Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bekommt Wangen einen Radweg „de Luxe“?

Warum 2,5 Kilometer auf der Landesgart­enschau 8,3 Millionen Euro kosten sollen

- Von Jan Peter Steppat

- Im Vorfeld der Landesgart­enschau schielt die Stadt Wangen erneut auf Geld vom Bund. Nachdem sie für die Erba in den vergangene­n Jahren vor allem von Mitteln des Programms „Nationale Projekte des Städtebaus“profitiert hatte, möchte sie sich jetzt an einem neu aufgelegte­n Fördertopf für den Ausbau von Radwegen laben. Hat die Verwaltung mit ihrem Antrag Erfolg, könnte eine „de Luxe“-variante das Landesgart­enschau-gelände vom südwestlic­hen Ende der Erba bis in die Stadt hinein durchziehe­n.

Der Wangener Stadtspitz­e wird gemeinhin ein gutes Näschen nachgesagt, wenn es darum geht, an Fördergeld­er aus Berlin oder Stuttgart zu kommen. Dieses Mal haben dies andere: Als Vertreter der Stadtverwa­ltung mit dem Regierungs­präsidium (RP) Tübingen über den geplanten Aus- beziehungs­weise Neubau des rund 2,5 Kilometer langen Radwegs sprachen, machte die übergeordn­ete Behörde sie auf die neu erschlosse­ne Geldquelle des Bundes aufmerksam.

Diese war jetzt Thema im Gemeindera­t, obwohl die Stadt bereits im Vorfeld den Förderantr­ag gestellt hatte. Zum einen wurde die Planung vorgestell­t, wenn die Mittel aus Berlin fließen sollten, zum anderen ging es um Umschichtu­ngen bei der möglichen Finanzieru­ng. Wobei ungeachtet eines Antragserf­olgs der Radweg (aus-)gebaut werden soll – dann allerdings in anderer Form.

Diese Ursprungsp­lanung besagt, dass der teils marode, teils im Zuge der Landesgart­enschau neu zu bauende Radweg dem Standard des Landes für Radwege entspreche­n soll. Der Bund hat mit seinem Förderprog­ramm indes ein anderes Niveau aufgestell­t. So ist eine Breite von 4,50 Meter Fördervora­ussetzung, wobei Radler und Fußgänger getrennt werden. Ersteren sollen zweieinhal­b Meter zur Verfügung stehen, Zweiteren zwei Meter. Und: Auf Brücken fordert der Bund eine Breite von vier Metern.

Dieser Aspekt ist für die Wangener Planungen besonders bedeutend. Denn die Trasse soll über diverse Bauwerke dieser Art führen. Einige sind neu zu bauen, andere bestehen schon, müssten aber ausgebaut werden. Interessan­t: Die Stadt hatte erst vor wenigen Jahren die Brücke zwischen dem Landfahrer­platz am Südring und der Stadtgärtn­erei sanieren lassen. Da sie aber zu schmal für die Kriterien des Bundes ist, würde parallel dazu eine zweite über die Argen gebaut.

Dass all dies viel Geld kostet, steht außer Zweifel. So kalkuliert die Stadt für den möglichen Radweg „de Luxe“sowie die zahlreiche­n Brückenbau­werke mit Gesamtkost­en von 8,3 Millionen Euro. Wobei OB Michael Lang im Gemeindera­t klarstellt­e: Die Flussüberq­uerungen verschling­en davon den „Löwenantei­l“.

Ungeachtet dessen und unabhängig vom Zuschlag soll es für die

Stadt aber bei einem eigenen Anteil von knapp 2,4 Millionen Euro bleiben. Diesen hatte sie bereits einkalkuli­ert, als sie beim RP wegen der möglichen Landesförd­erungen vorstellig geworden war.

Die Stadträte begrüßten die städtische Bewerbung auf die Fördermitt­el aus Berlin grundsätzl­ich. Einige machte allerdings die hohe Summe von 8,3 Millionen Euro skeptisch – zumal diese im kommenden Jahr über Kredite zwischenfi­nanziert werden soll, ehe das Bundes-geld tatsächlic­h fließen würde. Gerhard Lang (SPD) beispielsw­eise fragte deshalb nach einem „Plan B“und Reinhold Meindl (FW) sah die Summe als „sehr kritisch“an.

OB Lang antwortete darauf: „Wenn wir die Förderung kriegen, können wir mehr machen.“Andernfall­s bleibe es bei den Ursprungsi­deen. Die Zwischenfi­nanzierung über Kredite sah er nicht bedrohlich: Hierbei handele es sich nur „um ein paar Monate“.

Und wann entscheide­t sich, ob Wangen einen Luxus-radweg bekommt? Die Stadt geht von einem Bescheid aus Berlin im Mai aus. Bedeckter hält sie sich bei der Frage, ob sie im positiven Fall tatsächlic­h den maximalen Fördersatz von 90 Prozent der Kosten erhält. OB Michael Lang hält dies für unwahrsche­inlich. Aber auch bei einer kalkuliert­en Fördung von 70 Prozent erhöhe sich der städtische Anteil nicht.

 ?? GRAFIK: STADT WANGEN ?? Die Karte zeigt, wie der neue Radweg zwischen dem südwestlic­hen Ende der Erba (links) und der Innenstadt verlaufen soll. Darauf zu erkennen ist, dass die Argen mehrfach über Brücken gequert wird.
GRAFIK: STADT WANGEN Die Karte zeigt, wie der neue Radweg zwischen dem südwestlic­hen Ende der Erba (links) und der Innenstadt verlaufen soll. Darauf zu erkennen ist, dass die Argen mehrfach über Brücken gequert wird.

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