Trockenheit lässt das Moor verschwinden
Land will das Wasenmoos renaturieren: Umweltminister Franz Untersteller vor Ort
TETTNANG - Auf den ersten Blick wirkt die Landschaft mit der feuchten Wiese und dem daran anschließenden Wäldchen, an dem sich ein schmaler Graben entlangzieht, nicht außergewöhnlich. Auf den zweiten Blick jedoch schon. Dass Landrat Lothar Wölfle zum offiziellen Termin mit dem Landesminister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft grüne Gummistiefel zu seinem feinen Anzug anzieht, kommt nicht alle Tage vor.
Am Freitagnachmittag war dieser Dresscode jedoch durchaus angebracht, denn für den Minister Franz Untersteller, Landrat Wölfle, Bürgermeister Bruno Walter und Vertreter des Regierungspräsidiums ging es auf einen Rundgang durchs Wasenmoos. Zwischen Höll und Obermeckenbeuren gelegen, ist das rund 27 Hektar große Stückchen Land ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Es ist das einzige Hochmoor im Bodenseekreis, von dem zumindest noch Rückstände erhalten sind.
Das Wasenmoos ist Teil des Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt der baden-württembergischen
TRAUERANZEIGEN Landesregierung. Dort wurde vor rund zwei Jahren mit der sogenannten hydrologischen Sanierung von Mooren begonnen. Vor Ort verschaffte sich Franz Untersteller am Freitag einen Eindruck von den bisher bereits durchgeführten Maßnahmen. Weitere sollen noch folgen – auch wenn bisher teilweise noch nicht ganz klar ist, wie diese genau aussehen werden.
Bereits 1939 wurde das Wasenmoos als Naturschutzgebiet ausgewiesen. „Das Ziel ist jetzt, es wieder in einen naturnahen Zustand zu bringen“, erklärt Daniel Masur. Er ist beim Referat Naturschutz und Landschaftspflege beim Regierunspräsidium Tübingen für den Moorschutz zuständig. Historische Fotos und Luftbilder zeigen, wie das Moor früher aussah. Viel ist vom ehemaligen Hochmoor allerdings heute nicht mehr übrig. „bis auf etwa 1,20 Meter Tiefe sind die Torfböden hier ausgetrocknet“, sagt Daniel Masur.
Im Zuge des Sonderprogramms der Landesregierung wurden im Wasenmoos zahlreiche Untersuchungen und Analysen durchgeführt. Die Biologen kennen die Bodenschichten mittlerweile sehr genau. Und sie wissen auch, dass die Wasserspeisung
im Wasenmoos, anders als bei vielen anderen Mooren, hauptsächlich aus dem Untergrund kommt. „Normalerweise gibt es bei Mooren oft einen Zufluss oder Wasser, das zum Beispiel aus einem Hang ins Moor drückt – das ist hier nicht der Fall“, beschreibt Masur die Besonderheit des Tettnanger Moores.
Warum also ist das Wasenmoos so stark ausgetrocknet? Einerseits sind die Grundwasserstände in der Region im Laufe der vergangenen Jahrzehnte stark abgesunken. „Seit 2002 findet in BaWü so gut wie keine Grundwasserneubildung mehr statt“, weiß Masur und nennt noch einen weiteren Faktor: „Im Wasenmoos wurde früher auch Torf gestochen – zwar nur in kleinbäuerlichen Handwerksstichen in kleinem Umfang, trotzdem wurden große Mengen des Torfkörpers abgebaut.“Und auch Gräben zur Entwässerung, sogenannte Drainagen für die landwirtschaftliche Nutzung, hätten dem Moor zusätzlich Wasser entzogen. Zusätzlich bringe der Klimawandel lange Trockenheitsphasen, wärmere Temperaturen und mehr Wetterextreme anstatt nachhaltiger Niederschläge mit sich, sodass sich die Wasserreserven des Hochmoores
umso schwerer auffüllen ließen.
Im Regierungsbezirk Tübingen ist die Sanierung von Mooren deshalb ein Schwerpunkt. „Wir sollten uns größte Mühe geben, um diese Moore zu erhalten“, befand Franz Untersteller. Er betonte jedoch, dass auch die Aufklärung der Bürger enorm wichtig sei: „Wo ist hier die Infotafel, die Spaziergänger darüber informiert, was hier gemacht wird und warum?
Rund ein Hektar Fläche wurde im Wasenmoos bereits „entbuscht“. Teilweise finde man in dem Naturschutzgebiet typische HochmoorPflanzen. Allerdings auch andere, wie etwa die Goldrute, die ein eindeutiges Indiz für den zu trockenen Boden sei. Grundsätzlich wolle man versuchen, den Grundwasserpegel im Wasenmoos wieder anzuheben. Dies könne etwa auch durch Staumaßnahmen geschehen – an der konkreten technischen Umsetzung werde derzeit aber noch gearbeitet, betonte Masur.
Er wünsche sich, dass er seinen Enkelkindern später nicht nur durch Fotos erklären könne, was ein Moor ist, sagte Franz Untersteller. Daher gelte es, die noch erhaltenen Moore so gut wie möglich zu renaturieren.