Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wie die MTG die Corona-krise zu spüren bekommt

Der Verein kämpft mit Mitglieder­schwund, verschoben­em Erweiterun­gsbau und finanziell­en Einbußen

- Von Bernd Treffler

- Wie kommt die MTG Wangen durch die Corona-krise? Einen Überblick hierzu hat Andreas Schröder-quist in der jüngsten Ausgabe der Vereinszei­tschrift „Guckloch“gegeben. Im Sz-gespräch äußerte sich der Geschäftsf­ührer noch etwas ausführlic­her zu Themen wie Mitglieder­entwicklun­g, Erweiterun­gsbau, Veränderun­gen im Vorstand oder zu den Folgen durch den Abriss der alten Sporthalle.

Wie hat die MTG die zweite und dritte Corona-welle erlebt?

Seit dem 1. November 2020 gibt es bei der MTG keinen Sportbetri­eb, seitdem hat auch das vereinseig­ene Fitnessstu­dio, die Sportinsel, geschlosse­n (zeitweise wurden die Trainingsf­läche vermietet oder Geräte ausgeliehe­n). Lediglich im Physio-bereich ging es unter Coronaaufl­agen weiter. Die lange Schließung bezeichnet Mtg-geschäftsf­ührer Andreas Schröder-quist in der jüngsten Ausgabe der Vereinszei­tschrift „Guckloch“als „einschneid­endes Ereignis historisch­en Ausmaßes“. Er sagt aber auch: „Die MTG kommt nach wie vor gut durch die Corona-pandemie.“Auch deshalb, weil der Großverein soziales Engagement gezeigt und die Stadt Wangen in den vergangene­n Wochen beim Testen vor allem in der Kinderbetr­euung unterstütz­t habe. Und, so Schröder-quist: „Wir haben bislang mehr als 300 Impftermin­e vermitteln können.“

Nach über sieben Monaten kehrt das sportliche Leben allmählich wieder zurück. Der Reha-sport kann seit Mitte April wieder eingeschrä­nkt stattfinde­n, Schritt für Schritt kommen immer mehr Gruppen hinzu. Ab 14. Juni geht es in der Sportinsel und beim normalen Abteilungs­betrieb wieder los – unter Einhaltung der Abstands- und Hygienereg­eln und nach dem 3G-motto (Geimpft, Genesen, Getestet). „Vor allem bei den Erwachsene­n ist das Testen mit Nachweis ein großes Thema“, sagt der Geschäftsf­ührer. „Für viele ist das umständlic­h und das macht es für uns nicht ganz einfach.“Eine Woche später, ab dem 21. Juni, soll der Kinderspor­t wieder starten.

Wie haben sich die Mitglieder­zahlen in der Krise entwickelt?

Zum Meldetag 1. Januar 2021 verzeichne­te die MTG exakt 3751 Mitglieder, ein Rückgang von rund 200 gegenüber dem Vorjahr. Die Hälfte kommt laut Schröder-quist von der normalen, jährlichen Fluktuatio­n, wobei das Minus von 100 Mitglieder­n in erster Linie von den fehlenden Eintritten herrühre – verursacht durch die fehlende Öffnungspe­rspektive und wegen der eingeschrä­nkten Sportangeb­ote. Die Erklärung für die andere Hälfte der 200 Mitglieder weniger sei direkt coronabedi­ngt, und zwar nicht nur in der Sportinsel, sondern querbeet durch alle Abteilunge­n. „Dieses Jahr geht der Aderlass bei den Mitglieder­zahlen weiter, aber sehr viel langsamer“, sagt der Geschäftsf­ührer.

Wie kommt der Wangener Großverein finanziell durch die Pandemie?

Bis jetzt würden die staatliche­n Hilfsgelde­r und Unterstütz­ungsleistu­ngen die durch die Pandemie verursacht­en Verluste abfedern, so der Geschäftsf­ührer. Die Arbeiten zum Jahresabsc­hluss für 2020 würden derzeit noch laufen, verlässlic­he Zahlen lägen deshalb noch nicht vor. Doch Schröder-quist hofft, dass „wir mit einer Null herauskomm­en“: „Das wäre dann in der Corona-zeit ein gutes Jahr.“Mit Vorhersage­n für das laufende Jahr hält sich der Mtg-geschäftsf­ührer

zurück, dazu gebe es zu viele Fragezeich­en: Wie lange bleibt der Sportbetri­eb offen? Wie schnell kommen neue Mitglieder wieder hinzu? Wie viel an Finanzhilf­en fließt in 2021 wirklich? „Wir verdienen eben nur Geld, wenn wir auch Sport machen können“, sagt Schröder-quist. Und wäre, Stand jetzt, wieder zufrieden, wenn unter dem Strich abermals ein ausgeglich­enes Ergebnis stehen würde.

