Bei Spark springt der Funke über
Warum der Auftritt ein Höhepunkt gleich zu Beginn der Altstadtkonzertsaison war
WANGEN - Ein fulminantes Konzert zum Auftakt der Reihe der Altstadtkonzerte 2020/21 haben „Spark“geboten. Das Quintett nennt sich auch eine „klassische Band“. Weshalb das genau richtig ist, konnten die Zuhörer in den beiden identischen Konzerten am Sonntagabend hören und erleben.
Es kommt selten vor, dass das Publikum am Ende eines Altstadtkonzerts mit den Füßen trampelt. Das Ensemble „Spark“– zu Deutsch „Funke“- machte es möglich. Eben dieser Funke sprang von Beginn an über und verursachte ein einstündiges Feuer der Musik, die permanent zwischen Bach, Beatles und Berio wechselte. Ist das noch klassische Musik oder doch schon Pop oder am Ende vielleicht auch ein bisschen Jazz? Wer hätte das am Ende wirklich sagen mögen. Aber spielt es eine Rolle?
Als Einstieg hatten Andrea Ritter an der Blockflöte, Daniel Koschitzki an Blockflöte und Melodica, Stefan Balaszovics an Violine und Viola, Victor Plumettaz am Violoncello und Christian Fritz am Klavier mit „Wacht auf, ruft uns die Stimme“einen Gassenhauer unter den Bachkantaten gewählt. Allein das Gewand, in dem sie daherkam, war ein gänzlich Neues. Doch wachsam ging es direkt weiter zu „Triple B“von Christian Fritz, das
Themen der drei „Bach, Berio und Beatles“anklingen ließ, die dem Programm den Namen gaben. Fritz war es auch, der den mittleren Satz des Konzerts in f-Moll völlig reduziert hatte, so dass vom Original fast nur noch das „Pitzen“der das Klavier begleitenden Instrumente übrig blieb.
Andrea Ritter spielte auf der Blockflöte ein zartes Vögelchen, bevor Melodica, Streicher und Klavier einen beinahe folkloristischen Klangteppich des Beatles Klassikers „Norwegian Wood“ausrollten. Hatte Bach bereits bei seinem Kollegen Vivaldi
musikalische Anleihen genommen und aus dem Konzert für vier Violinen und Orchester ein Konzert für vier Cembali und Orchester gemacht, so coverte an diesem Abend „Spark“das Bach-Konzert in a-Moll mit fünf Solisten ohne Orchester. Sie füllten die Stadthalle bravourös, sodass das Publikum nach dem mitreißenden Ensembleklang gerne dem dahinfließenden „Wasserklavier“von Berio lauschte, gespielt von Christian Fritz.
Mit einer weiteren Bach-Bearbeitung von Sebastian Bartmann sowie
„Michelle“und „Lucy in the sky with diamonds“von den Beatles, jeweils ganz eigen interpretiert, und einem weiteren Bartmann-Stück ging das reguläre Programm zu Ende. Ein Programm, das der Pandemie geschuldet auf gut 60 Minuten gekürzt worden war. Deshalb kam auch, wie Daniel Koschitzki sagte, Berio etwas kurz. Denn von dem zeitgenössischen Komponisten hatte das Ensemble Solostücke eingeplant. Doch angesichts der Umstände sollte das Publikum mit möglichst vielen Gesamtklängen nach Hause gehen.
Und das tat es auch. Strahlend wie die Musiker, die sich über den rauschenden Applaus am Ende offensichtlich riesig freuten, beschwingt von den überraschenden Beatles-Adaptionen, berührt von Bach, Berio und Sebastian Bartmann, der dem Programm noch ein „B“hinzufügte. Es war offensichtlich geworden, dass die Menschen nach der monatelangen konzertlosen Zeit Sehnsucht nach Musikerinnen und Musikern haben, die live auf der Bühne spielen und dadurch Musik unmittelbar erlebbar machen. Und „Spark“präsentierte sich mit einer unglaublichen Spielfreude – vielleicht auch, weil nach der Zwangspause nun eine neue Konzertsaison begonnen hat. Immer mit Abstand, aber vielleicht auch mit Abstand am besten.