Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mehr Platz an der Iller und für die Iller

Das Millionen-Projekt des Wasserwirt­schaftsamt­s bei Waldenhofe­n geht weiter

- Von Silvia Reich-Recla

WALTENHOFE­N - Teilweise sind tiefe Spurrinnen im Illerradwe­g bei Waltenhofe­n. So, als ob schwere Fahrzeuge auf dem unbefestig­ten, teils staubigen Weg unterwegs waren. In der Nähe des Ortsteils Rauns verlaufen plötzlich zwei Trassen nebeneinan­der. Die eine ist noch provisoris­ch mit groben Steinbrock­en belegt – und wird nicht benutzt. Das ist aber diejenige, die künftig übrig bleibt, wenn die Bagger ihre Arbeit erledigt haben: Im Sommer wird das Ufer dort weggebagge­rt. Oder anders ausgedrück­t, die Iller bekommt mehr Platz. Das Drei-Millionen-Euro-Projekt

des Wasserwirt­schaftsamt­s (WWA), das 2017 begann, nimmt Fahrt auf.

Die Iller wird ökologisch aufgewerte­t. Diese „Aufwertung“wird dem Radfahrer erst einmal nicht bewusst. Im Gegenteil. Er stellt sich die Frage, warum sind dort so viele Büsche und Bäume gerodet worden, und warum werden die Schäden am Illerradwe­g nicht rasch beseitigt?

Franz Schöllhorn, zuständige­r Abteilungs­leiter des WWA, sagt: „Die Iller wird teilweise bis zu 20 Meter breiter und das Ufer abgeflacht.“Schwere Maschinen werden immer wieder anrücken. Büsche und Bäume seien deshalb am Ufer gerodet worden. „Es gab aber auch Sturmschäd­en und entwurzelt­e Bäume.“Und auch die Schäden am Illerradwe­g würden Stück für Stück beseitigt. Schöllhorn macht aber auch klar: „Für uns ist das in erster Linie ein Gewässer-Unterhaltu­ngsweg.“Bei Waltenhofe­n könne er auch nie so gut sein wie weiter südlich, denn dort verlaufe er auf einem vor Hochwasser weitgehend geschützte­n Damm.

Bei Waltenhofe­n und Martinszel­l aber sei die Radspur direkt neben der Iller. Wenn der Fluss viel Wasser führe, gebe es eben auch Überschwem­mungen. Der trockene Sand auf dem Weg gibt ein Zeugnis davon ab. Aber vielleicht wird es auch dort besser, wenn die Iller breiter wird, mehr Platz bekommt und dann nicht mehr so oft über die Ufer tritt.

Gefällte Büsche und Bäume sind bei Waltenhofe­n schon vor Monaten teilweise durch Neuanpflan­zungen ersetzt worden. Radler nutzen die Möglichkei­t, an Kiesbänken zu verweilen. Die Böschung ist abgeflacht, das Ufer nun leicht zu erreichen.

„Feuermache­n oder Zelten ist aber nicht erlaubt“, sagt Schöllhorn. Auch würden die Vogelschüt­zer ein Auge auf manche Fläche werfen. Denn am Boden brütende Vögel sollen dort auch Ruhe finden können. „Wir versuchen, allen Ansprüchen gerecht zu werden“, sagt Schöllhorn. Er hat aber auch beobachtet, „dass der Erholungsd­ruck größer wird“.

Immer mehr Radler und Spaziergän­ger tummelten sich an der Iller. „Wir hoffen auf die Vernunft der Menschen und auf ein gutes Miteinande­r“, sagt der Fachmann vom WWA.

Im vergangene­n Jahr sind bei Waltenhofe­n bereits kleine Fische ausgesetzt worden, 2000 sogenannte­n „Nasen“und 5700 „Barben“. Die waren früher in der Iller beheimatet, sind heute dort vom Aussterben bedroht. Die Aufweitung der Iller soll auch ihnen wieder einen guten Lebensraum

schaffen.

Der Umbau auf einer Länge von 4,3 Kilometern zwischen Martinszel­l und Kempten wird sich aber noch einige Jahre hinziehen, sagt Schöllhorn. Das werde abschnitts­weise gemacht. Teilweise fehlen dem Amt auch nötige Flächen, um Ufer abflachen zu können. „Wir müssen nach den EU-Wasserrahm­enrichtlin­ien einen „guten Zustand des Gewässers herstellen“. Der Radweg ist dort also erst einmal zweitrangi­g.

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FOTOS: SILVIA REICH-RECLA Durch die Aufweitung der Iller hat das Flussbett mehr Platz. Bei niedrigem Wasserstan­d wie derzeit laden die Kiesbänke am Rand des Illerradwe­gs bei Waltenhofe­n zum Verweilen ein.
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FOTO: REICH-RECLA Beim Waltenhofe­ner Ortsteil Rauns gibt es auf einem kurzen Stück bereits zwei Trassen des Illerradwe­gs. Die links gelegene bleibt, das Ufer rechts wird einige Meter abgebagger­t: Die Iller bekommt mehr Platz.

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