Eierüberschuss und dreiste Diebe
Nic Dilgers gerettete Hühner aus der Massentierhaltung legen in Tettnang fleißig Eier
- Nachwuchs-hühnerhalter Nic Dilger hat bereits zahlreichen Hühnern aus der Massentierhaltung das Leben gerettet. „Hier bin ich Huhn, hier darf ich’s sein“– dieses etwas abgewandelte Goethe-zitat trifft auf ein Hühnerleben bei Nic Dilger voll zu. Idyllisch am Waldrand gelegen, hat der fast 18-jährige junge Mann ein Paradies für ausgebeutetes Federvieh geschaffen und investiert darin seine ganze Freizeit.
Rund 130 Hühner dürfen sich dort frei bewegen, scharren, picken und Staubbäder nehmen. Dafür beglücken die Hühner Nic Dilger derzeit mit rund 80 Eiern pro Tag. Diese werden von ihm ordentlich in Eierschachteln verpackt, mit einem Stempel versehen und am Eierstand in Tettnang verkauft. Der Selbstbedienungsstand ist 24 Stunden geöffnet, das Geld legt man in eine Kasse. Nic braucht es dringend für seine Unkosten bei der Hühnerhaltung.
Leider komme es aber immer wieder vor, dass Eier mitgenommen und nicht bezahlt würden. Vor Kurzem sei das sogar mitten in der Nacht passiert, erzählt Nic. Da er eine Überwachungskamera installiert hat, ist der Eierdieb darauf recht gut zu erkennen. Doch die meisten Kunden sind ehrlich und viele hinterlassen ein positives Feedback auf kleinen gelben Zetteln, die auf ein Brett gepinnt werden. Im Moment habe er trotzdem einen Eierüberschuss, sagt Nic.
Im elterlichen Keller lagern viele Eier, die er innerhalb von 21 Tagen verkaufen sollte. Danach muss er die Eier verschenken oder er verfüttert sie an seine Hühner, die sie mit Begeisterung fressen. Um den Eierverkauf
auszuweiten, trägt sich Nic mit dem Gedanken, einen zweiten Eierstand zu eröffnen. Möglich ist es auch, eine Hühner-patenschaft zu übernehmen. Diese kostet 24 Euro im Monat und man bekommt von seinem Huhn wöchentlich zehn frische Eier.
Bei der Herkunft der Hühnereier empfehle es sich für den Verbraucher, sehr genau hinzuschauen, rät Nic Dilger. Da die heutigen Hühnerrassen für die Eierindustrie auf extreme Legeleistung gezüchtet würden, legten sie bis zu 300 Eier im Jahr. Alte Hühnerrassen brachten es dagegen auf 20 bis 30 Eier jährlich. Obwohl die Hochleistungshühner häufig nach kurzer Zeit an Entzündungen im Bauchraum leiden würden, lasse ihr Körper nicht zu, dass sie das Eierlegen beenden.
Xl-eier würden übrigens durch eine Zwangsmauser entstehen, die dadurch hervorgerufen wird, dass die Tiere nichts mehr zu trinken bekommen, erklärt der Hühnerexperte. Danach würden sie Xl-eier legen, was für die Hühner eine heftige Quälerei bedeute, wie Nic sagt. Seien die Hochleistungshühner dann nach einigen Monaten „verbraucht“, würden sie geschlachtet und zu Suppenhühnern, Bouillon oder Tierfutter verarbeitet. Auch Hühner in Bio- und Freilandbetrieben seien meist überzüchtet. Denn der Begriff „Bio“sage nur aus, dass sie ein anderes Futter bekämen. Freilandhaltung bedeute schließlich nicht automatisch, dass die Tiere den ganzen Tag draußen sein dürften. Oft würden die Auslaufklappen nur für kurze Zeit geöffnet, sodass bei der Masse von Hühnern in den Ställen die meisten gar keine Chance hätten, an die frische Luft zu kommen.
Viele würden sich auch nicht ins Freie trauen, weil sie in den Auslaufflächen durch fehlende Bepflanzung keinen Schutz vor Feinden finden würden, erklärt Nic weiter. Diese Umstände der Haltung hätten viele Verbraucher jedoch leider nicht im Hinterkopf, wenn sie im Supermarkt zu Eiern, Nudeln, Keksen oder anderen Produkten greifen, die Ei enthalten.
Bei Nic Dilger haben die Hühner, die schon länger da sind, ein glänzendes Federkleid, intakte Füße und wirken munter und neugierig. Viele seien krank, mit Abszessen, fast nackt und apathisch zu ihm gekommen, erzählt er. Jetzt sind sie zutraulich, laufen ihm nach und lassen sich sogar herumtragen. Wenn er die Eier aus dem Nest holt, kann es allerdings schon mal vorkommen, dass eine Henne wütend gackernd nach ihm pickt. Schließlich wollen die Hühner eigentlich in Ruhe brüten, was der Hintergrund für das Eierlegen ist.
Ganz aktuell hat Nic Dilger vom Veterinäramt die Nachricht bekommen, dass 200 Felsen-stadttauben aus schlechter Haltung ein neues Zuhause suchen. Da er selbst einige Tauben hält und mit Facebook-taubengruppen vernetzt ist, bemüht er sich, einen Platz für sie zu finden. Benötigt werden für die Taubenhaltung eine Voliere und ein Stall.
Wer aufnehmen möchte, kann sich mit unter der Telefonnummer 0176 /
46 05 18 97 in Verbindung setzen.
gibt’s in Nic’s Hühnerstadel zu kaufen in der Kaltenberger Straße 40/10 in Tettnang. Weitere Infos zu Hühnerrettungsaktionen unter
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