Einen Satz heiße Ohren
Kenner körperlicher Auseinandersetzungen wissen, dass es sich bei der Ohrfeige um einen seitlich geführten Schlag mit der flachen Hand handelt. Die Älteren werden sich noch an das Wort „Backenstreich“erinnern. Wahrscheinlich aus eigener Anschauung, denn die Watschen war in früheren Zeiten ein gängiges Instrument aus dem pädagogischen Werkzeugkasten.
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat nun auf schmerzhafte Art erfahren müssen, dass so eine Ohrfeige nicht nur körperlich schmerzt, sondern auch eine seelische Schmach bedeuten kann. Während eines Wahlkampfauftritts bekam er eine gescheuert und musste sich von dem Wüterich noch nachschreien lassen: „Nieder mit der Macronie!“Diese Forderung hat freilich nichts mit den ähnlich lautenden italienischen Nudeln zu tun. Dennoch sind sowohl die Watschen als auch der Spruch ein Affront gegen Marcon, der auf seiner Tour durch Frankreich dem „Volk aufs Maul“schauen wollte. Aber nicht beabsichtigte, vom Volk „aufs Maul zu bekommen“.
Ähnliche Backpfeifenaffären haben sich auch schon in Deutschland abgespielt. Etwa im Jahr 1968, als eine gewisse Beate Klarsfeld dem damals amtierenden Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger einen seitlich geführten Schlag mit der flachen Hand aufstrich. 36 Jahre später war dann Gerhard Schröder dran, als ihm ein arbeitsloser Lehrer herzhaft eine scheuerte. Genützt hat es freilich nichts. Schröder trat ebenso wenig zurück wie Kiesinger. Und Macron ist dem Vernehmen nach auch noch immer im Amt. Das beweist: Ohrfeigen-pädagogik hat ausgedient. (nyf)