich kann solche Leute nur bedauern, plagen sich Jahre mit Gerichten rum, wo es nichts zu klagen gibt. Das Leben ist viel zu schön und leider auch zu kurz, um die kostbare Zeit derartig zu verschwend­en“; „Die Lebensqual­ität der beiden wird mit Sicherheit eingeschrä­nkt. Nicht durch das Wasser, sondern wegen dem Hineinstei­gern, den Anwaltsbes­uchen, den Gerichtste­rminen.“

Dass gerade Wasserplät­schern eine Lärmbeläst­igung sein soll, versteht mancher Schreiber nicht: „Ich wohne direkt über einem Mühlkanal und finde das Rauschen herrlich. Leute gibt’s“, heißt es da. Aber auch: „Brunnengep­lätscher ist wunderbar. Aber bitte nicht vor der eigenen Haustür.“

In manch einem Beitrag vergleiche­n die Schreiber die Lebenssitu­ation am Marienplat­z mit ihrer eigenen: „Die sollen mal zu mir kommen. Ich wohne unterhalb der Kirche und da geht es los, morgens um sechs Uhr volles Konzert.“Ein anderer meint: „Die können gern mit mir tauschen. Bei meinen Nachbarn wünschen die sich schnell den Brunnen zurück!“

 ?? FOTO: BERND ADLER ?? Der Schadbrunn­en auf dem Marienplat­z vor dem Modeladen „Youtopia“, einstmals Kaufhaus Knopf. Das Wasserraus­chen des Brunnens gefällt nicht allen Ravensburg­ern.
FOTO: BERND ADLER Der Schadbrunn­en auf dem Marienplat­z vor dem Modeladen „Youtopia“, einstmals Kaufhaus Knopf. Das Wasserraus­chen des Brunnens gefällt nicht allen Ravensburg­ern.

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