Zeit für den Untergangsstimmungsaufhellungsbeauftragten
Es sind schwierige Zeiten, in denen sich die Welt dieser Tage befindet. Im Angesicht des ebenso ekelhaften wie unsichtbaren Virus traut sich manch einer kaum mehr, über Belanglosigkeiten zu sprechen oder gar zu schreiben. Dabei tut Ablenkung not. Eigentlich, wäre das nicht schon wieder ein allzu deutsches Vorgehen, wäre momentan innerhalb der Bundesregierung ein Untergangsstimmungsaufhellungsbeauftragter gefragt.
Womit wir beim „Tag der langen Wörter und Begriffe“wären. Den gibt es tatsächlich – und zwar in den
USA. Alle Jahre wieder wird der „Big Word Day“am 13. April begangen. Was wiederum lachhaft ist, denn die Experten für extrem lange Wörter sind natürlich die Deutschen. Von der recht langen Grundstücksverkehrsgenehmigungszuständigkeitsübertragungsverordnung über die legendäre Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänsmütze bis zum mittlerweile abgeschafften Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz – es dürften Jahre vergehen, ehe die Freunde aus Übersee auch nur ein ähnlich langes englisches Wort finden.
Bis dahin lassen wir uns noch ein paar aktuelle Substantivierungsmonster einfallen. Vielleicht ein Unionskanzlerkandidatenfindungskommissionsexpertenberatungsgremium? Oder eine Bundestagsinfektionsschutzgesetzverschärfungsfragestunde? Dann könnten sich sogar Verschwörungserzählungsquerdenkermythologen zu Wort melden. Entschuldigung, schon wieder Corona. Aber morgen geht es hier komplett virenfrei zu. Großes Indianerhäuptlingsehrenwortsversprechen. (jos)