Schwäbische Zeitung (Wangen)

Unmut über Leitplanke­n

Staatliche­s Bauamt Kempten lässt bei einer Straßensan­ierung auf 3800 Metern Schutzeinr­ichtungen anbringen

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OBERALLGÄU (uw) - Der Volksmund nennt sie Leitplanke­n. Der Straßenpla­ner spricht lieber von Schutzplan­ken und manche Fachleute sogar von passiven Schutzeinr­ichtungen. Man könnte die waagrechte­n Metallschi­enen an Straßenrän­dern auch als eine Art Geländer für Autos sehen – nicht zum Festhalten natürlich, aber zumindest, damit dort keiner vom Weg abkommt. Zwischen dem Jörg-Kreisel und Rettenberg sind im Zuge der fast beendeten Straßensan­ierung viele dieser Planken dazugekomm­en – in der Birkenalle­e und der weiteren Strecke nach Rettenberg.

Das sorgt bei manchen durchaus für Erstaunen. Der Blick auf die am Autofenste­r vorbeizieh­ende Natur wäre ohne Schutzplan­ken zumindest nicht weniger schön. Unser Leser Manfred Wolf sagt, er und sehr viele Rettenberg­er wunderten sich über die vielen Leitplanke­n, die jetzt an der Straße und der Allee gebaut wurden. „Gerade in der Allee kommt man sich direkt eingesperr­t vor.“Sein Eindruck trügt nicht. Das Staatliche Bauamt in

Kempten investiert­e tatsächlic­h in Metallschi­enen. Und dort weiß man auch genau, wie viele Meter Leitplanke­n auf der Strecke montiert wurden: Insgesamt 3800 Meter Schutzplan­ken entstanden zwischen dem Jörg-Kreisel und Rettenberg entlang der Staatsstra­ßen 2006 und 2007, sagt Projektlei­ter Christian Kneip.

Jux und Tollerei trieben die Planer nicht dazu, diesen Zusatzaufw­and zu betreiben, sondern Vorschrift­en. Es sei alles geregelt, verweist Kneip auf die seit 2009 geltende Richtlinie für passive Schutzeinr­ichtungen. Konkret handelt es sich um die „Richtlinie­n für passiven Schutz an Straßen durch Fahrzeug-Rückhaltes­ysteme“(RPS). Sie kommen laut Kneip zum Tragen, wenn sich zu nah an den Straßenrän­dern „nicht umfahrbare Hinderniss­e“befinden. Dazu zählen beispielsw­eise Bäume, steile Böschungen, Bauwerke und andere Einbauten. Es geht also um die Sicherheit der Verkehrste­ilnehmer.

Je nach Bedeutung einer Straße und dem dort erlaubten Tempo ist dafür ein Sicherheit­sstreifen gefordert, der zwischen 4,50 und 7,50 Meter breit sein soll. Das Ziel: Autofahrer, die abgelenkt durch den (verbotenen) Griff zum Handy von der Straße abkommen, sollen nicht gleich frontal gegen ein Hindernis prallen. Gibt es einen Seitenraum, „der Fehler verzeiht“, haben sie die Chance, glimpflich oder sogar unbeschade­t aus der Situation herauszuko­mmen.

Gibt es diesen Freiraum nicht, können beispielsw­eise Schutzplan­ken Schlimmere­s verhindern. Bei Böschungen und Bauwerken kommen die Straßenpla­ner um diesen Schritt nicht herum. Bei Bäumen gäbe es dagegen die Möglichkei­t, diese auch zu fällen. Den Schritt schlage man aber eigentlich nur ein, wenn die betroffene­n Bäume krank seien, sagt Kneip. Und in die Überlegung­en beziehe man immer auch Naturschut­z und Grünplaner mit ein. Bei der Birkenalle­e gab es keinen Grund, mit der Motorsäge anzurücken...

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FOTO: ULRICH WEIGEL Zwischen Immenstadt und Rettenberg ließ das Staatliche Bauamt im Zuge der Staatsstra­ßen-Sanierung zahlreiche Schutzplan­ken errichten, deren Länge sich auf insgesamt 3800 Meter summiert.

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