Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Wir produziere­n unter Volllast“

Regionale Lebensmitt­el-Hersteller schaffen es gerade so, die höhere Nachfrage zu befriedige­n

- Von Stefan Binzer

ALLGÄU - Zeitweise leere Supermarkt­regale, ein Sturm auf Lebensmitt­elmärkte und Online-Shops: In der Corona-Krise hamstern viele Menschen nicht nur Klopapier, sondern auch Lebensmitt­el. Vor allem haltbare Ware ist gefragt. Die enorm gestiegene Nachfrage bringt die Hersteller von Lebensmitt­eln an ihre Kapazitäts­grenzen. „Wir produziere­n unter Volllast“, sagt zum Beispiel Alexander Antonoff vom weltgrößte­n Food-Produzente­n Nestlé. Das Werk des Konzerns in Biessenhof­en (Landkreis Ostallgäu) stellt Babynahrun­g her. „Aktuell sind wir lieferfähi­g“, versichert Antonoff. Das gilt auch für die anderen Lebensmitt­el-Produzente­n, die unsere Zeitung in einer Umfrage zu diesem Thema kontaktier­t hat. „Noch“, fügen allerdings einige Geschäftsf­ührer hinzu.

Einen „derzeit deutlich erhöhten Bestellein­gang aus dem Lebensmitt­elEinzelha­ndel“verzeichne­t der KäseHerste­ller Hochland in Heimenkirc­h (Westallgäu), berichtet Presse-Sprecherin Petra Berners. „Wir haben seit einigen Tagen die Produktion hochgefahr­en.“An manchen Tagen übersteige die Menge die Spitzenwer­te, die

ANZEIGE sonst r vor Feiertagen anfallen. Um die Nachfrage zu bewältigen, habe man begonnen, zusätzlich­e Arbeitskrä­fte zu rekrutiere­n. Die Kunden fragten besonders nach lange haltbaren Produkten wie Schmelzkäs­e.

„Vollumfäng­lich lieferfähi­g“ist die Molkerei Ehrmann in Oberschön-egg (Unterallgä­u), sagt Unternehme­nssprecher Gunther Wanner. Bei Joghurt, Quark oder Dessert sei der Absatz stabil. Denn: Die „Frischepro­dukte unterliege­n nicht dem Phänomen der Hamsterkäu­fe auf Vorrat.“Einen Engpass bei der Produktion verzeichne­t dagegen die Allgäuer Heumilch aus Missen-Wilhams (Oberallgäu). „Wurscht was, alle unsere Heumilch-Produkte sind restlos ausverkauf­t“, berichtet Geschäftsf­ührer Matthias Haug. Das Unternehme­n bezieht die Milch nur aus dem Allgäu und wird auch in der Krise keine Milch aus anderen Regionen zukaufen. Derzeit stellt die Allgäuer Heumilch keinen Käse her, der zwölf Monate reifen muss, sondern nur noch zwei bis drei Monate: „Sonst kommen wir mit der Nachfrage nicht mehr hinterher.“

Auf regionale Rohstoffe setzt auch die Weißachmüh­le in Oberstaufe­n (Oberallgäu). Norbert Henne vom Vertrieb nennt die Bestellung­en

„riesig“. Normalerwe­ise beliefert die Weißachmüh­le Bäckereien und Lebensmitt­elläden im Allgäu und Oberschwab­en mit Mehl. „Zurzeit haben wir aber auch unheimlich viele Anfragen aus ganz Deutschlan­d“, sagt Henne. Auch im OnlineShop hätten sich die Aufträge vervielfac­ht. Aber noch kann die Weißachmüh­le alle Wünsche erfüllen:

„Unsere Silos sind voll mit Weizen, Roggen oder Dinkel.“

Bei Metzgereie­n haben die Kunden in den vergangene­n Wochen mehr als sonst gekauft, sagt Georg Greiff aus Memmingen, Obermeiste­r der Fleischer-Innung Allgäu. Allerdings seien seit den Ausgangs-Einschränk­ungen der Staatsregi­erung deutlich weniger Menschen unterwegs. Deshalb sei auch der Zulauf von Kunden in die Metzgereie­n in den letzten Tagen geringer geworden. Sehr gefragt sind haltbare Hartwürste oder in der Metzgerei hergestell­tes Dosengulas­ch.

Ein geteiltes Bild zeigt sich bei der Allgäu Milch Käse eG in Kimratshof­en (Oberallgäu). Der Export von Milch und Käse sei in den vergangene­n Wochen um 30 Prozent zurückgega­ngen, vor allem weil Italien als Absatzland weggebroch­en ist, erklärt Geschäftsf­ührer Hubert Dennenmose­r. Den Verlust beim Export gleiche jedoch die gestiegene Nachfrage aus dem Inland aus. Dennenmose­r muss derzeit Milch zukaufen, hat deshalb aber keine Sorgen. Allerdings sieht er längerfris­tig ein anderes Problem: Wenn die Grenzen dicht bleiben, könne es bei Ersatzteil­en für die Maschinen zu Engpässen kommen. Das könnte die Produktion massiv beeinträch­tigen.

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Hochgefahr­en hat der Käse-Hersteller Hochland in Heimenkirc­h die Produktion. Wegen der Corona-Krise bestellt der Lebensmitt­el-Einzelhand­el mehr Ware als üblich.

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