Kressbronner Gemeinderätin fühlt sich bedroht
Martina Knappert-Hiese erhält ein Schreiben mit fremdenfeindlichem Inhalt – Kriminalpolizei ermittelt
KRESSBRONN - Martina KnappertHiese ist „einigermaßen beunruhigt“. Der Grund: Vergangene Woche erhielt sie ein anonymes Schreiben, das von fremdenfeindlichen Formulierungen durchzogen ist. Der Brief schließt mit dem Satz: „Wer sich für weiteren Zuzug von Gesindel stark macht, wird es bereuen!!!“Die Kressbronner Gemeinderätin hat Anzeige erstattet. Jetzt ermittelt die Kriminalpolizei.
Wie die Kripo dabei vorgeht, werde nicht offengelegt, teilt Markus Sauter, Sprecher des zuständigen Polizeipräsidiums Ravensburg, auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“mit. Aber: „Es gibt Ermittlungsansätze.“Weitere Fälle, in denen Menschen aus dem Bodenseekreis gleiche oder ähnliche Schreiben geschickt bekamen, seien derzeit nicht aktenkundig, sprich: Es liegen keine weiteren Anzeigen vor. Um welchen Straftatbestand es sich handelt, Stichworte: Bedrohung, Beleidigung und/oder Volksverhetzung, müsse letztendlich die Staatsanwaltschaft entscheiden.
Als „verbale Gewalt“und „massiven Angriff“auf ihre Person empfindet Martina Knappert-Hiese den Brief: „Es hat mich echt geschockt, dass es jetzt so weit ist.“In dem Schreiben heißt es unter anderem, dass unser Land genug Sozialschmarotzer, nicht integrierbare Migranten, Diebe und Vergewaltiger habe. Wer der Absender ist, dazu könne sie nichts sagen. Nur so viel: Abgestempelt sei der Umschlag, der mit der Post an ihre Adresse kam, in einer Stadt im Schwarzwald, was jedoch problemlos zu arrangieren sei.
Warum das Schreiben ausgerechnet an Martina Knappert-Hiese ging, hat möglicherweise mit ihrer Arbeit im Kressbronner Gemeinderat zu tun, in dem sie für die Gemeinschaft unabhängiger Bürgerinnen und Bürger (GUBB) sitzt: „Es gibt Leute, die mit meiner Politik nichts anfangen können, sich damit aber auch nicht auseinandersetzen wollen. Dabei biete ich regelmäßig Gespräche an.“
Ein anderer Ansatzpunkt ist ihr Engagement als Fachbeirätin und Referentin für die Friedensregion Bodensee. Ein gemeinnütziger Verein, der zuletzt davon abriet, an der Menschenkette rund um den Bodensee teilzunehmen – „weil die mit Frieden nichts zu tun hatte“, sagt Martina Knappert-Hiese. Denn bei der Gelegenheit seien unter anderem CoronaLeugner, Impfgegner, Querulanten und Reichsbürger zusammengekommen. Außerdem setze sich der Verein, in dessen Vorstandsteam sie ist und für den sie den Newsletter verfasst, für Flüchtlinge ein.
Wer oder was auch immer hinter dem unsäglichen Schreiben steckt: „Ich habe Anzeige erstattet. Das lasse ich nicht auf mir sitzen“, betont die Kressbronner Kommunalpolitikerin. Ansonsten lebe sie nach wie vor ganz normal und äußere weiterhin ihre politische Meinung, die nicht selten Globalisierungskritik enthält. Martina Knappert-Hiese betont: „Das ist mein gutes Recht.“
Auf die Frage, ob es ratsam ist, sich nach Erhalt eines solchen Briefes an die Polizei zu wenden, lautet Markus Sauters Antwort: „auf jeden Fall.“Zumal erst so festzustellen sei, ob es sich um eine Serie handelt und mehrere Menschen betroffen sind. Der Sprecher des Präsidiums: „Wenn sich niemand meldet, dann hat die Polizei auch keine Kenntnis und kann nichts tun.“