Ein Tempolimit als Konsequenz?
Am Karfreitag starb ein junger Motorradfahrer – Die Strecke ist ein Dauerthema
AMTZELL - Es ist nicht das erste Mal, dass es auf dieser Strecke einen schweren Unfall gab. Am Nachmittag des Karfreitags fuhr ein 22-jähriger mit seinem Motorrad von Amtzell Richtung Hannober. Ein Autofahrer kam von Hannober her und bog kurz vor dem Amtzeller Ortseingang nach links Richtung Winkelmühle ab. Es kam zum Frontalzusammenstoß. Der 22-jährige starb noch an der Unfallstelle. Anwohner fordern jetzt die Behörden auf entsprechende Konsequenzen zu ziehen.
„Seit wir hier vor sechs Jahren eingezogen sind, haben wir vier Verkehrsunfälle unmittelbar vor unserem Haus erleben müssen. Im weiteren Verlauf der Waldburger Straße gab es noch wesentlich mehr Unfälle.“Das sagen Christoph und Helena Rauch, Pfarrerehepaar und Anwohner der Ecke Waldburger Straße/ Winkelmühle in einem Schreiben an das Landratsamt. Und weiter: „Ein junger Mann, der vielleicht sogar die erlaubte Geschwindigkeit nicht überschritten hat, ist ums Leben gekommen. Und ein älterer Verkehrsteilnehmer wird sich nun wahrscheinlich für den Rest seines Lebens schuldig fühlen am Tod dieses Mannes. Unseres Erachtens liegt das Problem aber auch daran, dass für diesen Streckenabschnitt bislang keine Geschwindigkeitsbeschränkung eingeführt wurde.“Nicht zum ersten Mal und nicht alleine stellt das Ehepaar – als Konsequenz aus den Unfällen – Forderungen auf. Bereits vor einigen Wochen haben sie dem Bürgermeister und dem Gemeinderat eine Unterschriftenliste und einen Maßnahmenkatalog vorgelegt. Seit dem jüngsten Unfall häufen sich Stimmen zu dem Thema.
Die Forderungen und Argumente
Tempo 70 und Überholverbot
Auf der gesamten Strecke zwischen Amtzell und Hannober wird in der Unterschriftenaktion – wie schon vor dem Unfall – eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 Kilometer pro Stunde gefordert. Außerdem machen sich die Unterzeichner für Überholverbote an Einmündungen, Hofeinfahrten und in unübersichtlichem Gefälle stark. In der Begründung heißt es unter anderem: „Häufige Unfälle mit Motorradbeteiligung zeigen, dass die Geschwindigkeit reduziert werden muss, um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer auf der Strecke zu erhöhen.“Außerdem gebe es auf der 4,7 Kilometer langen Strecke 22 Einmündungen und sicheres Linksabbiegen sei „im gesamten Streckenverlauf häufig nicht möglich“.
Tempo 50 schon vor dem Ortsschild
Zwischen der Waldburger Straße 61 und dem Ortseingang von Amtzell soll die Höchstgeschwindigkeit auf 50 km/h reduziert werden. Fußgänger und Radfahrer nutzen dem Ehepaar Rauch und den anderen Unterstützern
der Initiative zufolge diesen Teil der Straße als Anschluss zu Rad– und Wanderwegen. Außerdem sei hier die Ausfahrt der Feuerwehr auf die Waldburger Straße. „Schon allein das sollte ein Grund sein, die Geschwindigkeit an dieser Stelle deutlich herabzusetzen“, so die Argumentation. Hinzu komme, dass die Zufahrt zum Bauhof von vielen Amtzellern zur Müllentsorgung angefahren wird. „Und zwar an Samstagen, wenn auch die Motorräder verstärkt unterwegs sind.“
Die Situation sei vergleichbar mit der Strecke zwischen Amtzell und Goppertsweiler, wo trotz „nur“einseitiger Bebauung die Geschwindigkeit auf 50 km/h begrenzt ist. Die Winkelmühle sehen die Unterzeichner der Forderungen durch den Sportplatz und die Baugebiete Hössel und Goppertsweiler inzwischen zusammenhängend mit dem Amtzeller Ortskern verbunden. Deshalb wurde der Gemeinderat gebeten, zu prüfen, ob das Ortsschild nicht auf die Höhe der Einmündung Mündele vorgezogen werden kann.
Was kann die Gemeinde tun?
„Bei uns gehen derzeit viele Anfragen zu dem Thema ein“, berichtet Bürgermeister Clemens Moll. Für ihn ist das Thema nicht neu. Die Waldburger Straße ist eine Kreisstraße, die K 7989. Folglich entscheide das Landratsamt als zuständige Verkehrsbehörde darüber, wie schnell gefahren werden darf und ob es verkehrsberuhigende Maßnahmen gibt.
„Maximal beschränkt“seien die Möglichkeiten der Gemeinde in dieser Sache, sagt Moll der SZ. Schon mehrmals sei in der Vergangenheit die Strecke Thema bei einer Verkehrsschau durch das Landratsamt gewesen. „Der Tenor war, es handele sich nicht um einen Unfallschwerpunkt“, so Moll. Ob diese Einschätzung sich durch den jüngsten Unfall ändert, sei fraglich. „Es fehlen noch Erkenntnisse zum Unfallhergang“. Er möchte keine Spekulationen anheizen. In einem Polizeibericht vom Samstag hieß es: Bei dem Abbiegevorgang „übersah er den entgegenkommenden Motorradfahrer und zwischen beiden Fahrzeugen kam es zu einer Frontalkollision“.
Davon unabhängig steht für Moll fest: „Dieses Lärmproblem durch die Motorräder ist wirklich absolut extrem.“Schon vor dem Unfall habe die Gemeinde deswegen – und zur Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern – Banner in Bauzaungröße bestellt. Diese sollen appellieren: „Hallo Motorradfahrer, bitte langsam, leise und vernünftig fahren.“Außerdem hat der Rathaus-Chef für das nächste Amtsblatt einen Artikel angekündigt, der darüber informieren soll, was die Gemeinde in der Vergangenheit unternommen hat, was sie unternehmen wird und wie in diesem Zusammenhang der tödliche Verkehrsunfall zu bewerten ist. Auf der Internetseite der Gemeinde und auf www.schwaebische.de ist der Text bereits zu finden.