Schwäbische Zeitung (Wangen)

Nummernsch­ilder „wie früher“

Seit gut einem Jahr sind „TT“und „ÜB“wieder unterwegs – Erster „Hunger“gestillt

- Von Olaf E. Jahnke

- Lange haben viele darauf gewartet, dass sie endlich wieder ein Tt-kennzeiche­n an ihr Fahrzeug schrauben dürfen – Anfang vergangene­n Jahres war es dann soweit und die Altkennzei­chen TT und ÜB feierten im Bodenseekr­eis ihr Comeback.

„Der Hype vom Anfang hat in den letzten Monaten doch deutlich nachgelass­en“, lässt Anne Heginger aus der Pressestel­le des Landratsam­ts Bodenseekr­eis verlautbar­en. Das bestätigt der Sachgebiet­sleiter Bürgerserv­ice/kfz-zulassung, René Bayer: „Die Nachfrage hat sich eingepende­lt, der größte Hunger ist gestillt.“Er bezieht sich dabei auf die Entwicklun­g der Zulassungs­zahlen.

Seit der Einführung im Februar 2020 hat es zum Dezember des Jahres rund 4700 TT- und 6700 Übkennzeic­hen gegeben. Ende Mai 2021 gab es 7317 TT und 9538 Übkennzeic­hen bei 47 248 Fn-kennzeiche­n. Die Zahlen haben also trotz

Pandemie nochmals deutlich zugelegt. Insgesamt sind noch rund 300 Altkennzei­chen, die nie abgemeldet wurden, unterwegs.

Als einer der ersten Tt-kenzeichen-freunde hat sich damals Kirchenmus­iker Stephan Debeur im Januar bei der Tettnanger Zulassungs­stelle sein Tt-wunschkenn­zeichen gesichert. Das Kennzeiche­n konnte er damals noch nicht abholen. Nun hatte er zwar die Reservieru­ng erhalten für seine Volkswagen-schätzchen aus den Sechzigerj­ahren, ist aber aus verschiede­nen Gründen nicht dazu gekommen, die Anmeldung letztlich auch umzusetzen. Die Reservieru­ng ging auf „TT-TL 68“für die blaue 1600 Touren-limousine und „TT-EL 68“für den 1600 EL, ebenfalls eine Coupé-form, aber mit Einspritzm­otor und roten Kunstleder­sitzen.

Dabei versichert der bekannte Organist und Oldtimerfr­eund: „Die Fahrzeuge gehören irgendwie zu meiner Familie“. Debeur hat das sogar einmal mit der Geschichte „Der

Duft der Freiheit – eine Liebesgesc­hichte“erzählt, die in einer Oldtimerze­itschrift veröffentl­icht wurde. Schließlic­h hat Debeur, nachdem er auf das väterliche Fahrzeug gleichen Modells keinen Zugriff nehmen konnte, einen VW 1600 TL als sein erstes eigenes Fahrzeug gekauft. Die Liebe zu den Modellen aus seiner Kindheit ist geblieben, und so kam es auch zum Erwerb des zweiten Modells. Dabei ist es nicht einfach, diese Fahrzeuge verkehrstü­chtig zu halten. „Ich suche da immer noch nach einem kundigen Restaurato­r“, meint der Oldtimerfa­n. Nach Reservieru­ngsnachfra­gen beim Bodenseekr­eis online und per Telefon sowie einer Versicheru­ngsbestäti­gung war es dann schließlic­h soweit. Debeur war glücklich: „Die Reservieru­ng wäre ja eigentlich abgelaufen – aber die Kombinatio­nen gab es noch.“Die Schilder wurden dann beim Tettnanger Schilderdr­ucker Marc Thurnherr gefertigt.

Dabei hatte Debeur allerdings noch einen Extrawunsc­h: „Zu den mit neuen Ziffern, Saison- und Hmarkierun­gen und der Eu-flagge verschande­lten Schildern hätte ich gerne die Originale“. Gelassen marschiert­e Schildersp­ezialist Thurnherr also in sein Lager und produziert­e erst einmal – mit Originaldr­uckvorlage­n für Zahlen, Buchstaben und Abständen – die neuen Schilder. Marc Thurnherr habe sich nach eigenem Bekunden das erste Tt-schild sichern können, sagt er. Zurück in seiner Garage konnte dann auch Debeur endlich die Nummernsch­ilder „wie früher“an seine Schätze anschraube­n.

Dabei gibt es viele Gründe für ein Altkennzei­chen, ist von der Zulassungs­stelle zu erfahren. Schließlic­h seien manche gewünschte­n Buchstaben­oder Zahlenkomb­inationen mit FN schon vergriffen, die mit Ttoder Üb-kennzeiche­n noch möglich seien.

Bei manchem sei aber schlicht auch die Kombinatio­n aus Oldtimerbe­geisterung, Stil und Lokalpatri­otismus ein Entscheidu­ngsgrund.

 ?? FOTO: OLAF E. JAHNKE ?? Zwei Fahrzeuge mit Originalen und neuer Eu-h-saisonmark­ierung, da kommt ein Fächer zusammen, den hier Stephan Debeur präsentier­t.
FOTO: OLAF E. JAHNKE Zwei Fahrzeuge mit Originalen und neuer Eu-h-saisonmark­ierung, da kommt ein Fächer zusammen, den hier Stephan Debeur präsentier­t.

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