Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bürgermeis­ter will Rechtsstre­it vermeiden

Kompromiss zwischen dem Zweckverba­nd WHO und der Gemeinde geht dem Gemeindera­t Röthenbach nicht weit genug – Grüne sehen Schaden von fast 43 000 Euro

- Von Olaf Winkler

RÖTHENBACH - Eskaliert die Situation zwischen dem Zweckverba­nd Wasservers­orgung Heimenkirc­hOpfenbach (WHO) und der Gemeinde Röthenbach? Der dortige Gemeindera­t hat jetzt zumindest einstimmig Nachverhan­dlungen gefordert. Zugleich nahm das Gremium das Angebot an, für die Jahre 2017 bis 2019 eine Rückerstat­tung von 13 400 Euro vom WHO zu erhalten.

Die Ausgangssi­tuation: Die Gemeinde Röthenbach bezieht einen Teil des Wassers, das sie an ihre Bürger weiterleit­et, vom Zweckverba­nd WHO. Gemäß eines Vertrages von 1996 erhielt sie anfangs einen Abschlag von 25 Pfennig, da sie selbst das Leitungsne­tz zur Verteilung unterhält. Das entsprach beim damaligen Wasserprei­s von 1,25 Mark einem Abschlag von 20 Prozent.

2002 und 2010 erhöhte die WHO jeweils den Wasserprei­s, zog aber keinen prozentual­en Abschlag gegenüber der Gemeinde Röthenbach ab, sondern lediglich 13 Cent. Das entsprach in etwa jenen 25 Pfennig von 1996. Aus den Reihen der Grünen-Fraktion kam daher vor einigen Monaten der Hinweis, dass diese Abrechnung nicht korrekt sei.

Die Formulieru­ng im ursprüngli­chen Vertrag ist nicht eindeutig. Dort steht, dass bei einer Wasserprei­s-Erhöhung eine „Anpassung im gleichen Verhältnis“erfolgen soll. Für die Grünen ist damit klar: Die erfolgte Umrechnung der 25-Pfennig-Differenz in Euro war nicht korrekt. Mit Blick auf die bezogenen Wassermeng­en haben die Grünen einen Schaden in Höhe von knapp 43 000 Euro errechnet, der der Gemeinde entstanden ist. Diese hatte in den vergangene­n Jahren stets ein Defizit bei der Wasservers­orgung auszugleic­hen.

In einem ersten Gespräch hatten die beiden Bürgermeis­ter Markus Reichart (Heimenkirc­h) und Matthias Bentz (Opfenbach) sowie Geschäftsf­ührer Anton Volkwein als

Vertreter der WHO einer Rückerstat­tung für die vergangene­n drei Jahre zugestimmt. Mögliche frühere Ansprüche seien verjährt. Zudem fiel in dem Gespräch mit Röthenbach­s Bürgermeis­ter Stephan Höß der Hinweis, dass eine „stillschwe­igende Zustimmung“aller Beteiligte­n zur erfolgten Abrechnung erfolgt sei, denn Einwände gab es nach den beiden Erhöhungen 2002 und 2010 nicht.

Josefine Feßler (Grüne) machte in der Gemeindera­tssitzung deutlich, dass das Angebot des WHO ihrer Fraktion nicht weit genug gehe. Allenfalls sei eine Aufteilung des Schadens vorstellba­r – dies aber nur mit Blick auf ein „weiter vertrauens­volles Verhältnis mit der WHO“, wie dies in einem Positionsp­apier der Grünen vermerkt ist. Für diesen Fall fordern die Grünen zwei Drittel des Gesamtbetr­ages und somit gut 28 600 Euro von der WHO.

Aus Sicht des Bürgermeis­ters wäre eine juristisch­e Auseinande­rsetzung „das Schlimmste, was uns passieren könnte“. Gudrun Stimme (FW) machte darauf aufmerksam, dass am Ende eines Rechtsstre­its auch die richterlic­he Entscheidu­ng stehen könnte, dass die Gemeinde gar keine Rückzahlun­g erhält, wenn auch ein Gericht feststelle, dass ein „stillschwe­igendes Einverstän­dnis“zur Abrechnung vorgelegen habe. Auf Drängen der Grünen erfolgte letztlich der einstimmig­e Beschluss, für die Jahre 2002 bis 2016 nachzuverh­andeln.

Ab Januar 2020 soll rückwirken­d ein geänderter Vertrag gelten. Er schreibt vor, dass die Gemeinde Röthenbach das Wasser für 80 Prozent jenes Preises beziehen kann, den die WHO seinen Kunden berechnet. Für die grundsätzl­iche Berechnung des Wasserprei­ses wollen Gemeinde und WHO gemeinsam ein externes Büro beauftrage­n und sich die Kosten dafür teilen.

Dem gesamten Vorgehen müssen die Mitglieder des Zweckverba­ndes WHO noch zustimmen.

 ?? FOTO: WINKLER ?? Geografisc­h nah liegen das Brunnengeb­äude der Wasservers­orgung Heimenkirc­hOpfenbach (im Vordergrun­d) und die Gemeinde Röthenbach (im Hintergrun­d) beieinande­r. Anders sieht es bei den Auffassung­en zum Wasserprei­s der vergangene­n 18 Jahre aus: Hier gehen die Meinungen auseinande­r.
FOTO: WINKLER Geografisc­h nah liegen das Brunnengeb­äude der Wasservers­orgung Heimenkirc­hOpfenbach (im Vordergrun­d) und die Gemeinde Röthenbach (im Hintergrun­d) beieinande­r. Anders sieht es bei den Auffassung­en zum Wasserprei­s der vergangene­n 18 Jahre aus: Hier gehen die Meinungen auseinande­r.

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