Wie soll sich die Altstadt verändern?
Architekten und Planer wollen wissen, wo Bürger Handlungsbedarf sehen
MEMMINGEN - Was sie machen, ist gewissermaßen Meckern auf hohem Niveau – das stellten Planer, Bauingenieure und Architekten unisono klar. Für die Stadt Memmingen untersuchen sie gerade die Altstadt und ermitteln, wo man diese verbessern und wie diese in Zukunft aussehen kann. Auf einer Infoveranstaltung der „Vorbereitenden Untersuchung Altstadt“fragten die Verantwortlichen nun die Bürger, wo diese Handlungsbedarf sehen.
Zunächst einmal gab es jedoch Lob vom Planerteam: Die spätmittelalterliche Altstadt mit ihren Gassen und dem atmosphärischen Stadtbach sei ein Zentrum, wie es sich andere Städte wünschen. Negativ sehen die Fachleute aber unter anderem die fehlenden Abstellplätze für Fahrräder, die wenig einladenden Stadtzufahrten und die Parksituation in der Altstadt.
Die öffentlichen Parkplätze dort verleiteten Menschen dazu, lieber auf gut Glück in die Altstadt zu fahren, anstatt die zahlreichen freien Parkhäuser zu nutzen, erklärte Claudia Zimmermann, die sich für das Büro Brenner Bernard mit dem Verkehr beschäftigt.
Die vielen Autos sprach Bürger Willfried Maier an: „Kann mir einer mal sagen, wieso Leute durch die Maximilianstraße fahren müssen?“Er sei dafür, diesen Bereich der Innenstadt komplett für Autos zu sperren. „Die Leute sitzen da in den Cafés und atmen die Abgase ein“, bemängelte er. Auf die frei werdenden Parkplätze könne man dann gleich neue Bäume pflanzen, schlugen andere Besucher vor. Martin Waizbauer war dafür, den Ring zu stärken, um auf diese Weise Autos aus der Altstadt herauszubekommen: „Viele fahren zu den Hauptverkehrszeiten lieber durch die Altstadt als drumherum“, sagte er.
Unter anderem wegen des vielen Verkehrs erhielt der Weinmarkt mitunter die schlechteste Bewertung der Bürger. Auf einer Karte konnten sie angeben, welche Orte ihnen gefallen und mit welchen Gegenden sie nicht zufrieden sind (siehe Grafik) . Letzteres waren neben dem Weinmarkt auch die Obere Bachgasse, die südwestliche Ecke der Altstadt – und natürlich das Bahnhofsareal. Dazu findet am 6. November die Auftaktveranstaltung der Bürgerbeteiligung in der Aula des Vöhlin-Gymnasiums statt.
Zufrieden waren die Memminger hingegen mit ihrer Fußgängerzone, vor allem Marktplatz, Schrannenplatz samt angrenzender Hirschgasse, und der Umgebung der Martinskirche. Aber nicht nur Orte, auch Einrichtungen und Veranstaltungen erhielten Lob, darunter Wochenmarkt, Landestheater Schwaben und „Fest der Demokratie“.
Die Planer beschäftigten sich zudem mit der Memminger Ach. „Der Stadtbach ist ein reiner Schatz“, schwärmte Landschaftsarchitekt und Stadtplaner Thomas Wirth. Seine Kollegin Diana Thrum erzählte von anderen Städten, die ihre versiegelten Gewässer mühselig wieder offenlegen – was in Memmingen zum Glück nicht nötig sei. „Ich habe mich hier gefühlt wie in Florenz“, sagte Thrum. Die anwesenden Memminger wünschten sich jedoch, dass dieser „Schatz“noch erlebbarer wird – indem das Gewässer am Marktplatz begehbar, mehr Aufenthaltsmöglichkeiten entlang des Bachs geschaffen und an mehr Stellen Stufen zum Wasser hinab errichtet werden.
Auf der Veranstaltung kamen die Spielplätze in der Altstadt nicht gut weg. Diese seien zwar gut verteilt, aber der Spielwert sei bei allen ähnlich: ohne große Highlights und zweckmäßig, beschrieb Thrum. Dem stimmten die Bürger zu. Die Plätze seien meist nur für eine bestimmte Altersklasse geeignet, was dazu führe, dass die Buben und Mädchen immer nur kurz auf ihnen spielen. Zudem seien die interessanten Spielplätze, etwa der im Stadtpark Neue Welt, zu weit weg. „Die Spielplätze sind zu lieblos“, brachte es Anja Weiskopf auf den Punkt.
In welcher Größe diese Veränderungen denn überhaupt umsetzbar seien, wollte ein Bürger wissen. „Alles ist möglich“, antwortete Tiefbauamtsleiter Gernot Winkler. Schließlich sei auch der Marktplatz vor 30 Jahren noch ein Platz gewesen, auf dem Autos standen. Im November stellt das Planerteam seine Ergebnisse dem Stadtrat vor. Dabei soll es um die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der Altstadt gehen. Thema auf der Infoveranstaltung war auch der Lichtmasterplan. Ein Bericht dazu erscheint in der Freitagsausgabe der MZ.
Ideen und Wünsche zur Zukunft der Innenstadt können Bürger unter www.memmingen.e-pin.eu dem Planerteam mitteilen. Auf der Website können sie auch andere Vorschläge kommentieren.
Ideen und Wünsche zur Zukunft der Innenstadt können Bürger unter www.memmingen.e-pin.eu dem Planerteam mitteilen. Auf der Website können sie auch andere Vorschläge kommentieren.