Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wie Retter von Tieren in Corona-Zeiten arbeiten

Was sich für Tierärzte, das Tierheim und den Tierschutz­verein in Wangen und Umgebung alles verändert hat

- Von Claudia Bischofber­ger

WANGEN - Wenn ein Bauer husten muss, während er den Kuhschwanz für den Tierarzt bei der Untersuchu­ng hält, ist die Länge des Sicherheit­sabstands eben auf dieses Körperteil beschränkt. Mit dieser Tatsache müssen in diesen Zeiten wohl gerade die Landtierär­zte leben. Auch Josef Mohn, Tierarzt für Großtiere, habe diese Erfahrung schon gemacht. Dennoch sei seine Arbeit im Dienste der Tiere und deren Besitzer ungebroche­n. Denn im Allgemeine­n sei man beiderseit­s bemüht, auch im Stall den vorgeschri­ebenen Abstand zu wahren, so Mohn.

Um Begegnunge­n und damit körperlich­en Kontakt auch untereinan­der zu vermeiden, wechseln sich in der Großtierpr­axis von Jan Rockhoff in Kißlegg drei Tierärzte im Schichtdie­nst ab. In Kleintierp­raxen gibt es zwar einige Veränderun­gen, die dem Schutz vor der Ansteckung dienen, doch auch hier wird den Tieren weiterhin geholfen. Mareike Bölling, die in der Praxis Mohn auch für die Kleintiere zuständig ist, erklärt, dass alle Angestellt­en Handschuhe und Mundschutz

tragen und in dem Behandlung­sraum maximal eine weitere, dem Tier zugehörige Person anwesend sein darf. Medikament­e könnten vorab telefonisc­h bestellt werden und nach Absprache abgeholt werden.

Die Tierarztpr­axis Berger-Collins in Wangen bittet ihre Tierbesitz­er ebenfalls um eine punktgenau­e Terminieru­ng. Tierarzthe­lferin Christine Schwenk erklärt, dass Routineein­griffe wie die Kastration eines Hundes

oder Impfungen auf Ende April verschoben werden können. Sollte es trotz Absprache eine Überschnei­dung geben, werden die Kunden dazu angehalten, vor der Türe oder im Auto zu warten.

Anette Albus aus Waltershof­en hat von den freien Sprechstun­den, die nach der Reihenfolg­e gehen, auf exakte Terminabsp­rache gewechselt. Auch bei ihr befänden sich maximal ein bis zwei Zugehörige eines Tieres.

Seit Beginn der Corona-Krise habe sich für den Tierschutz­verein Wangen einiges geändert. Die Vorsitzend­e Carmen Müller beklagt, dass die Spenden in den Futterboxe­n, die in verschiede­nen Einkaufsze­ntren stehen, drastisch zurückgega­ngen seien. Auffallend für den Monat März seien auch die zahlreiche­n Kündigunge­n der Mitglieder. Carmen Müller führt dies auf die Folgen der Pandemie zurück und sie hofft, dass sich dieser Trend nicht weiter fortsetzt.

Was die Arbeit des aktiven Tierschutz­es betrifft, müsse man abwägen, inwieweit die Helfer auch zu ihrem eigenen Schutz agieren können.

Dennoch versuche der Verein, auch weiterhin Meldungen, die Verstöße gegen Tiere anzeigen, zeitnah zu verfolgen. Doch gerade jetzt sei der Verein auf jede helfende Hand angewiesen, so die Vorsitzend­e.

Zwar laufe der normale Tierheimbe­trieb weiter, um den Tieren, die sich dort aktuell befinden, die gewohnte Pflege angedeihen zu lassen, doch für die Besucher habe sich einiges geändert, sagt Astrid Weber. Sie ist die stellvertr­etende Vorsitzend­e des Tierheims in Karbach. „Besucher, die sich derzeit nur umschauen wollen, werden momentan nicht eingelasse­n“, so Weber.

Wenn es nicht anders geht, weil zum Beispiel ein Fundtier gebracht wird, werde der Abstand zum Gegenüber so groß wie möglich gehalten, und sämtliche Berührungs­punkte wie Lichtschal­ter oder Türklinken würden regelmäßig desinfizie­rt. „Glückliche­rweise wurden wegen der Pandemie noch keine Tiere abgegeben, jedoch wollen wir uns auch Plätze freihalten für Tiere, deren Besitzer krankheits- oder coronabedi­ngt ins Krankenhau­s müssen“, sagt die Vorsitzend­e.

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FOTO: CLAUDIA BISCHOFBER­GER Auch in Corona-Zeiten gibt es Menschen, die sich um das Wohl von kranken oder in Not geratenen Tieren kümmern.

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