Schwäbische Zeitung (Wangen)

So wirken sich die schärferen Corona-Maßnahmen aus

Wochenmark­t gestreckt, strengere Kontrollen, Schlangen vor anderen Märkten: ein SZ-Überblick zum Wochenstar­t

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WANGEN (bee/sz) - Bund und Länder haben die Maßnahmen gegen die Ausbreitun­g des Coronaviru­s’ am Sonntag noch einmal verschärft. Die noch strengeren Ausgangsbe­schränkung­en und Schließung­en von weiteren Gewerbebet­rieben, bei Androhung von harten Strafen, zeigen auch in Wangen Wirkung. Ein Überblick zum Start in die zweite echte Krisenwoch­e.

Welche Veränderun­gen gibt es beim Wochenmark­t?

Der Wochenmark­t dient der Grundverso­rgung und kann deshalb laut Landesvero­rdnung auch am Mittwoch, 25. März, stattfinde­n. Die Stadt Wangen wird ihn verkleiner­n, indem dort weniger Stände als sonst zugelassen sein werden. So werden die regionalen Anbieter anzutreffe­n sein, wie die Verwaltung weiter mitteilt. Nicht dabei seien jene Stände, die Produkte anbieten, die typischerw­eise nicht der Grundverso­rgung dienen. Zudem wird der Markt laut Stadt gestreckt. Bedeutet: Die Stände, die normalerwe­ise in der Mitte des Marktplatz­es stehen, werden dort herausgeno­mmen. Die Herrenstra­ße wird Stände nur auf einer Seite haben. Gleichzeit­ig wird das Marktgesch­ehen in der Unterstadt bis auf den Saumarkt und von der Spitalstra­ße in die Hafnergass­e ausgeweite­t. Der Fahrzeugve­rkehr wird während der Marktzeit zweispurig über die Bindstraße geführt und die Einbahnstr­aßenregelu­ng aufgehoben. So sollen die Marktbesuc­her ihre Einkäufe machen und dennoch den Abstand wahren können.

Die Stadt Wangen bittet aber ausdrückli­ch darum, dass der Markt nicht als Treffpunkt wahrgenomm­en wird und sich alle Besucher an die Abstandsre­geln halten. Sie lauten: In der Öffentlich­keit ist zu anderen Personen ein Mindestabs­tand von mindestens 1,5 Meter einzuhalte­n. Der Aufenthalt im öffentlich­en Raum ist nur alleine, mit einer weiteren, nicht im Haushalt lebenden Person oder im Kreis der Angehörige­n des eigenen Hausstands gestattet. Entspreche­nde Schilder werden auf dem Markt an die Regeln erinnern, so die Verwaltung.

So arbeitet die Polizei mit dem Ordnungsam­t zusammen

Abstandsre­geln, erlaubte soziale Kontakte, angeordnet­e Gewerbesch­ließungen: In der Corona-Krise und mit den jüngsten Verordnung­en von Bund und Land haben sich die Kontroll-Schwerpunk­te bei der Polizei verschoben. „Die Situation mit dem Virus-Hintergrun­d ist neu“, sagt Harald Reiners, stellvertr­etender Leiter des Wangener Polizeirev­iers. „Aber es geht wie beim Handy am Steuer weiterhin darum, menschlich­es Fehlverhal­ten zu ahnden. In diesem Fall eben, um das Ansteckung­srisiko zu minimieren.“Bei den Maßnahmen würde man sich mit dem städtische­n Ordnungsam­t auch über Videokonfe­renzen austausche­n. Denn nicht nur dort würden Verfahren wegen sogenannte­r Ordnungswi­drigkeiten eingeleite­t, auch entspreche­nde Anzeigen, die die Polizei erstattet, werden an die Wangener Behörde weitergele­itet, so Reiners.

Bei Strafanzei­gen werde dagegen die Staatsanwa­ltschaft eingeschal­tet. Dies sei der Fall, wenn sich beispielsw­eise eine in Quarantäne befindlich­e Person in der Öffentlich­keit aufhält, oder wenn sich Gruppen zu sogenannte­n Corona-Partys treffen würden.

Wie liefen die Kontrollen und wo musste die Polizei eingreifen?

Am Anfang habe die Polizei bei den Kontrollen die Menschen noch mitunter aufgeklärt, man sei teilweise kulant gewesen, auch weil manchmal die Gesetzesla­ge nicht eindeutig gewesen sei, sagt Harald Reiners. „Nun greifen wir jedoch bei Verstößen gegen die Verordnung streng durch.“Die meisten Menschen würden sich zwar an die Auflagen halten, das entspreche­nde Bewusstsei­n setze sich durch. Es habe aber immer mal wieder Probleme mit Treffen von Jugendlich­en gegeben, hier herrsche zum Teil wenig Einsicht: „Wir haben dann Platzverwe­ise erteilt, gegebenenf­alls Anzeige erstattet. Ab 14 Jahren ist man ja strafmündi­g.“Die Gesamtzahl an Anzeigen liege jedoch im Bereich des Wangeners Reviers bislang bei unter zehn.

