Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wie soll sich die Altstadt verändern?

Architekte­n und Planer wollen wissen, wo Bürger Handlungsb­edarf sehen

- Von David Specht

MEMMINGEN - Was sie machen, ist gewisserma­ßen Meckern auf hohem Niveau – das stellten Planer, Bauingenie­ure und Architekte­n unisono klar. Für die Stadt Memmingen untersuche­n sie gerade die Altstadt und ermitteln, wo man diese verbessern und wie diese in Zukunft aussehen kann. Auf einer Infoverans­taltung der „Vorbereite­nden Untersuchu­ng Altstadt“fragten die Verantwort­lichen nun die Bürger, wo diese Handlungsb­edarf sehen.

Zunächst einmal gab es jedoch Lob vom Planerteam: Die spätmittel­alterliche Altstadt mit ihren Gassen und dem atmosphäri­schen Stadtbach sei ein Zentrum, wie es sich andere Städte wünschen. Negativ sehen die Fachleute aber unter anderem die fehlenden Abstellplä­tze für Fahrräder, die wenig einladende­n Stadtzufah­rten und die Parksituat­ion in der Altstadt.

Die öffentlich­en Parkplätze dort verleitete­n Menschen dazu, lieber auf gut Glück in die Altstadt zu fahren, anstatt die zahlreiche­n freien Parkhäuser zu nutzen, erklärte Claudia Zimmermann, die sich für das Büro Brenner Bernard mit dem Verkehr beschäftig­t.

Die vielen Autos sprach Bürger Willfried Maier an: „Kann mir einer mal sagen, wieso Leute durch die Maximilian­straße fahren müssen?“Er sei dafür, diesen Bereich der Innenstadt komplett für Autos zu sperren. „Die Leute sitzen da in den Cafés und atmen die Abgase ein“, bemängelte er. Auf die frei werdenden Parkplätze könne man dann gleich neue Bäume pflanzen, schlugen andere Besucher vor. Martin Waizbauer war dafür, den Ring zu stärken, um auf diese Weise Autos aus der Altstadt herauszube­kommen: „Viele fahren zu den Hauptverke­hrszeiten lieber durch die Altstadt als drumherum“, sagte er.

Unter anderem wegen des vielen Verkehrs erhielt der Weinmarkt mitunter die schlechtes­te Bewertung der Bürger. Auf einer Karte konnten sie angeben, welche Orte ihnen gefallen und mit welchen Gegenden sie nicht zufrieden sind (siehe Grafik) . Letzteres waren neben dem Weinmarkt auch die Obere Bachgasse, die südwestlic­he Ecke der Altstadt – und natürlich das Bahnhofsar­eal. Dazu findet am 6. November die Auftaktver­anstaltung der Bürgerbete­iligung in der Aula des Vöhlin-Gymnasiums statt.

Zufrieden waren die Memminger hingegen mit ihrer Fußgängerz­one, vor allem Marktplatz, Schrannenp­latz samt angrenzend­er Hirschgass­e, und der Umgebung der Martinskir­che. Aber nicht nur Orte, auch Einrichtun­gen und Veranstalt­ungen erhielten Lob, darunter Wochenmark­t, Landesthea­ter Schwaben und „Fest der Demokratie“.

Die Planer beschäftig­ten sich zudem mit der Memminger Ach. „Der Stadtbach ist ein reiner Schatz“, schwärmte Landschaft­sarchitekt und Stadtplane­r Thomas Wirth. Seine Kollegin Diana Thrum erzählte von anderen Städten, die ihre versiegelt­en Gewässer mühselig wieder offenlegen – was in Memmingen zum Glück nicht nötig sei. „Ich habe mich hier gefühlt wie in Florenz“, sagte Thrum. Die anwesenden Memminger wünschten sich jedoch, dass dieser „Schatz“noch erlebbarer wird – indem das Gewässer am Marktplatz begehbar, mehr Aufenthalt­smöglichke­iten entlang des Bachs geschaffen und an mehr Stellen Stufen zum Wasser hinab errichtet werden.

Auf der Veranstalt­ung kamen die Spielplätz­e in der Altstadt nicht gut weg. Diese seien zwar gut verteilt, aber der Spielwert sei bei allen ähnlich: ohne große Highlights und zweckmäßig, beschrieb Thrum. Dem stimmten die Bürger zu. Die Plätze seien meist nur für eine bestimmte Altersklas­se geeignet, was dazu führe, dass die Buben und Mädchen immer nur kurz auf ihnen spielen. Zudem seien die interessan­ten Spielplätz­e, etwa der im Stadtpark Neue Welt, zu weit weg. „Die Spielplätz­e sind zu lieblos“, brachte es Anja Weiskopf auf den Punkt.

In welcher Größe diese Veränderun­gen denn überhaupt umsetzbar seien, wollte ein Bürger wissen. „Alles ist möglich“, antwortete Tiefbauamt­sleiter Gernot Winkler. Schließlic­h sei auch der Marktplatz vor 30 Jahren noch ein Platz gewesen, auf dem Autos standen. Im November stellt das Planerteam seine Ergebnisse dem Stadtrat vor. Dabei soll es um die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der Altstadt gehen. Thema auf der Infoverans­taltung war auch der Lichtmaste­rplan. Ein Bericht dazu erscheint in der Freitagsau­sgabe der MZ.

Ideen und Wünsche zur Zukunft der Innenstadt können Bürger unter www.memmingen.e-pin.eu dem Planerteam mitteilen. Auf der Website können sie auch andere Vorschläge kommentier­en.

Ideen und Wünsche zur Zukunft der Innenstadt können Bürger unter www.memmingen.e-pin.eu dem Planerteam mitteilen. Auf der Website können sie auch andere Vorschläge kommentier­en.

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FOTO: DAVID SPECHT Die Mädchen Milla (von links) und Naila klettern kurz über die Geräte am Spielplatz am Königsgrab­en – sammeln dann aber doch lieber Kasta nien.

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