Von „geretteten“Nähmaschinen und Handkreissägen
Neuer Reparatur-Treff in Leutkirch: Kaputte Elektrogeräte werden zahlreich gebracht
LEUTKIRCH - Wenn die alte Nähmaschine nicht mehr läuft oder die Löcher im Lieblingspullover langsam unübersehbar werden, muss das nicht zwangsläufig bedeuten, dass die Sachen auf den Müll wandern. Vielleicht können kaputte Technikgeräte oder beschädigte Textilien auch beim Leutkircher ReparaturTreff wieder flott gemacht werden.
Diesen Dienstagnachmittag hat der zum inzwischen dritten Mal stattgefunden. Die „Schwäbische Zeitung“hat sowohl in der Textil- als auch der Technik-Werkstatt vorbeigeschaut - um zu sehen, wie gut das noch neue Angebot angenommen wird und welche kaputten Gegenstände die Leute mitbringen.
Die erste Station am späten Nachmittag ist die Kunstschule Sauterleute in der Bachstraße 6. Zwei große Aufsteller mit bunten Plakaten, auf denen für den Reparatur-Treff geworben wird, stehen seitlich vor der geöffneten Eingangstür. Viel los ist drinnen nicht. Genauer gesagt, trifft man nur auf die Hobbyschneiderin Nadine Mennel und weitere Frauen der Kunstschule, die hoffnungsvoll auf die Eingangstür blicken. Ja, sagt Mennel, bisher sei die Resonanz noch sehr gering. Immerhin haben die freundlichen Damen dadurch genügend Zeit für ein Pressegespräch in größerer Runde.
Sie hoffen, erzählen sie, dass noch mehr Leute kommen, wenn das Angebot sich noch weiter herumspricht. Um zusammen mit Mennel und dem Team der Kunstschule beispielsweise defekte Reißverschlüsse oder Löcher in der Lieblingshose wieder in Ordnung zu bringen. So wie ein junger Mann aus Berlin, der ganz am Anfang da war und ein Mottenloch in seinem Pullover nach einer Anleitung selbst wieder gestopft hat, wie Elisabeth Sauterleute erklärt. „Wir sind hier, stehen zur Verfügung“, lädt Mennel ein. Es müsse auch keiner seine eigene Nähmaschine mitbringen.
Passend zum Ort Kunstschule ist der Übergang vom reinen „Flicken“zur freien Gestaltung mit den Textilien fliessend. Wer möchte, könne auch zum Beispiel auch aus seiner alten Lieblingsjeans eine Handtasche machen.
Ein paar Meter weiter, vor der Werkstatt von Manne Stör, hat sich um kurz nach 17 Uhr dagegen schon eine kleine Warteschlange gebildet. Seit der Öffnung um 15 Uhr waren heute schon 19 Personen mit einem kaputten Elektrogerät da, erzählt dessen Frau Monika. Angemeldet davon waren nur neun. So viele, wie bei den ersten beiden Treffs jeweils gekommen sind. Am Ende dieses Nachmittags werden es 22 gewesen sein.
Einer davon ist ein junger Leutkircher, der mit einer Handkreissäge gekommen ist. Die sei schon länger kaputt, und als er vom Reparatur-Treff gelesen hat, dachte er, das probiert er jetzt einfach mal aus.
Vor ihm in der Reihe steht eine Dame mit einem Staubsauger, hinter ihm eine andere Dame, deren Pürierstab nicht mehr richtig funktioniert. In der Werkstatt ist Manne Stör gerade damit fertig geworden, eine alte Nähmaschine wieder zum Laufen zu bringen. Für den Kondensator, denn er „reingelötet“hat, muss die glückliche Besitzerin einer nun wieder funktionierenden Maschine lediglich zwei Euro Materialkosten bezahlen, die zusätzliche kleine Spende ist freiwillig.
Als nächstes kommt der junge Mann mit der Handkreissäge an die Reihe. Das Aufschrauben des Deckels darf er selbst übernehmen. Zur Idee des Reparatur-Treffs gehört es, dass die Leute selbst mit Hand anlegen, erklärt Stör. Nebenher erzählt er, dass die Erfolgsquote der Reparaturen im Schnitt bei 80 Prozent liege. Wenn er ein Ersatzteil nicht da hat, könne es auch sein, dass jemand ein zweites Mal kommen muss.
Bei der Kreissäge ist relativ schnell klar, dass das kaputte Kabel das Problem ist. Nach etwa 20 Minuten läuft die Säge mit einem neuen Kabel wieder. „Nachhaltigkeit“ist das Zauberwort, das auch Stör immer wieder benutzt. Es wäre doch schade gewesen, sagt er, wenn diese eigentlich funktionsfähige Handkreissäge wegen eines kaputten Kabels weggeschmissen worden wäre.
Wieder vor der Tür erzählt Monika Stör, dass sie beim Reparatur-Treff sogar schon „ein Wunder“erlebt haben. Eine Bügelmaschine, die als kaputt galt, lief plötzlich wieder. Die Frau, die sie gebracht hat, hat sie schlicht falsch bedient.
Unterstützt wird der ReparaturTreff Technik und Textil, der immer am letzten Dienstag eines Monats stattfindet, von der Elobau-Stiftung. Einen Schritt weg von der „Wegwerfgesellschaft, die allen ein Dorn im Auge ist“soll der Reparatur-Treff sein, sagt Peter Aulmann von der Stiftung. Mit Blick auf die über 20 Leute, die zum Technikbereich gekommen sind, bittet er nochmal darum, sich vorab online unter www.reparatur-treff.de anzumelden.