Bekommt Wangen einen Radweg „de Luxe“?
Warum 2,5 Kilometer auf der Landesgartenschau 8,3 Millionen Euro kosten sollen
- Im Vorfeld der Landesgartenschau schielt die Stadt Wangen erneut auf Geld vom Bund. Nachdem sie für die Erba in den vergangenen Jahren vor allem von Mitteln des Programms „Nationale Projekte des Städtebaus“profitiert hatte, möchte sie sich jetzt an einem neu aufgelegten Fördertopf für den Ausbau von Radwegen laben. Hat die Verwaltung mit ihrem Antrag Erfolg, könnte eine „de Luxe“-variante das Landesgartenschau-gelände vom südwestlichen Ende der Erba bis in die Stadt hinein durchziehen.
Der Wangener Stadtspitze wird gemeinhin ein gutes Näschen nachgesagt, wenn es darum geht, an Fördergelder aus Berlin oder Stuttgart zu kommen. Dieses Mal haben dies andere: Als Vertreter der Stadtverwaltung mit dem Regierungspräsidium (RP) Tübingen über den geplanten Aus- beziehungsweise Neubau des rund 2,5 Kilometer langen Radwegs sprachen, machte die übergeordnete Behörde sie auf die neu erschlossene Geldquelle des Bundes aufmerksam.
Diese war jetzt Thema im Gemeinderat, obwohl die Stadt bereits im Vorfeld den Förderantrag gestellt hatte. Zum einen wurde die Planung vorgestellt, wenn die Mittel aus Berlin fließen sollten, zum anderen ging es um Umschichtungen bei der möglichen Finanzierung. Wobei ungeachtet eines Antragserfolgs der Radweg (aus-)gebaut werden soll – dann allerdings in anderer Form.
Diese Ursprungsplanung besagt, dass der teils marode, teils im Zuge der Landesgartenschau neu zu bauende Radweg dem Standard des Landes für Radwege entsprechen soll. Der Bund hat mit seinem Förderprogramm indes ein anderes Niveau aufgestellt. So ist eine Breite von 4,50 Meter Fördervoraussetzung, wobei Radler und Fußgänger getrennt werden. Ersteren sollen zweieinhalb Meter zur Verfügung stehen, Zweiteren zwei Meter. Und: Auf Brücken fordert der Bund eine Breite von vier Metern.
Dieser Aspekt ist für die Wangener Planungen besonders bedeutend. Denn die Trasse soll über diverse Bauwerke dieser Art führen. Einige sind neu zu bauen, andere bestehen schon, müssten aber ausgebaut werden. Interessant: Die Stadt hatte erst vor wenigen Jahren die Brücke zwischen dem Landfahrerplatz am Südring und der Stadtgärtnerei sanieren lassen. Da sie aber zu schmal für die Kriterien des Bundes ist, würde parallel dazu eine zweite über die Argen gebaut.
Dass all dies viel Geld kostet, steht außer Zweifel. So kalkuliert die Stadt für den möglichen Radweg „de Luxe“sowie die zahlreichen Brückenbauwerke mit Gesamtkosten von 8,3 Millionen Euro. Wobei OB Michael Lang im Gemeinderat klarstellte: Die Flussüberquerungen verschlingen davon den „Löwenanteil“.
Ungeachtet dessen und unabhängig vom Zuschlag soll es für die
Stadt aber bei einem eigenen Anteil von knapp 2,4 Millionen Euro bleiben. Diesen hatte sie bereits einkalkuliert, als sie beim RP wegen der möglichen Landesförderungen vorstellig geworden war.
Die Stadträte begrüßten die städtische Bewerbung auf die Fördermittel aus Berlin grundsätzlich. Einige machte allerdings die hohe Summe von 8,3 Millionen Euro skeptisch – zumal diese im kommenden Jahr über Kredite zwischenfinanziert werden soll, ehe das Bundes-geld tatsächlich fließen würde. Gerhard Lang (SPD) beispielsweise fragte deshalb nach einem „Plan B“und Reinhold Meindl (FW) sah die Summe als „sehr kritisch“an.
OB Lang antwortete darauf: „Wenn wir die Förderung kriegen, können wir mehr machen.“Andernfalls bleibe es bei den Ursprungsideen. Die Zwischenfinanzierung über Kredite sah er nicht bedrohlich: Hierbei handele es sich nur „um ein paar Monate“.
Und wann entscheidet sich, ob Wangen einen Luxus-radweg bekommt? Die Stadt geht von einem Bescheid aus Berlin im Mai aus. Bedeckter hält sie sich bei der Frage, ob sie im positiven Fall tatsächlich den maximalen Fördersatz von 90 Prozent der Kosten erhält. OB Michael Lang hält dies für unwahrscheinlich. Aber auch bei einer kalkulierten Fördung von 70 Prozent erhöhe sich der städtische Anteil nicht.