Mehr Platz an der Iller und für die Iller
Das Millionen-Projekt des Wasserwirtschaftsamts bei Waldenhofen geht weiter
WALTENHOFEN - Teilweise sind tiefe Spurrinnen im Illerradweg bei Waltenhofen. So, als ob schwere Fahrzeuge auf dem unbefestigten, teils staubigen Weg unterwegs waren. In der Nähe des Ortsteils Rauns verlaufen plötzlich zwei Trassen nebeneinander. Die eine ist noch provisorisch mit groben Steinbrocken belegt – und wird nicht benutzt. Das ist aber diejenige, die künftig übrig bleibt, wenn die Bagger ihre Arbeit erledigt haben: Im Sommer wird das Ufer dort weggebaggert. Oder anders ausgedrückt, die Iller bekommt mehr Platz. Das Drei-Millionen-Euro-Projekt
des Wasserwirtschaftsamts (WWA), das 2017 begann, nimmt Fahrt auf.
Die Iller wird ökologisch aufgewertet. Diese „Aufwertung“wird dem Radfahrer erst einmal nicht bewusst. Im Gegenteil. Er stellt sich die Frage, warum sind dort so viele Büsche und Bäume gerodet worden, und warum werden die Schäden am Illerradweg nicht rasch beseitigt?
Franz Schöllhorn, zuständiger Abteilungsleiter des WWA, sagt: „Die Iller wird teilweise bis zu 20 Meter breiter und das Ufer abgeflacht.“Schwere Maschinen werden immer wieder anrücken. Büsche und Bäume seien deshalb am Ufer gerodet worden. „Es gab aber auch Sturmschäden und entwurzelte Bäume.“Und auch die Schäden am Illerradweg würden Stück für Stück beseitigt. Schöllhorn macht aber auch klar: „Für uns ist das in erster Linie ein Gewässer-Unterhaltungsweg.“Bei Waltenhofen könne er auch nie so gut sein wie weiter südlich, denn dort verlaufe er auf einem vor Hochwasser weitgehend geschützten Damm.
Bei Waltenhofen und Martinszell aber sei die Radspur direkt neben der Iller. Wenn der Fluss viel Wasser führe, gebe es eben auch Überschwemmungen. Der trockene Sand auf dem Weg gibt ein Zeugnis davon ab. Aber vielleicht wird es auch dort besser, wenn die Iller breiter wird, mehr Platz bekommt und dann nicht mehr so oft über die Ufer tritt.
Gefällte Büsche und Bäume sind bei Waltenhofen schon vor Monaten teilweise durch Neuanpflanzungen ersetzt worden. Radler nutzen die Möglichkeit, an Kiesbänken zu verweilen. Die Böschung ist abgeflacht, das Ufer nun leicht zu erreichen.
„Feuermachen oder Zelten ist aber nicht erlaubt“, sagt Schöllhorn. Auch würden die Vogelschützer ein Auge auf manche Fläche werfen. Denn am Boden brütende Vögel sollen dort auch Ruhe finden können. „Wir versuchen, allen Ansprüchen gerecht zu werden“, sagt Schöllhorn. Er hat aber auch beobachtet, „dass der Erholungsdruck größer wird“.
Immer mehr Radler und Spaziergänger tummelten sich an der Iller. „Wir hoffen auf die Vernunft der Menschen und auf ein gutes Miteinander“, sagt der Fachmann vom WWA.
Im vergangenen Jahr sind bei Waltenhofen bereits kleine Fische ausgesetzt worden, 2000 sogenannten „Nasen“und 5700 „Barben“. Die waren früher in der Iller beheimatet, sind heute dort vom Aussterben bedroht. Die Aufweitung der Iller soll auch ihnen wieder einen guten Lebensraum
schaffen.
Der Umbau auf einer Länge von 4,3 Kilometern zwischen Martinszell und Kempten wird sich aber noch einige Jahre hinziehen, sagt Schöllhorn. Das werde abschnittsweise gemacht. Teilweise fehlen dem Amt auch nötige Flächen, um Ufer abflachen zu können. „Wir müssen nach den EU-Wasserrahmenrichtlinien einen „guten Zustand des Gewässers herstellen“. Der Radweg ist dort also erst einmal zweitrangig.