Geriatrie für alle Patienten geöffnet
In der Abteilung für Ältere macht das Kemptener Klinikum auch Betten für Jüngere frei
KEMPTEN/OBERALLGÄU - Die Zahl der schwer an Covid-19 erkrankten Menschen wird in nächster Zeit steigen, sagen Experten. Weil sich auch immer mehr Kemptener und Oberallgäuer an dem Virus anstecken, rüstet sich der Klinikverbund Allgäu für die Herausforderung. „Die Vorbereitungen laufen gut“, sagt Sprecherin Kirsten Boos. Um Corona-Patienten aufnehmen und isolieren zu können, wird an anderer Stelle Platz für Nicht-Infizierte geschaffen: Zwölf Betten der akutgeriatrischen Station, wo sonst ältere Patienten wieder fit für den Alltag gemacht werden, stehen nun auch für Jüngere zur Verfügung.
Die Akutgeriatrie ist eine Fachabteilung, in der ältere Patienten nicht nur medizinisch versorgt werden. Auch Behandlungen, die der Rehabilitation dienen, finden vor Ort und nicht in einer Reha-Klinik statt. „Um Bettenkapazitäten für an Covid-19 erkrankte Patienten freizuhalten, nehmen die Kliniken des Klinikverbundes aktuell weniger Patienten auf“, sagt Sprecherin Boos. Dies betreffe auch die akutgeriatrische Station in Kempten. Für die älteren Patienten gebe es allerdings weiterhin die akutgeriatrische Station im Krankenhaus in Immenstadt sowie die Geriatrische Klinik in Sonthofen.
„Momentan sind auf den Intensivstationen der Kliniken des Klinikverbundes 23 freie Intensivbetten mit 22 Beatmungsplätzen vorhanden“, sagt die Sprecherin zur Situation insgesamt. Zwei Corona-Patienten aus Kempten und dem Oberallgäu starben bereits an dem Virus – beide in der Immenstädter Klinik. Auf die Frage, ob das daran lag, dass die Intensivstation
in Kempten überlastet war, sagt Boos: „Bei intensivpflichtigen Patienten wird immer geprüft, wo aktuell die passenden Kapazitäten frei sind.“Anhand dessen werde entschieden, in welchem Haus der Patient versorgt wird. „An den beiden Klinikstandorten Kempten und Immenstadt steht die gleiche intensivmedizinische Expertise und Ausstattung zur Verfügung.“
Innerhalb der Intensivstationen könnten zudem Abschnitte gebildet und Zimmer isoliert werden, sagt Boos. Teilweise seien Schleusen vor den Zimmern vorhanden. „In diesen werden die an Covid-19 erkrankten Patienten isoliert und von den Pflegekräften separat betreut.“
Parallel zur Öffnung der Geriatrie in Kempten seien in den Kliniken Immenstadt, Kempten, Mindelheim und Ottobeuren Stationen vorbereitet worden, um ausschließlich Corona-infizierte
Patienten aufnehmen und behandeln zu können, sagt Boos. Und auch die Zahl der Betten, an denen schwer erkrankte Patienten intensivmedizinisch versorgt werden können, könne im Klinikverbund kurzfristig von 60 auf 125 erhöht werden. Von den 60 Betten stehen 24 in Kempten und 16 in Immenstadt. Erst am Montag hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn den Kliniken einen finanziellen Ausgleich pro zusätzliches Intensivbett zugesichert. Beatmungseinheiten, die bei der Behandlung einer schweren Covid-19-Infektion öfter gebraucht werden, sind 43 vorhanden. 57 weitere stehen, wenn nötig, bereit. Geschäftsführer Andreas Ruland sagte jüngst, das versucht werde, zusätzlich Geräte zu kaufen. Laut Boos gibt es bei den Beatmungseinheiten eine Lieferzeit von sechs Monaten.