Einmal rechts herum zur plexiglasgeschützten Kasse
Wie Wangener Einzelhändler die aktuelle Corona-Verordnung am Tag eins nach der langen Schließung umsetzen
WANGEN - Seit Montag dürfen kleinere Einzelhändler sowie Buch-, Fahrrad- und Autohändler wieder öffnen – jedoch unter verschärften Hygieneregeln. Auch in Wangen versuchen die Geschäfte, die aktuelle Corona-Verordnung passend umzusetzen. Die SZ hat sich von den Schutzvorkehrungen am Tag eins nach der mehrwöchigen Schließung ein Bild gemacht.
Der Rundgang durch die Wangener Altstadt beginnt in der Schmiedstraße. Johann vom gleichnamigen berät gerade eine ältere Kundin – beide tragen einen Mundschutz. „So lautet eben für das Verkaufspersonal die Empfehlung, auch wenn die Brille dabei öfters anläuft“, sagt der Inhaber, der im Eingangsbereich auf einem kleinen Tisch Desinfektionsmittel platziert hat. Man versuche, die Verordnung so gut es geht umzusetzen, vertraue aber darauf, dass die Kunden auf der schmalen Treppe zum Obergeschoss selbst darauf achten, dass die Abstände eingehalten werden. „Personal kann ich eigens für die Kontrolle nicht abstellen.“Insgesamt ist Abler froh, dass die Zeit der Schließung endlich vorbei ist. Er erwartet jetzt aber auch nicht, dass die Leute den Laden stürmen. „Einen Run wird es sicherlich nicht geben, es wird langsam wieder anlaufen.“
Ein paar Schritte weiter, bei
ist es am späten Vormittag ebenfalls verhältnismäßig ruhig. Einige Kunden hätten aber schon nach frischen Schnittblumen nachgefragt“, berichtet Verkäuferin Cornelia Uehlein. Sie steht hinter der Kasse, die nach vorne durch eine Plexiglaswand geschützt ist und trägt einen Atemschutz – aus Überzeugung. „Das bringt auf jeden Fall etwas.“Neben der Kasse bei der Schale fürs Rückgeld kann man sich die Hände desinfizieren, über Markierungen am Boden soll die Kunden gegen den Uhrzeigersinn durch den Laden gelotst werden. Bedenken, dass die Abstandregeln nicht eingehalten werden, hat Uehlein keine: „Hier sind normalerweise nicht mehr als drei Kunden im Laden.“Gegenüber, bei
hängen die Corona-Verhaltensregeln beim Einkauf an der Eingangstüre. Auch hier geht Inhaberin Gerlinde Stark davon aus, dass nicht mehr als drei Kunden gleichzeitig im Geschäft sind. „Manche Leute sind auch so sensibel, die fragen sogar, ob sie in den Laden rein dürfen.“Den Stoff-Mundschutz hat Stark fürs Personal besorgt, auch wenn dieser „ungewohnt“ist und die Verständigung
Melitta Schneider, Abler Schuhhaus Blumenkunst „Stark in Hausrat“,
beim Kundengespräch schwieriger sein könnte. Eine Plexiglaswand ist zudem vor der Kasse angebracht. „Das was ich tun kann, das mache ich“, so Stark. Sie befürchtet jedoch, dass die Menschen beim Einkauf in nächster Zeit eher zurückhaltend sind – auch aus gesundheitlichen Gründen. „Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise werden erst im Herbst absehbar sein.“
Eine große Hinweistafel mit den Hygieneregeln und dem Schriftzug „Wir haben wieder geöffnet!“hat Rainer vor seinem
aufgestellt. Auch hier gibt es eine Rechts-herum-Wegführung am Boden, dazu Desinfektionsmittel und einen Plexiglasschutz im Kassenbereich. Bei den Treppen werden die Kunden laut Inhaber darauf hingewiesen, diese einzeln zu benutzen. Kimmel und seine Kolleginnen tragen bei Beratungsgesprächen zudem freiwillig einen Mundschutz: „300
Kimmel Modegeschäft
medizinische Masken fürs Personal sind bestellt, die hängen gerade beim Zoll“, sagt Rainer Kimmel. Und ist froh, dass es endlich wieder anläuft: „Wir sind ja saisonabhängig, und die Frühjahrsmode muss weg.“
„Gut zu tun“hatte Barbara Feßler von der in der Herrenstraße am Montagvormittag. „Es war ja nicht gleich absehbar, ob die Leute wieder in die Stadt kommen.“Die Buchhandlung wurde dafür durch Abstandsmarkierungen auf dem Boden und Scheiben vor den Kassen vorbereitet. Das war auch nötig. Denn, so Feßler: „Die Leute sind ja fast schon ausgehungert nach Büchern.“Alle Kunden seien aber diszipliniert, würden Abstand halten, einzelne trügen Mundschutz.
Nicht nur einen selbstgenähten Mund- und Nasenschutz, sondern auch eine Art Visier tragen derweil die Mitarbeiter bei
In den vergangenen
Osiander-Filiale Schmuck Kehrer. Optik und
Wochen habe man einen kontaktlosen Notdienst für Uhren und Brillen eingerichtet, berichtet Kornelia Kehrer. Seit Montag dürfen wieder bis zu vier Kunden in das Geschäft. Auf die vorgeschriebenen Abstände weisen auch hier Markierungen auf dem Boden hin. „Manche haben wirklich darauf gewartet, bis der örtliche Einzelhandel wieder aufmacht. Gerade eben war eine Mutter mit ihrer Tochter hier, die das Ostergeschenk, Ohrringe, nicht im Internet bestellen wollten und deshalb gewartet haben.“Gefragt sei aber alles, was vor der kompletten Schließung auch von den Kunden gewünscht wurde.
Auch die hat ihre Türen seit Montag wieder geöffnet. Es sei am ersten Tag aber verhältnismäßig ruhig, so Sepp Weihs. „Ich denke, die Leute sind auch etwas verunsichert.“Desinfektionsmittel und eine Wegeführung mit Pfeilen und Abstandsmarken am Boden gibt es
Sportturbine
auch hier, ebenso wie die Aushänge zu den Verhaltensregeln am Eingang. Mundschutz würden die Mitarbeiter anlegen, wenn es um einen engeren Kundenkontakt wie beim Anprobieren gehe. Generell hält Weih die Strategie zur Eindämmung der CoronaGefahr für wenig durchdacht, und die aktuelle Beschränkung der Ladengröße auf 800 Quadratmeter hält der Geschäftsführer sogar für „Quatsch“: Entscheidend sei doch, dass die empfohlenen 20 Quadratmetern Platz für eine Person gewährleistet seien.
Ladengröße, Hygieneregeln, Schutzmaßnahmen: Die Prüfung, ob die Maßgaben der aktuellen CoronaVerordnung umgesetzt werden, obliegt auch den Ordnungsämtern. „Die Verordnung gilt natürlich, und wir schauen danach, aber alles mit Maß und Ziel“, so Stadtsprecherin Susanne Müller. Eines müsse aber auch klar sein: „Alle Betriebe öffnen in eigener Verantwortung.“