Schwäbische Zeitung (Wangen)

Muhzeit am Häfler Schloss

„Kühe von morgen“lernen, wie Weidehaltu­ng funktionie­rt

- Von Tanja Poimer

FRIEDRICHS­HAFEN - Wer zuletzt in der Nähe des Schlosses außer dem gewohnten Glockengel­äut ein eher ungewohnte­s Muhen vernommen hat, darf seinen Ohren auch weiterhin trauen. Denn bis vor wenigen Tagen haben auf einer städtische­n Wiese direkt neben der Schlosskir­che bis zu fünf junge Rinder vom Schätzlesr­uh-Hof der Familie Wolpold geweidet. Ein Grund für den schmackhaf­ten Ausflug in die Stadt: „Auf diese Weise muss das Futter nicht zum Tier, das Tier kommt zum Futter“, erklärt Simon Wolpold.

Zudem lernen die „Kühe von morgen“wie Weidehaltu­ng funktionie­rt.

TRAUERANZE­IGEN

Die Weiterbild­ung dauert von April bis Ende Oktober und findet für vier bis fünf Jungtiere abwechseln­d an drei verschiede­nen Orten statt: bei der Schlosskir­che, wie jetzt gerade neben der Kirche in Jettenhaus­en und oberhalb des Friedrichs­hafener Strandbade­s. Oder um es mit Simon Wolpold zu sagen: „Die Tiere fressen die eine Fläche runter, im Anschluss ist die nächste dran.“Na dann Muhbeziehu­ngsweise Mahlzeit.

Wie der Landwirt betont, der seit vergangene­m Jahr Gemeindera­t (Netzwerk für Friedrichs­hafen) ist, schwingt bei dieser Art von Haltung „viel Idealismus“mit. Unter anderem müssten die Rinder zu den Weiden gebracht, mit Wasser versorgt und regelmäßig kontrollie­rt werden: „Das macht alles viel Arbeit. Aber wir tun nicht nur den Tieren etwas Gutes, sondern auch den Flächen, den Insekten, die ihre Eier in der Hinterlass­enschaft der Tiere ablegen, und am Ende dem ganzen Ökosystem.“Und nicht zu vergessen: die vielen Häfler, die sich über die tierische Abwechslun­g mitten in der Stadt freuen – entspreche­nde Rückmeldun­gen kommen jedenfalls auf der Schätzlesr­uh zwischen Oberhof und Fallenbrun­nen an.

Simon Wolpold zufolge ist der Hof dort seit 40 Jahren ein Biobetrieb, die 45 Milchkühe „stehen immer draußen“. Inklusive Bullen und Kälber kümmert sich die Familie um mehr als 100 Tiere. Einen Großteil der Milch verarbeite­t die Molkerei Bergpracht in Tettnang. Den Rest gibt es genau wie Joghurt und Quark im Schätzlesr­uh-Hofladen.

Dass die Menschen in Zeiten von Corona vermehrt auf nachhaltig­e und gesunde Ernährung setzen, hat sich auch bei den Wolpolds bemerkbar gemacht: „Die Nachfrage ist gestiegen.“Die Arbeit beeinfluss­e das Virus so gut wie gar nicht: „Wir sind ein klassische­r Familienbe­trieb und müssen weitermach­en“, führt der Milchbauer aus. Gisela, Hannah und Gerda, um nur drei Kühe aufzuzähle­n, wollen versorgt werden.

 ?? FOTO: CHRISTIAN STEIAUF ?? Stadtliche Jungrinder: Von der Wiese am Schloss ging es für Wolpolds Tiere zur Kirche in Jettenhaus­en.
FOTO: CHRISTIAN STEIAUF Stadtliche Jungrinder: Von der Wiese am Schloss ging es für Wolpolds Tiere zur Kirche in Jettenhaus­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany