VW hat diese Ohrfeige verdient
Nun ist höchstrichterlich festgestellt, dass Volkswagen seine Dieselkunden und die Behörden aus ganz eigennützigen Motiven bewusst hinters Licht geführt hat. Die Begründung des Bundesgerichtshofs in seinem Urteil zum Schadenersatz für einen Kläger liest sich, als wäre in Wolfsburg eine Vereinigung von Betrügern am Werk gewesen, die mit einer manipulierten Abgasanlage der Umwelt und den Käufern der Autos bewusst Schaden zugefügt hat. Dieses Urteil ist eine schallende Ohrfeige für den größten deutschen Autokonzern.
Für VW wird der Dieselskandal nun wohl noch viel teurer als ohnehin schon. Rund 60 000 Klagen stehen an. Mit dem Urteil des BGH im Rücken werden viele von ihnen erfolgreich sein. Da kommt schnell eine Milliardensumme zusammen. Mitleid ist trotz der angespannten Lage in der Autoindustrie nicht angebracht. Das Desaster hat der Konzern verursacht, und er muss folgerichtig auch die Konsequenzen des amtlich testiert sittenwidrigen Verhaltens tragen. Pleite geht Volkswagen deshalb nicht.
Wichtiger als der finanzielle Aspekt ist der ethische. Und hier hat Volkswagen bereits versagt, als die Ingenieure mit welchen Mitwissern oder Auftraggebern in der Chefetage auch immer die betrügerische Software installiert haben. Noch schwerer wiegt heute, Jahre später, die Erkenntnis, dass die Konzernspitze daraus anscheinend nur in Sonntagsreden Konsequenzen gezogen hat.
Bis zuletzt bestritt das Unternehmen einen Schaden für seine Dieselkunden. Vorstandschef und Aufsichtsratsvorsitzender einigten sich gerade erst mit einem Gericht auf die Zahlung von neun Millionen Euro, gegen die ein Verfahren gegen sie wegen des Dieselskandals nun eingestellt wird. Auch der frühere Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn musste sich der Anklage nicht stellen. Niemand will Verantwortung übernehmen. Nichts gibt der Öffentlichkeit und dem Autokäufer die Gewähr, dass bei den Wolfsburgern nun alles sauber läuft. Das Vertrauenskapital hat das Unternehmen verspielt.