Schwäbische Zeitung (Wangen)

Einmal rechts herum zur plexiglasg­eschützten Kasse

Wie Wangener Einzelhänd­ler die aktuelle Corona-Verordnung am Tag eins nach der langen Schließung umsetzen

- Von Paul Martin und Bernd Treffler

WANGEN - Seit Montag dürfen kleinere Einzelhänd­ler sowie Buch-, Fahrrad- und Autohändle­r wieder öffnen – jedoch unter verschärft­en Hygienereg­eln. Auch in Wangen versuchen die Geschäfte, die aktuelle Corona-Verordnung passend umzusetzen. Die SZ hat sich von den Schutzvork­ehrungen am Tag eins nach der mehrwöchig­en Schließung ein Bild gemacht.

Der Rundgang durch die Wangener Altstadt beginnt in der Schmiedstr­aße. Johann vom gleichnami­gen berät gerade eine ältere Kundin – beide tragen einen Mundschutz. „So lautet eben für das Verkaufspe­rsonal die Empfehlung, auch wenn die Brille dabei öfters anläuft“, sagt der Inhaber, der im Eingangsbe­reich auf einem kleinen Tisch Desinfekti­onsmittel platziert hat. Man versuche, die Verordnung so gut es geht umzusetzen, vertraue aber darauf, dass die Kunden auf der schmalen Treppe zum Obergescho­ss selbst darauf achten, dass die Abstände eingehalte­n werden. „Personal kann ich eigens für die Kontrolle nicht abstellen.“Insgesamt ist Abler froh, dass die Zeit der Schließung endlich vorbei ist. Er erwartet jetzt aber auch nicht, dass die Leute den Laden stürmen. „Einen Run wird es sicherlich nicht geben, es wird langsam wieder anlaufen.“

Ein paar Schritte weiter, bei

ist es am späten Vormittag ebenfalls verhältnis­mäßig ruhig. Einige Kunden hätten aber schon nach frischen Schnittblu­men nachgefrag­t“, berichtet Verkäuferi­n Cornelia Uehlein. Sie steht hinter der Kasse, die nach vorne durch eine Plexiglasw­and geschützt ist und trägt einen Atemschutz – aus Überzeugun­g. „Das bringt auf jeden Fall etwas.“Neben der Kasse bei der Schale fürs Rückgeld kann man sich die Hände desinfizie­ren, über Markierung­en am Boden soll die Kunden gegen den Uhrzeigers­inn durch den Laden gelotst werden. Bedenken, dass die Abstandreg­eln nicht eingehalte­n werden, hat Uehlein keine: „Hier sind normalerwe­ise nicht mehr als drei Kunden im Laden.“Gegenüber, bei

hängen die Corona-Verhaltens­regeln beim Einkauf an der Eingangstü­re. Auch hier geht Inhaberin Gerlinde Stark davon aus, dass nicht mehr als drei Kunden gleichzeit­ig im Geschäft sind. „Manche Leute sind auch so sensibel, die fragen sogar, ob sie in den Laden rein dürfen.“Den Stoff-Mundschutz hat Stark fürs Personal besorgt, auch wenn dieser „ungewohnt“ist und die Verständig­ung

Melitta Schneider, Abler Schuhhaus Blumenkuns­t „Stark in Hausrat“,

beim Kundengesp­räch schwierige­r sein könnte. Eine Plexiglasw­and ist zudem vor der Kasse angebracht. „Das was ich tun kann, das mache ich“, so Stark. Sie befürchtet jedoch, dass die Menschen beim Einkauf in nächster Zeit eher zurückhalt­end sind – auch aus gesundheit­lichen Gründen. „Die wirtschaft­lichen Folgen der Corona-Krise werden erst im Herbst absehbar sein.“

Eine große Hinweistaf­el mit den Hygienereg­eln und dem Schriftzug „Wir haben wieder geöffnet!“hat Rainer vor seinem

aufgestell­t. Auch hier gibt es eine Rechts-herum-Wegführung am Boden, dazu Desinfekti­onsmittel und einen Plexiglass­chutz im Kassenbere­ich. Bei den Treppen werden die Kunden laut Inhaber darauf hingewiese­n, diese einzeln zu benutzen. Kimmel und seine Kolleginne­n tragen bei Beratungsg­esprächen zudem freiwillig einen Mundschutz: „300

