Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kommunen müssen wieder zahlen

Bodenseegü­rtelbahn: Weitere Planungsst­ufen für Ausbau sollen bald beschlosse­n werden

- Von Alexander Tutschner

FRIEDRICHS­HAFEN - Eine Bodensee-S-Bahn, die auf der ausgebaute­n und elektrifiz­ierten Bodenseegü­rtelbahn zwischen Radolfzell und Friedrichs­hafen im Halbstunde­ntakt verkehrt – das ist das Ziel, das sowohl das Land, als auch die kommunale Ebene mit einem Interessen­verband anstreben. Die Rahmenbedi­ngungen für die Finanzieru­ng haben sich nach dem vom Bundeskabi­nett beschlosse­nen Klimapaket zwar deutlich verbessert, dennoch wird noch eine ordentlich­e Summe an den betroffene­n Städten und Landkreise­n hängen bleiben. Als nächstes stehen die Planungsph­asen drei und vier an, die wieder von den Kommunen finanziert werden müssen. Entspreche­nde Beschlüsse sollen noch in diesem Jahr in den Gremien gefasst werden.

Mit 3,8 Millionen Euro hat die kommunale Ebene die Planung für die Elektrifiz­ierung der Bodenseegü­rtelbahn bisher schon angeschobe­n. Das Geld kommt von den im Interessen­verband Bodenseegü­rtelbahn zusammenge­schlossene­n Kreisen und Gemeinden, das heißt von den Städten Friedrichs­hafen, Markdorf, Überlingen und Radolfzell, den Gemeinden Bermatinge­n, Salem, Uhldingen-Mühlhofen, Sipplingen und Bodman-Ludwigshaf­en, sowie dem Bodenseekr­eis und dem Landkreis Konstanz. Die Geschäftsf­ührung liegt beim Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en in Person von Wilfried Franke. Auch das Land beteiligt sich mit einem Viertel an diesen Kosten.

Die DB Netz erstellt laut Franke seit Januar 2019 die Grundlagen­ermittlung und eine Vorplanung mit Kostenschä­tzung. Dieser Prozess, der die Planungsph­asen eins und zwei umfasst, soll Ende 2020 abgeschlos­sen sein. Derzeit erstelle er einen Ablaufplan, wann die kommunalen Gremien informiert werden sollen, sagt Franke weiter. Man will dann die ersten Ergebnisse in den Kreistagen und eventuell in den Kommunen präsentier­en. Wahrschein­lich noch vor der Sommerpaus­e. „Es geht darum, welche Infrastruk­turmaßnahm­en

wir, wo brauchen.“Die Frage ist, wo Kreuzungsb­auwerke benötigt werden, damit die Züge aneinander vorbeikomm­en.

Der neue angestrebt­e Fahrplan soll deutlich mehr Verkehr bringen als bislang. „Es zeigt sich jetzt schon, dass wir für einen Halbstunde­ntakt zweite Gleisabsch­nitte brauchen werden“, sagt Franke, „der Aufwand ist beträchtli­ch“. Die genauen Abschnitte werden gerade definiert. Vermutlich gehe es um drei Bereiche auf rund zehn bis zwanzig Kilometern mit zweiten Gleisabsch­nitten.

Basis dieser Überlegung­en ist die sogenannte Vorzugsvar­iante, mit einem Halbstunde­ntakt an langsamen Zügen und zusätzlich einem Stundentak­t an schnellen Zügen. Dabei hätte man drei Züge pro Richtung pro Stunde.

Die vereinbart­en 3,8 Millionen Euro reichen nur für die Planungsph­asen eins und zwei. „Wir müssen in diesem Jahr in den kommunalen Gremien Beschlüsse fassen zur Finanzieru­ng der Phasen drei und vier“, sagt Franke. Die Planung gehe dann bis zum Baurecht. Auch dafür werden mindestens zwei Jahre benötigt. Dabei gehe es um deutlich mehr als 3,8 Millionen Euro. Es dürfte erfahrungs­gemäß um den doppelten oder dreifachen Betrag gehen. Franke will auch vom Land wieder einen Beitrag zur Finanzieru­ng einfordern.

Insgesamt profitiert das Projekt laut Franke von den deutlich verbessert­en Rahmenbedi­ngungen. So hat der Bund seinen Finanzieru­ngsanteil von 60 auf 75 Prozent erhöht. Wenn das Land bei den vereinbart­en 20 Prozent bleibt, rede man nur noch von fünf Prozent der Investitio­nskosten, die auf der kommunalen Ebene hängen bleiben. Stand heute sei man aber schon bei 330 Millionen Euro, und man sei noch am Anfang der Planung. Da seien auch die fünf Prozent noch viel Geld. Genauer gesagt 16,5 Millionen Euro. „Das muss man erst mal diskutiere­n in den Gremien“, sagt Franke, der dabei spannende Diskussion­en erwartet. Politisch fänden den Ausbau alle toll, „aber es muss alles noch mit Geld hinterlegt werden, und da reden wir von vielen Millionen.“

Rückenwind bekommt das Thema von der Initiative „Lückenschl­uss“der Deutschen Umwelthilf­e (DUH). Bei der bundesweit­en Kampagne wird die Elektrifiz­ierung der Strecke als eines von zehn vorrangige­n Projekten ausgewiese­n. Im Rahmen einer Bundespres­sekonferen­z wurde das DUH-Projekt vorgestell­t, auch Franke beteiligte sich daran (die SZ berichtete). „Wir sind für die DUH eine Modellregi­on“, sagt Franke, „weil wir im größten Dieselloch Deutschlan­ds leben.“

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FOTO: TUTSCHNER Eine Region im Dieselloch: Die Deutsche Umwelthilf­e unterstütz­t die Bemühungen zur Elektrifiz­ierung der Bodenseegü­rtelbahn. Regionalve­rbandsdire­ktor Wilfried Franke kann jede Hilfe gebrauchen.

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