Bald doppelt so viele E-scooter in Kempten
Unternehmen und Stadt sind mit dem Start zufrieden und wollen auf 150 Fahrzeuge aufstocken
- Aus 75 mach 150: Der private E-scooter-anbieter Zeus will sein Angebot in Kempten in diesem Monat erweitern. „Die Nachfrage ist sehr gut“, sagte der Mobilitätsmanager der Stadtverwaltung, Stefan Sommerfeld. Dementsprechend werde die Zeus Gmbh, die deutsche Tochter eines irischen Start-ups, die Zahl der Scooter verdoppeln – so wie es der Kooperationsvertrag mit der Stadt bei guter Nachfrage vorsieht.
Bislang waren die dreirädrigen Scooter vor allem in der Innenstadt innerhalb des Rings zu sehen. Das soll sich laut Sommerfeld künftig ändern: „Die Erweiterung soll auch eine Anbindung der Stadtteile einbeziehen.“Diese Entwicklung sei Teil eines „gesunden Wachstums“, betonte Sommerfeld. „Der behutsame Start hat uns geholfen, uns daran zu gewöhnen.“
Auch das Unternehmen selbst ist nach eigenen Angaben mit dem Start in Kempten „sehr zufrieden“. Die Strategie, zunächst mit einer kleinen Fahrzeug-flotte zu beginnen, gehe auf. Genaue Nutzungszahlen wollte eine Sprecherin auf Nachfrage aber nicht nennen. Meldungen über beschädigte oder gestohlene Scooter gebe es bislang nicht, nur einzelne Nachfragen wegen falsch abgestellter Roller. „Wir werden aber oft mit den negativen Erfahrungen aus den Großstädten konfrontiert“, sagte die Sprecherin.
Dort hätten häufig mehrere große Anbieter gleichzeitig enorme Fahrzeug-flotten ins Stadtgebiet gebracht, betont Mobilitätsmanager Sommerfeld. „Das war ein Bärendienst für die Verleih-szene.“In Kempten seien die Beschwerden aber „auf einem geringen Niveau“, sagt Sommerfeld. „Der überwiegende Eindruck ist, dass die Kemptener verantwortungsvoll mit dieser neuen Möglichkeit umgehen.“
Das bestätigt auch die Polizei. Seit dem Zeus-start am 1. April sei in Kempten „kein einziger Unfall unter Beteiligung von E-scootern“gemeldet worden, sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/ West, Dominic Geißler. Auch die Zahl der Verstöße von E-scooterfahrern ist demnach gering, am häufigsten – fünf Mal – habe die Polizei Fahrzeuge mit zwei Menschen an Bord gestoppt. Erlaubt ist nur eine Person pro Roller. Dreimal seien zudem Fahrer mit ihren E-scootern auf dem Gehweg unterwegs gewesen, sagt Geißler. „Generell müssen Radwege benutzt werden, wenn vorhanden. Sonst müssen E-scooter auf der Fahrbahn unterwegs sein.“
Jüngst schaffte es zudem ein 54Jähriger in die Polizeimeldungen, weil er betrunken auf einem E-scooter in Kempten unterwegs war. Das ist ebenso verboten wie bei anderen Verkehrsmitteln: Wer mit einem Escooter durch die Stadt rollt, für den gelten laut Polizei die gleichen Promillegrenzen wie beim Autofahren.
Anbieter Zeus macht auf die Regeln auch mit einer eigenen Kampagne unter dem Titel „Zeige Respekt“aufmerksam. Richtiges Parken ist dabei ebenfalls Thema: Fahrradwege, Gehwege mit weniger als 1,60 Meter Breite, öffentliche Fahrradständer und Bushaltestellen sind zum Abstellen der E-scooter zum Beispiel tabu.
Konkurrenz durch andere Escooter-verleihfirmen muss das Unternehmen Zeus in Kempten zunächst wohl nicht fürchten. „Wir sind jetzt erstmal in der Testphase“, sagt Mobilitätsmanager Sommerfeld. „Ein Überangebot wollen wir auf jeden Fall verhindern.“Deshalb sei die Stadt auch nicht aktiv auf der Suche nach anderen Anbietern. „Irgendwann werden die aber kommen“, sagt Sommerfeld. „Dieser Wettbewerb ist ja auch im Sinne des Kunden.“