„Es ist ein ziehender Gottesdienst durch Stadt und Flur“
Nach Klarheit über Blutritt 2021: Dekan Ekkehard Schmid spricht im Interview über mögliche Menschenansammlungen, Tests für Reiter und Angebote für Gläubige
- Am diesjährigen Blutritt in Weingarten sollen pro Reitergruppe zwei Personen und damit insgesamt 200 Reiter teilnehmen dürfen. Damit soll die Verbindung zwischen der Heilig-blut-reliquie und den Gruppen gewürdigt werden. Im Interview mit Oliver Linsenmaier erklärt Dekan Ekkehard Schmid, warum die Verantwortlichen diesen Weg gewählt haben, spricht über die Gefahr von großen Menschenansammlungen und erläutert, welche Möglichkeiten es für Gläubige gibt, die Blutfreitagsfeierlichkeiten zu erleben.
Warum haben Sie sich für diese Variante entschieden?
Wir versuchen das zu ermöglichen, was die Hygienevorschriften zulassen. Da der Blutritt ja zwei Seiten hat – die Gottesdienste und die Reiterprozession. Und bei der Reiterprozession war es uns wichtig, dass die Gruppen in irgendeiner Form am Blutritt teilnehmen können. Daher ist die Formel nun eine Inzidenz von unter 100 und 200 Reiter. Das ist das, was die Diözese aktuell bei Freilichtgottesdiensten im öffentlichen Raum möglich macht. Dadurch wird noch einmal deutlich, dass die Reiterprozession ein Gottesdienst ist. Wir beten den Rosenkranz und tragen das Kreuz und die Heilig-blut-reliquie mit uns. Es ist ein ziehender Gottesdienst durch Stadt und Flur mit der maximalen Teilnehmerzahl von 200.
Warum war Ihnen die Teilnahme der Gruppen wichtig? Sie hätten sich ja auch für die kleine Minimalversion des vergangenen Jahres entscheiden können.
Die Variante vom vergangenen Jahr ist ja noch nicht vom Tisch. Die greift dann bei einer Inzidenz über 100. Der Stichtag ist dabei der 7. Mai, also eine Woche vorher. Wir wollten einen Schritt weiter gehen. Denn der Blutritt ist ein Verbund zwischen der Reliquie und den Gruppen. Es ist ja nicht nur eine lokale, sondern eine regionale Prozession. Deshalb war die repräsentative Teilnahme und Beteiligung der zentralen Blutreitergruppen wesentlich.
Werden die Quartiere dann auch bezogen?
Die Übernachtungen und damit auch die Quartiere fallen in diesem Jahr noch einmal aus. Die Teilnehmer kommen erst am Morgen nach Weingarten und reiten dann auf den Martinsberg, um die Prozession zu beginnen.
Wie fiel die erste Reaktion aus?
Wir hatten im Vorfeld bereits Kontakt zu den Gruppen. Da war die Resonanz schon positiv, wie auch nach dem Gottesdienst am Montag. Die Gruppen sehen, dass wir uns bemühen und versuchen, das Optimale herauszuholen. Sie sehen aber auch, dass vieles einfach nicht realistisch ist. Dabei ist einfach wichtig, dass wir uns nicht aus dem Blick verlieren. Das wurde auch im Gottesdienst deutlich. In diesen Zeiten lernt man die kleinen Formate zu schätzen. Und in diesem Jahr so eben auch den Blutfreitag.
Nun könnten ja erstmals Frauen mitreiten. Wissen Sie, welche Gruppen bereits mit dem Gedanken spielen?
Nein, das kann ich aktuell nicht sagen. Bei zwei Reitern muss man ja auch schauen, ob die Pferde zusammenpassen. Außerdem gibt es ja einige Jubilare, für die eine Teilnahme ein Jubiläumsritt wäre. Da gibt es verschiedene Fragestellungen, was der jeweiligen Gruppe dann wichtig ist. Es gibt da keine Vorgaben.
Der Prozessionsweg wird erst einmal nicht öffentlich gemacht. Warum?
Außer den Blutreitern als Prozessionsund Gottesdienstteilnehmern ist die Teilnahme ja eigentlich nicht möglich. Um das zu gewährleisten, wollen wir den Weg nicht groß kommunizieren und sicherstellen, dass die Prozession stattfinden kann. Da laufen die Gespräche über den genauen Verlauf, Ablauf und Zeitrahmen noch. Am Blutfreitag wird der Betrieb in Weingarten ja auch nicht stillstehen. Auch da muss ein Kompromiss gefunden werden. Aber der große, klassische Prozessionsweg ist auf jeden Fall nicht möglich.
Im vergangenen Jahr kamen dann aber doch einige Dutzend Gläubige hinzu und liefen mit. Wenn nun noch 200 Reiter durch Weingarten ziehen: Wie wollen Sie verhindern, dass nicht doch mehr Bürger kommen und es dann – gerade an den Altären – zu größeren Menschenansammlungen kommt?
Das ist schwierig. Wir appellieren an die Vernunft und bitten darum, zu Hause zu bleiben. Denn so ermöglichen Sie es den Reitern, dass die Prozession durchgeführt werden kann. Das können wir als Veranstalter tun.
Müssen die teilnehmenden Reiter dann getestet oder geimpft sein?
Es ist schon gedacht, dass die Blutreiter, die teilnehmen, vorher den Schnelltest machen. So können wir die Sicherheit noch einmal erhöhen.
Was passiert mit der Lichterprozession an Christi Himmelfahrt?
Der Blutfreitag ist eben nicht öffentlich und wird digital übertragen, während am Abend von Christi Himmelfahrt Bischof Gebhard Fürst die Festpredigt hält. Festpredigt und Lichterprozession werden miteinander verschmelzen. Beides findet dann auf dem wunderbaren Vorplatz vor der Basilika statt, der von den Zugängen her auch gut kontrollierbar ist.
Auch hier sind die Auflagen klar: 200 Gläubige können dabei sein. Denn für die Freiluftgottesdienste haben wir ja auch noch den Schlosshof nebendran. Außerdem wird die Basilika die ganze Nacht über zum Beten offen sein. Und am Nachmittag des Blutfreitages bieten wir dann auch den Einzelsegen laufend an, da das mit Blick auf die Reliquie an diesem Tag schon etwas Besonderes ist. Es ist ja immer noch der Wallfahrtstag. Am Vormittag gibt es also die Wallfahrt für die Blutreiter und am Nachmittag sowie am Vorabend dann für einzelne Pilger.
Mit welchen Erwartungen und Gefühlen blicken Sie nun auf den diesjährigen Blutfreitag?
Man merkt, dass es nicht das Gleiche ist und wir nicht einfach eine Schablone anlegen. Daher wäre ich sehr froh, wenn wir dieses Jahr tatsächlich eine Reiterprozession hätten. Das zeigt, dass der Blutfreitag etwas Lebendiges ist und eine gewisse Kreativität erfordert.