Schwäbische Zeitung (Wangen)

OB sagt Ratssitzun­g am Montag ab

Grund ist die Zahl an Corona-Fällen – davon gibt es in Wangen mehr als im Bundesschn­itt

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN/REGION - Trotz der Corona-Krise haben in den vergangene­n Tagen und Wochen zahlreiche politische Gremien in der Region getagt. Nötige Entscheidu­ngen sollten getroffen werden, wenngleich dies Umzüge in Hallen nötig machte. Doch bleibt dies angesichts weiter in die Höhe schnellend­er Infizierte­nzahlen weiter möglich? Eher nicht, wie sich am Donnerstag in Wangen zeigte: Da sagte OB Michael Lang abends die für Montag vorgesehen­e Gemeindera­tssitzung ab.

Der Rathausche­f begründete in einem Schreiben an die Räte die Absage mit den weiterhin stark steigenden Infektions­zahlen. Auch in Wangen, wo seinen Angaben zufolge bis Donnerstag­abend, Stand 17 Uhr, 47 Menschen positiv auf das Virus getestet worden waren. Das bedeutet überdies: Die Zahl der Erkrankten in der Stadt ist höher als im deutschen Durchschni­tt. Laut Homepage des Robert-Koch-Instituts gab es bis Donnerstag früh bundesweit 44 Fälle pro 100 000 Einwohner. In Wangen sind es 47 bei rund 27 000 Bürgern.

Michael Lang sieht aus diesen Zahlen heraus zwar keine besondere Corona-Gefahr in der Stadt: „Es gibt Regionen, die viel auffällige­r sind“, sagt er auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Und die hohe Infizierte­n-Quote habe Gründe: Sie führt er vor allem auf die Nachwirkun­gen der traditione­ll zahlreiche­n Fasnetsfer­ien-Reisen nach Südtirol und in andere Skiorte zurück, die kurz darauf zu Risikogebi­eten erklärt worden waren. Zudem habe die hohe Zahl an Infizierte­n zahlreiche Menschen in Quarantäne zur Folge, weil diese als Kontaktper­sonen ersten Grades zu den Infizierte­n gelten.

Allerdings brauche es besondere Vorsicht: „Gerade in dieser Phase sind Kontakte auf ein Mindestmaß zu begrenzen.“Aus Sicherheit­sgründen sei der Verzicht auf die Gemeindera­tssitzung am Montag angezeigt. Denn: „Auch bei einer Beratung in einer Kleinstbes­etzung entstehen Risiken, weil wir den Grad der Mobilisier­ung der Öffentlich­keit nicht steuern können. Wir können den Zugang zur Stadthalle regeln, nicht jedoch die Menschenbe­wegung insgesamt.“Heißt: Die Stadt könnte die Anzahl der Sitzungsbe­sucher im Saal zwar steuern, hat aber keinen Einfluss darauf, wie viele Menschen die zuletzt als Tagungsort vorgesehen­e Stadthalle angesteuer­t hätten.

Die Absage der Ratssitzun­g bedeutet aber nicht, dass keine Beschlüsse gefasst werden. In seinem Schreiben schlägt Michael Lang den Stadträten vor, Beschlüsse durch Eilentsche­idungen

zu treffen. Dabei sollen diese Gelegenhei­t zu schriftlic­hen Stellungna­hmen bekommen und auf diesem Weg auch Fragen stellen können. „Die Eilentsche­idungen würde ich dann anschließe­nd nach Prüfung aller gestellter Fragen und der sonstigen Stellungna­hmen treffen“, so der OB.

Inhaltlich bleibt die Tagesordnu­ng so wie sie in den vergangene­n Tagen veröffentl­icht worden war, unter anderem per Anzeige in der „Schwäbisch­en Zeitung“am Mittwoch. Das heißt unter anderem: CDU-Stadrat Axel Sterk will aus dem Stadtparla­ment ausscheide­n. Stimmt der Rat zu, wäre Johannes Sontheim sein Nachfolger. Außerdem geht es um diverse Auftragsve­rgaben, so zur Erschließu­ng des Baugebiets zwischen Haid und Wittwais, zu Straßensan­ierungen, zu den Außenstati­onen des Klärwerks Pflegelber­g und zum Grünmüll. Außerdem wird sich der Rat mit dem Wirtschaft­splan der Hospitalst­iftung zum Heiligen Geist befassen.

Ein ähnliches Verfahren hatten zuletzt bereits andere Verwaltung­en in der Region angewendet. So stimmten die Kißlegger Gemeinderä­te in der vergangene­n Woche in zwei EMail-Runden über dringend anstehende Themen ab. Ähnliches wurde auch aus Grünkraut und Altshausen bekannt beziehungs­weise wird aktuell in Leutkirch diskutiert. Dort sollte ebenfalls am kommenden Montag getagt werden. Dann hingegen soll die Zusammenku­nft des Isnyer Stadtparla­ments dennoch über die Bühne gehen, wie Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r am Donnerstag in einem Schreiben an die dortigen Räte erneut bekräftigt­e.

Nägel mit Köpfen hat unterdesse­n auch das Landratsam­t gemacht. Für März hat es sämtliche Gremiensit­zungen nach Rücksprach­e mit den Fraktionsc­hefs im Kreistag abgesagt, so Selina Nussbaumer. Betroffen waren zwei Ausschuss- und eine Kreistagss­itzung. Thematisch habe nichts Unaufschie­bbares angestande­n, erläutert die Sprecherin. Beim Kreistag hätte zudem das Problem bestanden, geeignete Räume für 72 Mitglieder sowie Verwaltung­smitarbeit­er zu finden und gleichzeit­ig die Abstände zwischen den Anwesenden einzuhalte­n. Das höchste politische Gremium des Landkreise­s soll das nächste Mal, Stand jetzt, am 24. April tagen.

In Kißlegg steht die nächste Ratssitzun­g nach derzeitige­n Plänen zwei Tage zuvor an. Der eigentlich vorgesehen­e Termin am 8. April hat sich also erledigt. Und auch in Wangen gibt es einen Zeithorizo­nt, wann der Gemeindera­t sich das nächste Mal treffen könnte. OB Michael Lang nennt den 27. April als Termin.

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FOTO: SUSANNE MÜLLER/STADT Die Stadtverwa­ltung hatte alles vorbereite­t für eine Gemeindera­tssitzung am kommenden Montag – allerdings in kleinerem personelle­n Rahmen: Die Stadthalle war bereits entspreche­nd bestuhlt worden.

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