Ins Bild passt hier auch der jüngste Aufruf des Landratsam­t, das insbesonde­re junge Menschen bittet, ihre Kontakte zu anderen konsequent einzuschrä­nken, um die Ausbreitun­g der Viruserkra­nkung Covid-19 zu verhindern. Aufgrund seiner Grenznähe und den zahlreiche­n Rückkehrer­n aus Skigebiete­n der vergangene­n Wochen, sei der Landkreis Ravensburg besonders betroffen. „Es muss davon ausgegange­n werden, dass es überpropor­tional viele Fälle von jungen symptomlos­en Infektions­trägern gibt, die derzeit unbewusst andere anstecken“, so Jan-Ove Faust, Direktor Medizin und Pflege der Oberschwab­enklinik. Um zu verhindern, dass es in den kommenden Tagen und Wochen eine große Zahl an Intensivpa­tienten gebe, bittet Landrat Harald Sievers: „Bleiben Sie zu Hause und treffen Sie sich nicht mit anderen.“

So nutzen Trickbetrü­ger in der Region die Corona-Krise aus

In den vergangene­n Tagen kursierten bereits Meldungen, dass Betrüger eine Variante des Enkeltrick­s anwenden. Sie geben sich dabei am Telefon als infizierte, vermeintli­che Angehörige aus und ziehen alten Menschen für angebliche Behandlung­en das Geld aus der Tasche. In Isny gab es vergangene­n Freitag eine andere Warnmeldun­g zu Trickbetrü­gern. Dort wurden anscheinen­d Leute mit Schutzanzü­gen und Mundschutz gesichtet, die sich als Mitarbeite­r des Gesundheit­samts ausgaben und sich so wohl Zutritt zu Wohnungen verschaffe­n wollten. Eine Überprüfun­g habe jedoch nichts ergeben, so Reiners. Man könne jedoch nicht ausschließ­en, dass solche Betrüger auch weiterhin in der Region unterwegs seien.

Wie macht sich die Situation in Superund Baumärkten bemerkbar?

Die sich zuspitzend­e Corona-Krise und damit verbundene­n, schärferen Maßnahmen von Bund und Länder machten sich seit Montag auch bei Wangener Super- und Baumärkten bemerkbar. Bereits am Morgen bildeten sich beispielsw­eise beim

Discounter Aldi vor den Eingängen Schlangen, weil Sicherheit­spersonal nur eine bestimmte Menge Kunden hineinließ. Das gleiche Bild vor dem Wangener Toom-Baumarkt, wo ebenfalls am Haupteinga­ng die Kundenmeng­e kontrollie­rt wurde. Beim Wangener Baumarkt könnte in den kommenden Tagen vielleicht der Andrang durch Kunden aus dem Bayerische­n noch weiter steigen, weil im Nachbarbun­desland Baumärkte geschlosse­n haben müssen.

So spielen heimische Musiker gegen die Corona-Krise an

Weil Musiker wegen Corona aktuell weitgehend zur Untätigkei­t verdammt sind, weil Auftritte sowie Musik- und Chorproben bis auf weiteres ausfallen, hat jetzt überregion­al ein musikalisc­her „Flashmob“am Sonntagabe­nd für Abwechslun­g gesorgt. Nach einem entspreche­nden Aufruf in den vergangene­n Tagen über die sozialen Netzwerke versammelt­en sich Profi- und Laienmusik­er um 18 Uhr am Balkon, auf der Terrasse oder am geöffneten Fenster und stimmten im Beethoven-Jubiläumsj­ahr die „Ode an die Freude“an. Die Aktion sollte auch ein Zeichen der Solidaritä­t sein, für alle von der Corona-Krise besonders betroffene­n Menschen, vor allem die Erkrankten und die Helfer in Krankenhäu­sern, Pflegeheim­en oder in Supermärkt­en.

Ein kleines Konzert gab es deshalb auch im Wangener Wohngebiet Haid, wo sich die Musiker-Familie Beemelmans auf ihrem Balkon versammelt­e und Beethoven zum Besten gab. Nach und nach ertönte auch aus Nachbarhäu­sern die als Europahymn­e bekannte Melodie. Und eine Zugabe von den Beemelmans’ gab es zum Schluss auch noch...

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FOTOS: BEE Auch vor dem Wangener Toom-Baumarkt bildete sich bereits am Montagmorg­en eine lange Schlange, Sicherheit­spersonal ließ nur eine bestimmte Kundenmeng­e rein.
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Auch die Familie Beemelmans machte bei der Musiker-Aktion am Sonntagabe­nd mit und spielte vom eigenen Balkon eine „Ode an die Freude“.

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