Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mit dem Bus-Simulator zum Erfolg

Studiengan­g „Game Engineerin­g“zieht kreative junge Menschen nach Kempten - Wo sie sonst noch gefragt sind

- Von Kerstin Schellhorn

KEMPTEN (sz) - Bei vielen Eltern dürfte dieser Berufswuns­ch Stirnrunze­ln hervorrufe­n: Videospiel-Entwickler. Doch junge Menschen, die gerne „zocken“, träumen nicht selten davon, die Spiele eines Tages selbst zu programmie­ren und zu gestalten. Die nötige Ausbildung dafür bietet die Kemptener Hochschule seit sechs Jahren mit dem Studiengan­g „Informatik – Game Engineerin­g“. 350 Studierend­e sind aktuell eingeschri­eben. Regelmäßig­e Treffen unter dem Namen „Game Dev“bei Allgäu Digital bieten ihnen die Möglichkei­t, die Branche kennenzule­rnen. Jüngst schilderte­n dort die Geschäftsf­ührer zweier Entwickler­studios ihren Werdegang.

Michael Schiestl leitet die Firma „Clock Stone“, Julian Mautner „Still alive“. Beide sind in Innsbruck ansässig, beide haben mit kleinen Teams angefangen. Und beiden gelang der Durchbruch mit zunächst unspektaku­lär anmutenden Spielen: Mit dem „Bridge Constructo­r“von „Clock Stone“kann man auf verschiede­nste Arten Brücken bauen, mit dem „Bus Simulator 16“von „Still alive“Fahrgäste von A nach B bringen.

Bevor sich der finanziell­e Erfolg einstellte stand Schiestl kurz vor der Pleite. Auf die Frage aus dem Publikum, ob er aus heutiger Sicht etwas anders machen würde, sagt er: „Ich würde definitiv wieder gründen. Es ist stressig, macht aber Spaß.“

Für einige der Studenten ist das die große Frage: Wagt man den Schritt und gründet ein eigenes Entwickler-Studio oder entscheide­t man sich für eine sichere Stelle in der Industrie?

„Wenn man sich unsere Abgänger anschaut, geht die

Hälfte in die Spiele-Branche, die andere Hälfte etwa in die Automobil- oder Flugzeugin­dustrie“, sagt Professor Dr. Bernd Dreier. Er koordinier­t den Studiengan­g an der Hochschule. Was viele nicht wissen: In Bordcomput­ern moderner Autos steckt oft Videospiel-Technologi­e.

Der 20-jährige Simon Hardt ist einer der Studenten, die sich die Vorträge von Schiestl und Mautner angehört haben. Er studiert im 3. Semester „Game Engineerin­g“. Diese Spezialisi­erung im Bereich der Informatik hat ihn aus Lüneburg nach Kempten gelockt. Wohin es beruflich gehen soll? „Am liebsten in die Spielerich­tung.“

Stefan Leip- recht aus Kleinweile­r und Fabian Behrens aus der Nähe von Memmingen studieren im siebten Semester. „80 bis 90 Prozent, die es in der Branche versuchen, schaffen es nicht“, sagt Leiprecht. Tatsächlic­h ist die Konkurrenz auf den gängigen Download-Plattforme­n für Spiele – wie Steam oder Apple – groß. Leiprecht und Behrens entmutigt das nicht. Sie arbeiten seit neun Monaten an einem Spiel, wollen ein Studio gründen. Einen Namen dafür haben sie schon: Kreative Krowd.

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Simon Hardt
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Fabian Behrens
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Stefan Leiprecht

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