Das „Modell Brunnhuber“funktioniert nicht mehr
Ravensburg Towerstars beenden Kooperation mit EV Lindau Islanders nach fünf Jahren
- Die Eishockey-kooperation zwischen dem DEL2-CLUB Ravensburg Towerstars und dem Oberligisten EV Lindau Islanders ist nach fünf Jahren beendet. Wie die Towerstars mitteilten, werden sie künftig mit einem Lindauer Ligakonkurrenten zusammenarbeiten. „Nach mehreren Gesprächen sind wir der Ansicht, dass ein anderer Kooperationspartner für unsere jungen Spieler besser ist“, sagt Daniel Heinrizi. Über den neuen Partner aus der Oberliga Süd will der künftige Towerstars-geschäftsführer aber noch nichts sagen.
Die Towerstars hätten neben den Islanders mit drei weiteren Clubs aus der Oberliga Süd gesprochen, die sich eine Kooperation mit dem Zweitligisten vorstellen konnten, sagt Heinrizi. „Ich finde es extrem wichtig, als DEL2-CLUB einen Partner in der Oberliga zu haben“, ergänzt er: „Dadurch haben junge Spieler nach den Nachwuchsligen die Möglichkeit, einen Zwischenschritt einzulegen.“Denn der Sprung aus der Deutschen Nachwuchsliga (DNL) – egal ob erste, zweite oder dritte Division – ist groß.
Wie groß der Unterschied ist, hat etwa Eric Bergen in der vergangenen Saison erlebt. Der 18-jährige Verteidiger der Towerstars hatte zuvor nur in der DNL III beim EV Ravensburg gespielt, ehe er dauerhaft in den Del2-kader aufgenommen wurde. Dort bekam Bergen – auch wegen Verletzungssorgen in der Verteidigung – sehr viel Eiszeit. An das Niveau in der DEL2 musste sich der Abiturient aber erst einmal gewöhnen. Tim Sezemsky holte sich viel Spielpraxis bei den Islanders, war dann in den Play-offs bei den Towerstars zur Stelle und überzeugte. Bergen kam in der vergangenen Oberligasaison auf drei Einsätze für Lindau, der langjährige Islanders-spieler Justin Volek auf zwei, Sezemsky sogar auf 22 Partien.
So richtig zufrieden damit scheinen aber weder die Towerstars noch die Islanders gewesen zu sein. Der Evl-vorsitzende Bernd Wucher kommentiert das Ende der Zusammenarbeit mit den Ravensburgern recht nüchtern: „Für uns ist das okay. Wir sehen das freundschaftlich.“Eine Kooperation sei ein Geben und ein Nehmen, fügt er hinzu. Das habe seit dem Aufstieg der Lindauer in die Oberliga zur Saison 2016/2017 zwar gut geklappt, ab dem die Kooperation mit den Towerstars lief.
Als Vorbild für eine fruchtbare Zusammenarbeit nannte er Tim Brunnhuber, der 2017/18 komplett in Lindau spielte, aber schon eine Förderlizenz für Ravensburg hatte. Erst in der Folgesaison spielte Brunnhuber, immer noch mit der Förderlizenz ausgestattet, nahezu komplett eine Liga höher in Ravensburg. Mit dem heutigen Straubinger konnten beide Mannschaften also verlässlich rechnen. Diese „Planungssicherheit“sei ihnen wichtig gewesen, sagt Wucher. Zuletzt habe dieses „Modell Brunnhuber“aber nicht mehr gut funktioniert.
Fest macht Wucher dies nicht zuletzt an der vergangenen Saison. In der Verteidigung habe der Förderlizenzspieler Sezemsky durchgehend bei den Islanders gespielt – bis die Towerstars vom Verletzungspech verfolgt waren und den Nachwuchsmann in den Del2-kader eingliederten. Gleichzeitig fehlte Sezemsky aber nun den Islanders, die ihrerseits in David Farny einen wichtigen Ausfall in der Defensive zu verkraften hatten, der ausgerechnet in den Playoffs fehlte. Sezemsky hätte ihnen, sagt Wucher, in dieser Situation sehr gutgetan. Noch krasser lief es bei den beiden Stürmern Alexander Dosch und Sebastian Hon, die weiteren Förderlizenspieler, die gleich fast die ganze Saison über in der vierten Reihe der Towerstars aufliefen.
Ein allgemeiner „Brecher“sei dann die Corona-pandemie gewesen, die das sowieso schon aufwendige Wechseln diverser Spieler zwischen zwei Mannschaften sehr kompliziert machte, sagt Wucher. „Der Mix war schwierig“, sagt er. Denn so bestand die Gefahr, dass sich das Virus von einer Liga in die andere bewegt oder ganz allgemein ungute Auswirkungen auf die sportliche Gegenwart hat, wenn Spieler durch eine Infektion in der einen Mannschaft ausfallen, die eigentlich in der anderen gebraucht werden. Zahlreiche andere Kooperationen zwischen Del2-clubs und Oberligisten seien deshalb zumindest unterbrochen worden, um kein Risiko einzugehen.
Während die Towerstars nun mit einem anderen Kooperationspartner weitermachen wollen, überlegen die Islanders noch, wie der künftige Weg aussehen soll. „Wir schauen jetzt erst mal auf uns“, sagt Wucher. Derweil sagt Heinrizi, dass das Ende der Kooperation zwischen den Islanders und den Towerstars kein Ende der Zusammenarbeit zwischen den beiden Vereinen bedeuten soll. „Die Türen sind nicht zu“, betont der künftige Geschäftsführer Sport der Towerstars.