Schwäbische Zeitung (Wangen)

Unterallgä­uer Landrat entschuldi­gt sich für Facebook-post

Kreischef hatte Testpflich­t an Schulen kritisiert und bezeichnet dies nun als Fehler – Fraktionen nehmen Stellung

- Von Johann Stoll

- Der Unterallgä­uer Landrat Alex Eder ist zurückgeru­dert. Nachdem der Freie Wähler am späten Sonntagabe­nd „nach ein, zwei Gläsern Wein“, wie er gegenüber Allgäu TV erklärt hatte, auf Facebook aus Sicht eines Kindes die Corona-testpflich­t an Schulen sehr emotional kritisiert hatte, korrigiert­e er sich nun. Eder schreibt auf seinem Politiker-facebook-profil: „Mein Post von Sonntag war zu emotional und zu sehr aus der ,Vater-brille’. Mit der dramatisie­rten Darstellun­g meiner Befürchtun­g habe ich das Gleiche getan, was ich anderen vorwerfe, und das ärgert mich.“Dem Grunde nach sei es ihm nur darum gegangen, dass die Tests zu Hause stattfinde­n sollten, um im Fall eines positiven Ergebnisse­s psychisch belastende Situatione­n von besonders sensiblen Kindern fernzuhalt­en.

„Mit Sicherheit können unsere Lehrerinne­n und Lehrer die Aufgabe des Testens nach besten Möglichkei­ten erfüllen, aber sie sollten meiner Meinung nach diese Aufgabe gar nicht erst aufgelaste­t bekommen“, betont Eder. Der Landrat räumt aber ein, dass die Lehrerin in seiner fiktiven Geschichte „auch noch besonders schlecht wegkam“, was nicht seine Absicht gewesen sei, „weil ich nur die Sicht des Kindes beleuchten wollte und wofür ich mich entschuldi­ge.“Dass die Tests in den Schulen Pflicht wurden, sei aber eine Tatsache.

Eder wurde von einer Grundschul­e eingeladen, sich selbst anzusehen, wie die Tests ablaufen. „Ich lasse mich gern überzeugen, wie gut das funktionie­rt.“Außerdem prüfe er, „ob wir besonders besorgten Eltern einen zusätzlich­en Test mit nach Hause geben können, um dem Kind mit dem Wissen eines negativen Ergebnisse­s am Morgen zumindest etwas die Anspannung zu nehmen.“Die aktuellen Tests seien keine Einzellösu­ngen. Auch wenn für die kleineren Kinder auf Spucktests umgestellt werden könnte, würde das noch einiges erleichter­n. „Dafür versuche ich mich einzusetze­n.“Trotzdem hält der Landrat seine Kritik dahingehen­d aufrecht, „dass wir von den Kindern Dinge verlangen, die wir von Erwachsene­n nicht verlangen.“

Es fehle der Anreiz für alle Beteiligte­n, diese zusätzlich­e Aufgabe zu akzeptiere­n. So könnte seiner Ansicht nach mit Testpflich­t der Anwesenden die Schule inzidenzun­abhängig geöffnet bleiben oder der Mundschutz am Platz noch einmal überdacht werden.

Unterdesse­n haben auch die Kreistagsf­raktionen von CSU sowie SPD/FDP sein Vorgehen kritisiert. „Landrat Eder hat Ende letzten Jahres gefordert, die Schülerinn­en und Schüler wieder in den Schulen zu unterricht­en. Nun, da wir endlich in der Lage sind, durch Schnelltes­ts einen richtigen und unter den derzeitige­n Umständen gewaltigen Schritt in diese Richtung zu unternehme­n, wird durch den Landrat in einer vollkommen unverständ­lichen Art und Weise dieser Schritt nicht nur infrage gestellt. Nein, seine Äußerungen stellen die pädagogisc­hen Fähigkeite­n der gesamten Lehrerscha­ft infrage. Dadurch werden nur Ängste geschürt und dies führt zur weiteren Spaltung unserer Gesellscha­ft“, teilt die CSU in einer Pressemitt­eilung mit.

Die Spd/fdp-kreistagsf­raktion sieht in den „unsachlich­en und emotionale­n, größtentei­ls aus Kettenbrie­fen der Querdenker-szene stammenden Schriftstü­ck“des Landrates, kein geeignetes Mittel, Schüler und Eltern sinnvoll durch die Pandemie zu begleiten. „Wir sind darüber besorgt, dass unser Landrat sich selbst immer weiter in Richtung Querdenker manövriert...“Die Spd/fdp-fraktion appelliert an die Kolleginne­n und Kollegen der Freien Wähler im Kreistag, nun endlich auf den Landrat einzuwirke­n und dessen „Corona-irrfahrt“zu stoppen.

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