Scholz plant Hilfen für Gastgewerbe
Laut Dehoga droht 70 000 Betrieben die Insolvenz – Wolf fordert Teilöffnung im Tourismus
BERLIN/STUTTGART (dpa/AFP) Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) stellt der von der andauernden Schließung in der Corona-Pandemie besonders betroffenen Gastronomie finanzielle Unterstützung in Aussicht. „Natürlich schauen wir genau, ob und wo wir gezielt weitere Hilfen benötigen. Wir haben vor allem jene Branchen im Blick, für die es noch nicht so schnell wieder losgeht. Das Hotel- und Gaststättengewerbe gehört sicherlich dazu“, sagte Scholz der „Welt am Sonntag“.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte der „Bild am
Sonntag“mit Blick auf die Lage der Gastrobranche: „Und klar ist, wir werden hier auch zusätzliche Hilfen benötigen, damit nicht ein Großteil der Unternehmen aufgibt und vom Markt verschwindet“.
Im deutschen Hotel- und Gaststättengewerbe droht nach Darstellung der Branche etwa jedem dritten Betrieb die Pleite. Rund 70 000 Betriebe stehen vor der Insolvenz, wie der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) am Sonntag warnte. Den gut 223 000 Betrieben gingen bis Ende April rund zehn Milliarden Euro Umsatz verloren.
„Wir mussten als Erstes schließen und werden wohl auch mit am längsten zu leiden haben“, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Dehoga, Ingrid Hartges. Der Verband fordert eine verantwortungsvolle Öffnung von Restaurants und Cafés, die Absenkung des Mehrwertsteuersatzes auf sieben Prozent und einen staatlichen Rettungsfonds mit Direkthilfen für Betriebe, ähnlich der Dürrehilfen für Landwirte 2018.
Für die beginnende Urlaubszeit fordert Baden-Württembergs Tourismusminister Guido Wolf (CDU) eine schrittweise Zulassung des Geschäftsbetriebs
in Tourismusunternehmen. „Ich könnte mir vorstellen, dass man Gaststätten, Hotels, Parks und Ausflugsziele zunächst mit reduzierten Kapazitäten wieder öffnet“, sagte er am Wochenende. „Die Besucher könnten sich beispielsweise zuvor anmelden, auch online, damit man einen Überblick über die Gäste hat.“Auch bei Ferien auf dem Bauernhof, auf Campingplätzen, in Ferienwohnungen oder kleinen Pensionen ließen sich Abstandsregeln gut einhalten. Es sei zu früh, die Sommersaison für die touristischen Betriebe abzuschreiben.