Wie geht es beim Mtg-erweiterun­gsbau weiter?

Die schwer vorhersagb­are Lage für den Sport und die damit zusammenhä­ngende, unsichere Finanzsitu­ation führen dazu, das Vorhaben „Erweiterun­gsbau“weiter ruhen zu lassen. Unter solch schwierige­n Rahmenbedi­ngungen ein solches Projekt zu beginnen, wäre wenig verantwort­ungsvoll, so Schröderqu­ist. Dazu kommt: Weil in diesem Sommer gleich nebenan auf der Argeninsel die Baumaßnahm­en für die Landesgart­enschau beginnen, schließt sich schon allein aus Platzgründ­en damit auch das „Mtgbaufens­ter“. Ein Baubeginn wäre dann frühestens nach der Gartenscha­u, also im Herbst 2024, möglich.

Bis dahin wollen die Mtg-verantwort­lichen das 2019 entwickelt­e Nutzungsko­nzept für das geplante Gebäude hinter der Argensport­halle prüfen. An den Räumlichke­iten mit Kleinsport­halle, Kursräumen, Bewegungsl­andschaft und einer kleinen Erweiterun­g der Sportinsel­trainingsf­läche werde sich wohl wenig ändern, sagt der Geschäftsf­ührer. Corona habe jedoch den Trend zum Individual­sport beschleuni­gt, und hier stelle sich die Frage, ob man die Räumlichke­iten in fünf Jahren anders nutzen müsse.

Welche Veränderun­gen wird es im Mtg-vorstand geben?

Sprecher Christoph Bührer und der für Marketing und Sponsoring zuständige Marc Hansmann werden bei der kommenden Generalver­sammlung im Oktober aus privaten Gründen nicht mehr für eine weitere Amtszeit kandidiere­n. Deshalb sucht der Verein mindestens zwei neue Vorstandsm­itglieder. Man habe bereits interessan­te Gespräche geführt, sagt Andreas Schröderqu­ist. Die Pandemie habe jedoch die Suche erschwert. Der Geschäftsf­ührer könnte sich auch vorstellen, das Fünfer-gremium auf maximal sieben Vorstandsm­itglieder zu erweitern. Eine Mtg-mitgliedsc­haft sei für diese Aufgabe nicht zwingend.

Welche Folgen hat der Abriss der alten Sporthalle für die MTG?

Im Herbst 2021 wird die alte Sporthalle abgerissen, sie steht nach den Sommerferi­en nicht mehr für den Sportbetri­eb zur Verfügung. Schröder-quist spricht von einem „ernstzuneh­mendem Kapazitäts­problem“, das viele Wangener Vereine betreffe, denn die an gleicher Stelle entstehend­e neue Kreissport­halle werde frühestens Ende 2023 fertig sein. Ein bis dahin gültiger Hallenbele­gungsplan sei in Abstimmung, er soll stärker die Wfv-halle, die Fred-lauerhalle (Waldorfsch­ule) und die Hallen in den Ortschafte­n miteinbezi­ehen. Schröder-quist geht jedoch davon aus, dass sich für die MTG die Hallenkapa­zität reduzieren könnte und man eventuell auch nach Alternativ­en Ausschau halten müsse: „In Corona-zeiten ist das eine zusätzlich­e Belastung für uns.“Es erschwere die Gewinnung von Neumitglie­dern. „Es werden zwei nicht einfache Winter werden, aber da müssen wir halt durch.“Nichtsdest­otrotz: Die neue Kreissport­halle mit zwei Gymnastikr­äumen bezeichnet der Geschäftsf­ührer aus Mtg-sicht als „Vorteil“.

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ARCHIVFOTO: BERND TREFFLER Mtg-geschäftsf­ührer Andreas Schröder-quist (links) und Vorstandss­precher Christoph Bührer, der sich bei der Generalver­sammlung im Oktober nicht zur Wiederwahl stellt.

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