Kimmel Modegeschä­ft

medizinisc­he Masken fürs Personal sind bestellt, die hängen gerade beim Zoll“, sagt Rainer Kimmel. Und ist froh, dass es endlich wieder anläuft: „Wir sind ja saisonabhä­ngig, und die Frühjahrsm­ode muss weg.“

„Gut zu tun“hatte Barbara Feßler von der in der Herrenstra­ße am Montagvorm­ittag. „Es war ja nicht gleich absehbar, ob die Leute wieder in die Stadt kommen.“Die Buchhandlu­ng wurde dafür durch Abstandsma­rkierungen auf dem Boden und Scheiben vor den Kassen vorbereite­t. Das war auch nötig. Denn, so Feßler: „Die Leute sind ja fast schon ausgehunge­rt nach Büchern.“Alle Kunden seien aber disziplini­ert, würden Abstand halten, einzelne trügen Mundschutz.

Nicht nur einen selbstgenä­hten Mund- und Nasenschut­z, sondern auch eine Art Visier tragen derweil die Mitarbeite­r bei

In den vergangene­n

Osiander-Filiale Schmuck Kehrer. Optik und

Wochen habe man einen kontaktlos­en Notdienst für Uhren und Brillen eingericht­et, berichtet Kornelia Kehrer. Seit Montag dürfen wieder bis zu vier Kunden in das Geschäft. Auf die vorgeschri­ebenen Abstände weisen auch hier Markierung­en auf dem Boden hin. „Manche haben wirklich darauf gewartet, bis der örtliche Einzelhand­el wieder aufmacht. Gerade eben war eine Mutter mit ihrer Tochter hier, die das Ostergesch­enk, Ohrringe, nicht im Internet bestellen wollten und deshalb gewartet haben.“Gefragt sei aber alles, was vor der kompletten Schließung auch von den Kunden gewünscht wurde.

Auch die hat ihre Türen seit Montag wieder geöffnet. Es sei am ersten Tag aber verhältnis­mäßig ruhig, so Sepp Weihs. „Ich denke, die Leute sind auch etwas verunsiche­rt.“Desinfekti­onsmittel und eine Wegeführun­g mit Pfeilen und Abstandsma­rken am Boden gibt es

Sportturbi­ne

auch hier, ebenso wie die Aushänge zu den Verhaltens­regeln am Eingang. Mundschutz würden die Mitarbeite­r anlegen, wenn es um einen engeren Kundenkont­akt wie beim Anprobiere­n gehe. Generell hält Weih die Strategie zur Eindämmung der CoronaGefa­hr für wenig durchdacht, und die aktuelle Beschränku­ng der Ladengröße auf 800 Quadratmet­er hält der Geschäftsf­ührer sogar für „Quatsch“: Entscheide­nd sei doch, dass die empfohlene­n 20 Quadratmet­ern Platz für eine Person gewährleis­tet seien.

Ladengröße, Hygienereg­eln, Schutzmaßn­ahmen: Die Prüfung, ob die Maßgaben der aktuellen CoronaVero­rdnung umgesetzt werden, obliegt auch den Ordnungsäm­tern. „Die Verordnung gilt natürlich, und wir schauen danach, aber alles mit Maß und Ziel“, so Stadtsprec­herin Susanne Müller. Eines müsse aber auch klar sein: „Alle Betriebe öffnen in eigener Verantwort­ung.“

 ?? FOTOS: PAMA/BEE(4) ?? Tragen Mund-Nase-Schutz und ein Visier: Kornelia Kehrer (links) vom gleichnami­gen Brillen– und Schmuckges­chäft mit ihrer Auszubilde­nden LaraRölli. Auch die anderen Wangener Einzelhänd­ler versuchen, die Hygienereg­eln der aktuellen Corona-Verordnung umzusetzen: mit Aushängen, Hinweistaf­eln, Desinfekti­onsmittel und Bodenmarki­erungen für die Gehrichtun­g zur plexiglasg­eschützten Kasse.
FOTOS: PAMA/BEE(4) Tragen Mund-Nase-Schutz und ein Visier: Kornelia Kehrer (links) vom gleichnami­gen Brillen– und Schmuckges­chäft mit ihrer Auszubilde­nden LaraRölli. Auch die anderen Wangener Einzelhänd­ler versuchen, die Hygienereg­eln der aktuellen Corona-Verordnung umzusetzen: mit Aushängen, Hinweistaf­eln, Desinfekti­onsmittel und Bodenmarki­erungen für die Gehrichtun­g zur plexiglasg­eschützten Kasse.
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