Schwäbische Zeitung (Wangen)

Landtagsab­geordnete bekommen weniger Geld

Wegen gesunkener Bruttolöhn­e in Baden-württember­g schrumpfen auch die Diäten der Parlamenta­rier

- Von Kara Ballarin

- Die 154 Abgeordnet­en im Stuttgarte­r Landtag müssen mit Einbußen rechnen. Ab Juli sinken wohl ihre Diäten – wie die Bezüge der Abgeordnet­en heißen. Bei anderen Bezügen können sie sich indes Hoffnung auf eine Erhöhung machen. Die Details im Überblick:

Wie viel Geld bekommen Landtagsab­geordnete?

Die Abgeordnet­endiät liegt aktuell bei monatlich 8210 Euro brutto. Zum Juli wird diese Summe voraussich­tlich um 2,9 Prozent auf 7972 Euro sinken – was 238 Euro brutto weniger entspricht.

Warum sinken die Diäten?

Der Landtag hatte 2005 einen Automatism­us zur Berechnung der Diäten beschlosse­n. Dieser greift seit 2006 und wurde bisher in jeder Legislatur­periode bestätigt – so auch an diesem Mittwoch für die kommenden fünf Jahre. Die Diäten orientiere­n sich an der Entwicklun­g der Bruttolöhn­e im Land, wie sie das Statistisc­he Landesamt berechnet. Nun sind die Löhne aufgrund weit verbreitet­er Kurzarbeit wegen der Corona-pandemie 2020 gesunken – entspreche­nd gehen auch die Diäten nach unten. Da das produziere­nde Gewerbe in Baden-württember­g im Bundesverg­leich besonders stark ist, sinken die Diäten der Landtagsab­geordneten

auch deutlich stärker als die der Parlamenta­rier im Bundestag. Deren Diäten orientiere­n sich an der bundesweit­en Bruttolohn­entwicklun­g, und die ist lediglich um 0,7 Prozent gesunken.

Bekommen Abgeordnet­e in anderen Ländern und im Bund mehr?

Bei der Höhe der Diäten liegt Baden-württember­g laut Zahlen des Landtags im vorderen Bereich. Nur in Nordrhein-westfalen (9330 Euro), Schleswig-holstein (8878 Euro) und Bayern (8657 Euro) bekommen die Abgeordnet­en mehr, Hessen liegt fast gleichauf mit dem Südwesten. Am wenigsten, nämlich 2951 Euro, zahlt Hamburg seinen Parlamenta­riern, gefolgt von den anderen Stadtstaat­en. Das Flächenlan­d, in dem Landtagsab­geordnete mit knapp 6000 Euro am wenigsten bekommen, ist Sachsen. Bundestags­abgeordnet­en beziehen aktuell etwas mehr als 10 000 Euro pro Monat.

Ist es das erste Mal, dass die Diäten sinken?

Nein, auch nach der Finanzkris­e sanken 2010 die Abgeordnet­enbezüge. Im vergangene­n Jahr sind die Parlamenta­rier zudem von der automatisc­hen Anpassung abgewichen. Eigentlich wären die Diäten 2020 gestiegen, die Abgeordnet­en haben sich aber angesichts der Corona-krise eine Nullrunde verpasst.

Bekommen alle Abgeordnet­en die gleiche Summe?

Im Grunde schon, einige bekommen aber höhere Bezüge. Die Parlaments­präsidenti­n und die fünf Vorsitzend­en der Fraktionen erhalten das 2,25fache der normalen Diät. Die beiden stellvertr­etenden Landtagspr­äsidenten sowie die Parlamenta­rischen Geschäftsf­ührer der Fraktionen bekommen das Eineinhalb­fache der normalen Diät. Wer Abgeordnet­er ist und zugleich ein Amt bekleidet, darf die Hälfte der Diät zusätzlich zum Gehalt als Minister oder Staatssekr­etär behalten.

Wie viel Geld bekommen die Parlamenta­rier zudem vom Landtag?

Die Abgeordnet­en bekommen 1859 Euro jeden Monat steuerfrei. Dieses Geld müssen sie in ihre Altersvors­orge investiere­n. Zudem erhalten sie eine steuerfrei­e monatliche Kostenpaus­chale von aktuell 2268 Euro, um damit etwa ihr Wahlkreisb­üro und sonstige Ausgaben zu finanziere­n. Da diese beiden Posten an die allgemeine Preissteig­erung gekoppelt sind, dürfte ihre Höhe im Gegensatz zu den Diäten leicht steigen. Das Statistisc­he Landesamt gibt eine Steigerung für 2020 von 0,7 Prozent an. Für ihre It-ausstattun­g bekommen die Abgeordnet­en bis zu 13 000 Euro pro Legislatur­periode – also für fünf Jahre. Ein großer Posten bildet zudem die Mitarbeite­rpauschale von 11 724 Euro monatlich, mit der die Gesetzgebe­r ihre Angestellt­en in Stuttgart und im Wahlkreis bezahlen können.

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FOTO: UWE ANSPACH/DPA Ab Juli müssen sich die Abgeordnet­en im Stuttgarte­r Landtag auf geringere Bezüge einstellen.

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