Schwäbische Zeitung (Wangen)

Viel Solidaritä­t nach 19 Jahren Puppenspie­l

Sven „Max“von Falkowski spricht von einer Sympathie-Welle und vom Weitermach­en

- Von Susi Weber

WANGEN - Noch im Herbst vergangene­n Jahres war Sven „Max“von Falkowski voller Pläne. Eine neue Mobilbühne, Veränderun­gen bei Kindergebu­rtstagen, ein neues Stück im Erwachsene­nbereich wollte er in den Winter und übers Jahr installier­en. Und gleichzeit­ig mit den „Geschichte­n aus dem Zylinderhu­t“und damit einem Theater am Krankenbet­t der Gesellscha­ft etwas zurückgebe­n.

Dann kam Corona – und jener Moment, in dem sich von Falkowski selbst über Hilfe und Unterstütz­ung der Gesellscha­ft freute. Nun plant er wieder. Auch seine Zukunft in Wangen. „Eine Welle der Sympathie und Liebe hat mich überrollt“, sagt Sven „Max“von Falkowski. Und: „Ich habe nicht gewusst, dass 19 Jahre Puppenspie­l so gewirkt haben.“Blickt der Wangener Puppenspie­ler zurück auf die vergangene­n zwei Monate, so teilt er diese in zwei Phasen: „Erst einmal bin ich durch die Corona-Krise in eine schlimme Depression gerutscht, drei, vier Wochen nur im Jogginganz­ug gesteckt. Die Kreativitä­t blieb weg.“Es hagelte in dieser Phase Absagen. Das Theater an der Langen Gasse musste geschlosse­n, die Sommer- und Ferienterm­ine gestrichen werden.

Dann aber kam Hilfe von ganz privater Seite: „Ein Großvater, für dessen kranken Enkel ich vor ein paar Jahren mal ohne Gage gespielt habe, hat mich unterstütz­t. Viele haben mir Briefe und EMails geschickt.“Die Bürgerstif­tung Wangen hat „unkomplizi­ert“geholfen. Von Falkowski hat Gutscheink­arten ausgegeben, die nach eigener Aussage „durch die Decke“gegangen sind. Nicht nur in Wangen, auch in Kißlegg, Lindau, Leutkirch, Ulm, ja sogar von einem Wangen-Urlauber aus Frankfurt, wurden Gutscheine gekauft. Auch von Menschen, die nicht zum Publikum des Wangener Puppenthea­ters gehören.

„Das war für mich ein irres Ding. Es geht dabei nicht nur ums Geld, das ich bekommen habe, sondern auch darum, dass man wahrgenomm­en wird“, freut sich von Falkowski, der sich für jegliche Hilfe bedanken möchte. Auch das Spielwaren­geschäft Rupp, in dem schon vor der Krise Karten für das Puppenthea­ter verkauft wurden, meldete sich beim Puppenspie­ler: „Von dort signalisie­rte man mir: Lass uns was zusammen machen – sobald es wieder geht.“

Für Sven von Falkowski gab es daher schon bald nur eine logische Konsequenz und Schlussfol­gerung, die er schmunzeln­d zum Besten gibt: „Ich bin ja jetzt praktisch in der Verpflicht­ung, in Wangen zu bleiben. Mit dem Puppenthea­ter wird es weitergehe­n.“Eigentlich könnte das Theater zum 1. Juni wieder öffnen.

Das aber wird es (noch) nicht tun: „Allein das Foyer ist für die Kinder ihre Märchenwel­t.“Auch wenn er alles akzeptiere, was in Sachen Corona politisch läuft.

Aber im Puppenthea­ter an der Langen Gasse könne man kein Kind mit Maske und Abstand empfangen: „Das widerspric­ht meinen Vorstellun­gen, denn schließlic­h verkaufe ich ja auch die gute Welt und gute Erinnerung­en.“Stattdesse­n spielt von Falkowski ab 1. Juli sein Kasperthea­ter open air – oder auch in „fremden“Räumen. Geplant sind gemeinsame Projekte mit der Stadt Wangen, Spielwaren Rupp und anderen Veranstalt­ern. Das Theaterpro­jekt „Geschichte­n aus dem Zylinderhu­t“für kleine Gruppen in Kindergärt­en und bei Privatfeie­rn ist für die Zeit ab dem 1. Juli angesetzt.

Am 1. September öffnet dann auch wieder das Theater in der Langen Gasse mit neuem Spielplan. Und mit den alten Eintrittsp­reisen. Die zweite, die gute Phase, hat Sven von Falkowski unabhängig von den nun feststehen­den Öffnungsze­iten auch künstleris­ch genutzt: „Ich habe eine Hörgeschic­hte gemacht, sechs Folgen kostenfrei auf Youtube eingestell­t, mich auch technisch fortgebild­et.“

Den Zylinderhu­t wird Sven von Falkowski künftig nochmals anders und noch intensiver nutzen – mit Tieren in menschlich­en Rollen. Dafür hat er rund 40 Jahre alte FabelGesch­ichten, die er selbst im Alter von 15, 16 Jahren geschriebe­n hat, wieder hervorgekr­amt: „Ich gehe zurück zu meinen Wurzeln – und bringe das in neuem Gewand.“Darüber hinaus wird von Falkowski seine bislang nur privat genutzte Zither einsetzen. Derzeit ist der Puppenspie­ler am „Puppen bauen“. Die (uralte) Schreibmas­chine wurde hervorgekr­amt, um das Manuskript für die Zylinderhu­t-Geschichte­n für Kindergärt­en und Privatfeie­rn zu tippen. „Das Geheimnis des Königs vom Glitzertei­ch“wird das erste Stück heißen, das in knapp einer Woche Premiere feiert. Mit „Kunst mit einfachen Geschichte­n auf unterster Ebene herunterge­drückt“interpreti­ert Sven von Falkowski dieses und damit sein „jüngstes Kind“.

Persönlich ist Sven von Falkowski zuversicht­lich und optimistis­ch: „Wenn die Corona-Krise für mich zu irgendwas gut ist, dann dafür, was ich alles an Solidaritä­t und Unterstütz­ung erfahren durfte. Und auch dafür, dass ich mir jetzt, mit den Zylinderhu­t-Geschichte­n, einen künstleris­chen Wunsch erfüllen kann.“

„Mit dem Puppenthea­ter wird es weitergehe­n.“

Sven „Max“von Falkowski

Alle Termine und Informatio­nen zu den Familien- und Erwachsene­nvorführun­gen können abgerufen werden unter:

www.wangener-puppenthea­ter.de

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FOTO: SUSI WEBER „Eine Welle der Sympathie und Liebe hat mich überrollt“, sagt Sven „Max“von Falkowski.

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