Wie Retter von Tieren in Corona-Zeiten arbeiten
Was sich für Tierärzte, das Tierheim und den Tierschutzverein in Wangen und Umgebung alles verändert hat
WANGEN - Wenn ein Bauer husten muss, während er den Kuhschwanz für den Tierarzt bei der Untersuchung hält, ist die Länge des Sicherheitsabstands eben auf dieses Körperteil beschränkt. Mit dieser Tatsache müssen in diesen Zeiten wohl gerade die Landtierärzte leben. Auch Josef Mohn, Tierarzt für Großtiere, habe diese Erfahrung schon gemacht. Dennoch sei seine Arbeit im Dienste der Tiere und deren Besitzer ungebrochen. Denn im Allgemeinen sei man beiderseits bemüht, auch im Stall den vorgeschriebenen Abstand zu wahren, so Mohn.
Um Begegnungen und damit körperlichen Kontakt auch untereinander zu vermeiden, wechseln sich in der Großtierpraxis von Jan Rockhoff in Kißlegg drei Tierärzte im Schichtdienst ab. In Kleintierpraxen gibt es zwar einige Veränderungen, die dem Schutz vor der Ansteckung dienen, doch auch hier wird den Tieren weiterhin geholfen. Mareike Bölling, die in der Praxis Mohn auch für die Kleintiere zuständig ist, erklärt, dass alle Angestellten Handschuhe und Mundschutz
tragen und in dem Behandlungsraum maximal eine weitere, dem Tier zugehörige Person anwesend sein darf. Medikamente könnten vorab telefonisch bestellt werden und nach Absprache abgeholt werden.
Die Tierarztpraxis Berger-Collins in Wangen bittet ihre Tierbesitzer ebenfalls um eine punktgenaue Terminierung. Tierarzthelferin Christine Schwenk erklärt, dass Routineeingriffe wie die Kastration eines Hundes
oder Impfungen auf Ende April verschoben werden können. Sollte es trotz Absprache eine Überschneidung geben, werden die Kunden dazu angehalten, vor der Türe oder im Auto zu warten.
Anette Albus aus Waltershofen hat von den freien Sprechstunden, die nach der Reihenfolge gehen, auf exakte Terminabsprache gewechselt. Auch bei ihr befänden sich maximal ein bis zwei Zugehörige eines Tieres.
Seit Beginn der Corona-Krise habe sich für den Tierschutzverein Wangen einiges geändert. Die Vorsitzende Carmen Müller beklagt, dass die Spenden in den Futterboxen, die in verschiedenen Einkaufszentren stehen, drastisch zurückgegangen seien. Auffallend für den Monat März seien auch die zahlreichen Kündigungen der Mitglieder. Carmen Müller führt dies auf die Folgen der Pandemie zurück und sie hofft, dass sich dieser Trend nicht weiter fortsetzt.
Was die Arbeit des aktiven Tierschutzes betrifft, müsse man abwägen, inwieweit die Helfer auch zu ihrem eigenen Schutz agieren können.
Dennoch versuche der Verein, auch weiterhin Meldungen, die Verstöße gegen Tiere anzeigen, zeitnah zu verfolgen. Doch gerade jetzt sei der Verein auf jede helfende Hand angewiesen, so die Vorsitzende.
Zwar laufe der normale Tierheimbetrieb weiter, um den Tieren, die sich dort aktuell befinden, die gewohnte Pflege angedeihen zu lassen, doch für die Besucher habe sich einiges geändert, sagt Astrid Weber. Sie ist die stellvertretende Vorsitzende des Tierheims in Karbach. „Besucher, die sich derzeit nur umschauen wollen, werden momentan nicht eingelassen“, so Weber.
Wenn es nicht anders geht, weil zum Beispiel ein Fundtier gebracht wird, werde der Abstand zum Gegenüber so groß wie möglich gehalten, und sämtliche Berührungspunkte wie Lichtschalter oder Türklinken würden regelmäßig desinfiziert. „Glücklicherweise wurden wegen der Pandemie noch keine Tiere abgegeben, jedoch wollen wir uns auch Plätze freihalten für Tiere, deren Besitzer krankheits- oder coronabedingt ins Krankenhaus müssen“, sagt die Vorsitzende.