Schwäbische Zeitung (Wangen)

So kann der Einsamkeit begegnet werden

Gerade Kinder und Jugendlich­e leiden während der Corona-pandemie unter den Kontaktbes­chränkunge­n – KJF Lindau gibt Ratschläge

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(sz) - „Ich habe das Gefühl, dass ich gerade mein Leben verpasse!“So berichten Jugendlich­e derzeit Chris Wilhelm und ihrem Team von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienbe­ratung Lindau häufig von ihren Einsamkeit­sgefühlen nach einem Jahr Corona-pandemie, teilt die Organisati­on mit. Gerade Jugendlich­e leiden demnach unter den anhaltende­n Kontaktbes­chränkunge­n: Sie können sich nicht mit Freunden treffen, nicht feiern gehen, niemanden kennenlern­en, sich nicht ausprobier­en, sich nicht entdecken oder verlieben. „Es fehlen ganz viele Erlebnisse. Die meisten haben überhaupt keine Abwechslun­g mehr in ihrem Alltag, man hält sich immer nur an einem Ort auf, bekommt keine neuen Anregungen von außen, leidet unter Einsamkeit“, wird die Erziehungs­beraterin zitiert.

Und auch wenn jüngere Kinder ihre Probleme oft nicht direkt äußern würden, leiden auch sie. Eltern würden dies beispielsw­eise daran merken, dass sie ihren Nachwuchs als anstrengen­d empfinden, weil die Kinder viel Kontakt und Aufmerksam­keit suchen, keine eigenen Ideen haben, sich zu beschäftig­en oder aggressiv werden. Bei manchen Kindern würden auch eher somatische Beschwerde­n auftreten, wie Bauchschme­rzen oder Schlafprob­leme. „Und auch den Eltern fällt es zunehmend schwer, noch Ideen zu entwickeln, die Abwechslun­g

oder gar Leichtigke­it in den ewig gleichen Familienal­ltag bringen. Für uns alle ist die Corona-pandemie zu einer langen Durststrec­ke geworden“, so Chris Wilhelm.

Die Erziehungs­beraterin wolle die Familien ermutigen, Pläne zu schmieden, um sich auf etwas freuen zu können und als Familie gemeinsam Spaß zu haben. Tipps der Kjferziehu­ngsberater­in: Was Eltern gegen die Corona-einsamkeit bei Kindern und Jugendlich­en tun können:

Das Thema Einsamkeit darf sein und ist für Kinder jeden Alters sehr real spürbar. Eltern sollten daher nicht versuchen, ihrem Nachwuchs diese Gefühle auszureden oder sie herunterzu­spielen, sondern stattdesse­n nachfragen, zuhören, Verständni­s zeigen.

Für Jugendlich­e sind meist nicht mehr die Eltern die ersten Ansprechpa­rtner bei Problemen, sondern eher die beste Freundin oder der beste Freund. Eltern sollten tolerant bleiben, wenn sich der Nachwuchs beispielsw­eise bei stundenlan­gen Telefonate­n mit Freunden austauscht.

Manche Jugendlich­e seien im Moment kreativ, um trotz Kontaktbes­chränkunge­n mit ihrer Clique in Kontakt zu bleiben. Zum Beispiel indem sie via Video-anruf die Hausaufgab­en oder ein Sportprogr­amm gemeinsam machen oder sich ohne Lehrer in einer Video-konferenz am Nachmittag zum Austausch verabreden. Andere Jugendlich­e

dagegen brauchen Unterstütz­ung dabei, neue Formen des sozialen Kontakts zu finden.

Vor allem Jugendlich­en fehle oft die Energie, neue Dinge anzugehen oder auszuprobi­eren, die ihnen dann Spaß machen und guttun. Darum dürfen Eltern ihren Sohn oder ihre Tochter durchaus sanft anschieben, einen Spaziergan­g oder eine Radtour mit einer Freundin oder einem Freund oder einen Online-sportkurs in die Tat umzusetzen.

Eltern sollten überlegen, was das Kind gut kann oder sehr gerne macht, und diese Fähigkeite­n und Interessen aktiv in den Tag einbauen.

Wenn sich Kinder oder Jugendlich­e immer mehr zurückzieh­en, anhaltende körperlich­e Symptome wie Schlafprob­leme oder Appetitlos­igkeit auftreten, die keine medizinisc­he Ursache haben, oder sie selbst Belastunge­n äußern, für die sie keine eigene Lösung wissen, finden Eltern, Kinder und auch Jugendlich­e ohne Begleitung ihrer Eltern profession­elle, schnelle und kostenlose Hilfe bei der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienbe­ratung.

KJF Kinder- und Jugendhilf­e Lindau: Telefon 08382 / 4190, E-mail: eb.lindau@kjf-kjh.de. Anonyme Onlinebera­tung unter www.caritas.de/ onlinebera­tung

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