Berlin vernichtet Häfler Titelhoffnung
Gnadenlose BR Volleys holen sich mit einem 3:0 in Friedrichshafen die deutsche Meisterschaft – Steuerwald geht
- Der Titel der Volleyball-bundesliga geht nach Berlin. Mit einem deutlichen 3:0 (25:21, 25:18, 25:21) in der Friedrichshafener Zeppelin Cat Halle A1 tüteten die Berlin Recycling Volleys die vierte deutsche Meisterschaft hintereinander ein. Der VFB Friedrichshafen unterlag damit auch im dritten Duell der Finalserie und muss sich mit der Vizemeisterschaft zufrieden geben. Direkt nach dem Spiel wurde Markus Steuerwald überraschend verabschiedet – der Vfb-libero wird den Verein verlassen. Genauso wie Linus Weber, der zum Saison-mvp gekürt wurde.
Angesichts der Situation und des Verlaufs der bisherigen Finalserie waren es doch überraschend selbstbewusste Töne, die da vor dem Spiel aus Friedrichshafen kamen. „Wir planen mit drei weiteren Spielen“, betonte Diagonalspieler Lukas Maase. Damit machte er deutlich: Der
VFB hatte sich längst noch nicht aufgegeben. Stattdessen bereiteten die Häfler konzentriert die dringend notwendige Antwort auf die beiden bisherigen Pleiten (2:3, 0:3) vor. „Wir haben ein paar neue Ideen beim Aufschlag und werden umbauen“, sagte der Vfb-coach Michael Warm. Und er hielt Wort, wartete mit einigen Überraschungen auf. Besonders augenfällig: Mittelblocker Nehemiah Mote streifte sich das gelbe Liberotrikot über. Dahinter steckte aber kein besonderer Plan. Der zweite Libero Avery Aylsworth zog sich im Training eine Gehirnerschütterung zu und musste deshalb für die Partie passen. Unerwartete Personalien hatte Warm aber dennoch parat. In diesem wichtigen Spiel mussten Kapitän Dejan Vincic und Routinier Marcus Böhme auf der Bank Platz nehmen. Stattdessen begannen Joe Worsley und Arno Van de Velde, als zweiter Mittelblocker kam regelmäßig David Fiel aufs Feld. Daneben sollten wie erwartet Nicolas Maréchal, der am Daumen verletzte
Markus Steuerwald und Linus Weber den Sieg holen. Zudem bot Warm den rumänischen Außenangreifer Rares Balean auf. Das war aber nahezu alternativlos, Martti Juhkami stand aus persönlichen Gründen nicht zur Verfügung.
Der VFB kam so rein, wie er sich das erhofft hatte. Die große Bestätigung dafür lieferte ihnen nach 27 Ballwechseln der Berliner Trainer Cedric Énard. Er berief eine Auszeit ein, es war ein Zeichen der Unzufriedenheit und ein Zeichen dafür, dass Friedrichshafen bis zu diesem Zeitpunkt in diesem dritten Spiel viel richtig gemacht hatte. Folgerichtig lagen die Häfler mit 15:12 vorne. Sie hatten eine bessere Annahme als zuletzt, dazu funktionierte das Zusammenspiel zwischen Zuspieler Worsley und Maréchal sowie Weber. Die BR Volleys waren jedoch anfangs auch noch nicht ganz so effektiv. Allerdings sollte das nur eine Momentaufnahme sein. Der VFB führte zwar zunächst fast durchgehend, stockte auf 17:14 auf. Dann war es aber vorbei mit der Häfler Herrlichkeit. Cody Kessel blockte Weber: 17:17. Und dann kam der große Auftritt des Berliner Ausnahmespielers Benjamin Patch. „Er ist ein Unterschiedsspieler“, lobte Vfb-geschäftsführer Thilo Späth-westerholt. Mit seinen Aufschlägen stellte der 26-jährige Usamerikaner den VFB vor große Probleme. Das ermöglichte Berlin auf 23:17 davonzuziehen – Patchs Aufschlagserie sorgte auch für die Entscheidung im ersten Satz. Friedrichshafen kämpfte, der 18-jährige Ben-simon Bonin bekam noch seinen ersten Finaleinsatz, doch Samuel Tuia machte das 25:21.
Es war ein Satzende mit Wirkung. Die Berliner präsentierten sich nun mit großer Energie und Überzeugung, zeigten ihre ganze Klasse – bei den Vfb-profis gingen die Köpfe immer weiter nach unten. Wieder mussten sie mit anschauen, wie die Berliner am Bodensee eine Meisterschaft feierten. Sergej Grankin führte hervorragend Regie und allen voran Patch hatte nun richtig Lust. Der Usamerikaner
dominierte das Spiel in der Zeppelin Cat Halle A1, übertrug seine Überzeugung auf seine gesamte Mannschaft. Anders die Häfler: Sie ergaben sich im zweiten Satz fast ohne Gegenwehr. Kessel besiegelte mit dem 25:18 das 2:0.
Nun hatte der VFB wirklich gar nichts mehr zu verlieren, Warm probierte jetzt mit Böhme und Vincic die Wende zu schaffen. Die Häfler Volleyballer bewiesen zumindest wieder mehr Kampfgeist. Nun gab es einige lange und spektakuläre Ballwechsel, beide Teams agierten wieder auf ähnlichem Niveau. Das spiegelte sich auch im Ergebnis wider. Zwischenzeitlich stand es 20:20, es sah nach einem spannenden Ende im dritten Satz aus. Berlin zeigte sich aber erneut gnadenlos und ließ dem VFB keine Chance mehr. Weber schlug ins Aus, 25:21 für die Gäste. Die BR Volleys sind deutscher Meister der Saison 2020/2021. „Wir haben es probiert, aber es war nicht unsere Serie“, sagte Steuerwald. „Für mich wird es jetzt Zeit für etwas Neues.“