Kontrolle aus der Luft war laut Polizei verhältnismäßig
Manche Bürger sehen Überwachung in der Region mit dem Zeppelin kritisch – Warum die Polizei die Aktion verteidigt
RAVENSBURG (sz/len) - Die Polizei hat nach der Überwachung der Corona-Verordnung aus dem Zeppelin eine positive Bilanz gezogen – und die Kontrollen aus der Luft verteidigt. Ob das Luftschiff erneut genutzt wird, um die Einhaltung des Kontaktverbots zu kontrollieren, will die Polizei noch diese Woche entscheiden.
Die meisten Bürger haben sich laut Polizei am Osterwochenende im Freien vorbildlich an die Vorgaben der Corona-Verordnung gehalten, waren also nicht in Gruppen oder in gesperrten Bereichen unterwegs, wie die Polizei am Dienstag mitteilte. Das Bodensee-Ufer sei auffallend leer gewesen. Pro Flugtag führte etwa eine Handvoll Beobachtungen aus der Luft zu Kontrollen am Boden, wie es heißt. Am Karfreitag-Nachmittag lagerte in Friedrichshafen eine größere Gruppe trotz dort erlassenen Aufenthaltsverbotes am Ufer. Die Polizei sprach etwa zehn Platzverweise aus.
Die Kontrollen aus der Luft hatten vorab neben Zustimmung auch Kritik ausgelöst. „Ich sage nur, der Überwachungsstaat lässt grüßen ...“, schrieb eine Facebook-Nutzerin auf der Seite der „Schwäbischen Zeitung“. Die Kritik ist auch bei der Polizei angekommen. Polizeisprecher Oliver Weißflog verteidigt die Kontrollen aus der Luft. Die seien aus Sicht der Polizei rechtzeitig angekündigt und verhältnismäßig gewesen, vor allem, wenn man beachte, um welches „Rechtsgut“es in der Corona-Krise gehe, so der Polizeisprecher: die Gesundheit oder sogar das Leben von Menschen. Um die Masse an Ausflüglern rund um oberschwäbische Weiher und Seen oder am Bodenseeufer im Auge zu behalten, hätte es sonst Hundertschaften gebraucht, erklärt er.
Es sei Aufgabe der Polizei, auf Einhaltung von Recht und Gesetz zu achten. „Wir haben den Zeppelin nicht genutzt, um mit dem Super-Teleobjektiv in Gärten reinzufotografieren und zu schauen, was auf dem Grill liegt“, sagt er. Seine Kollegen im Zeppelin hatten nach Angaben der Polizei normale Fotoapparate dabei, um den Einsatzablauf zu dokumentieren und Übersichtsaufnahmen zu machen. Bei einer Sichtung wurde per Funk eine Streife losgeschickt, wie Weißflog erklärt. Aus den schriftlich festgehaltenen Vorkommnissen sei ihm nicht bekannt, dass aus dem Zeppelin eine Menschenansammlung auf Privatgelände gesichtet und von
Streifen am Boden kontrolliert worden wären, so Weißflog – Kontrollen in Privatgärten habe es zum Beispiel gegeben, weil Nachbarn eine Ruhestörung beklagten.
Die Erfahrungen vom Wochenende müsse man nun auswerten, auch der Polizeipräsident und das Innenministerium seien eingebunden. Ob es zu weiteren Kontrollen der Corona-Verordnung mithilfe des Zeppelins kommt, entscheide sich im Laufe der Woche. Auch mit den Eignern, der Zeppelin-Reederei, müsse man das noch besprechen.
Im ganzen Gebiet des Polizeipräsidiums Ravensburg (Kreis Ravensburg, Kreis Sigmaringen, Bodenseekreis) wurden von Freitag bis Dienstagvormittag von der Polizei rund 170 Verstöße gegen die Corona-Verordnung festgestellt. Meist hatten sich mehr als zwei Personen außerhalb der eigenen Familie getroffen, die teilweise miteinander feierten, oder es wurden Aufenthaltsverbote missachtet. In Einzelfällen verkauften Eisdielen Eis an Laufkundschaft, was laut Polizei derzeit nicht erlaubt ist.